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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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argwöhnisch beäugt von den Bewohnern auf der anderen Seite des Maschendrahtzauns. »Aber die eine Ziege ist krank geworden. Ich musste sie schlachten lassen. Daraufhin wurde die andere seltsam… Ich habe mir gedacht, ich probiere es demnächst mal mit ein paar Schafen.«
    »Das ist alles wirklich großartig«, sagte Jeremiah und meinte es auch so. Er hätte alles dafür gegeben, wenn sich das Dilemma, in dem er steckte, einfach in Luft aufgelöst hätte und er einfach auf seine Farm hätte zurückkehren können, um wieder Beete umzugraben, Möhren einzusäen oder Kartoffeln zu setzen. Was die Tiere der No-Nonsense-Farm wohl inzwischen machten? Ob sie sich bei ihren neuen Besitzern eingelebt hatten? Es war einer der Momente, in denen ihn die Ausweglosigkeit ihrer Situation regelrecht ansprang. Wenn er nicht so viele gute Freunde gehabt hätte, er hätte sich in der Zwischenzeit wahrscheinlich schon längst den Behörden gestellt, einfach nur, damit der Albtraum ein Ende hatte…
    Doch dieser Albtraum würde so schnell kein Ende finden. Tatsächlich hatte er gerade erst angefangen.
    »Vermisst Peter die Wall Street nicht ab und zu?«, fragte er, um sich auf andere Gedanken zu bringen.
    Jacqueline schüttelte den Kopf. Sie war immer noch so grazil wie damals und hatte auch noch diese langen, leicht gewellten Haare. Nur dass sie inzwischen grau waren statt braun. »Ich glaube nicht. Inzwischen sind schon die Hälfte seiner ehemaligen Kollegen tot – Herzinfarkt die meisten, einer an Lungenkrebs, einer sogar an einer Überdosis Kokain. Von den übrigen haben zwei den Absprung geschafft; einer lebt in Las Vegas und verspielt das Geld, das er verdient hat, und der andere hat ein Restaurant in Florida. Hank. Mit dem telefoniert er ab und zu. Aber ansonsten – «
    Sie hielt inne, einen überraschten Ausdruck im Gesicht. Jeremiah fuhr herum. Hinter ihm stand John Two Eagles, als sei er urplötzlich aus dem Boden gewachsen.
    »Jeremiah«, sagte der Indianer mit seiner tiefen Stimme, die an das Organ eines Bären denken ließ.
    »Hi, John«, stieß Jeremiah hervor. Er hatte Two Eagles nicht kommen hören, was ihn immer wieder erschreckte, aber inzwischen nicht mehr wunderte.
    »Ich muss meine Kinder suchen gehen«, erklärte der Blackfeet mit stoischem Gesicht. »Sie sind in Gefahr.«
    Jeremiah war perplex. John Two Eagles sagte nicht viel, aber wenn er einmal etwas sagte, dann ließ es einen in zwei von drei Fällen fast aus den Schuhen kippen.
    In diesem Fall veranlasste es Jeremiahs Fantasie, Bilder von Unfällen, von Verbrechern, von seinen Kindern in den Händen der Upgrader zu produzieren.
    »Gefahr?«, wiederholte er. »Was für eine Gefahr?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Indianer.
    »Weißt du denn, wo sie sind?«
    »Nein.«
    Schade. Er hätte Lilian nur zu gern sagen können, wo sich Kyle und Serenity befanden.
    Er hätte es auch selber gerne gewusst. Dafür hätte er sogar Indianer-Hokuspokus in Kauf genommen.
    »Und wie willst du sie dann finden?«
    »Indem ich sie suche«, antwortete John Two Eagles mit entwaffnender Schlichtheit.
    »Sie suchen? Okay. Aber du musst doch zumindest eine Vorstellung davon haben, wo du sie suchen willst. Ich meine, Amerika ist ein riesiges Land – «
    »Ich werde meinem Herzen folgen«, sagte der Indianer. »Aber ich muss gehen. Jetzt sofort.«
    Jeremiah schluckte. Noch einer, der ihn verließ. »Okay«, sagte er und versuchte, sich auf praktische Fragen zu konzentrieren. »Welches Auto willst du nehmen?« Das würde knifflig werden, aber irgendwie würden sie zurechtkommen.
    »Kein Auto«, sagte Two Eagles.
    »Kein Auto?« Was dann? Ein Pferd? Das hatten sie nicht.
    Der fast zwei Meter große Indianer trat einen Schritt vor und legte Jeremiah eine Hand auf die Schulter. »Lebe wohl, mein Freund. Wir werden uns wiedersehen.«
    »Ich hoffe es«, brachte Jeremiah mühsam hervor. »Leb wohl.«
    Damit ging John Two Eagles. Er drehte sich um, verließ den Garten und wanderte ruhig davon, ohne sich noch einmal umzudrehen, ohne Gepäck, ohne Rucksack, mit nichts als dem, was er am Leibe trug.

65 | Sie hielten einmal kurz, um etwas zu essen – dubios aussehende Hamburger von einem dubios aussehenden Stand am Straßenrand, an dem das Vertrauenerweckendste die großen Schilder waren, mit denen er für sich warb.
    George schien das egal zu sein und Christopher wollte sich keine Blöße geben, indem er die Mimose spielte, also zwang er sich auch so ein Teil hinein und hoffte, dass er

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