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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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daran zu lernen, mit Computern umzugehen. Und über die Kontakte für die Berufsvideos kam ich an jemanden, der Werbung per E-Mail millionenfach verschicken wollte. Er suchte eine Möglichkeit dazu und war bereit, viel Geld dafür zu bezahlen.« Guy lehnte sich zurück, verschränkte die Arme. »Ich will nicht in Details gehen. Sagen wir mal, ich habe mich gründlich in die Materie eingearbeitet. So richtig legal war das alles nicht, richtig illegal allerdings auch nicht, weil es gewisse Gesetze noch nicht gab ... Jedenfalls, eins kam zum anderen. Bald hat es gereicht, dass ich mir ein Studium in Kalifornien leisten konnte, am Caltech. Wo ich dann die wirklich scharfen Sachen über Computer gelernt habe. Ab da war klar, dass ich nicht einfach nur ein Dokumentarfilmer werden würde.«
    Es war spät geworden. Guy erzählte noch ein paar Anekdoten, der Wein tat das Seine, dann war es wirklich Zeit, schlafen zu gehen.
    Es dauerte nicht lange, bis man hörte, dass Guy zu den nächtlichen Waldarbeitern zählte. Christopher rutschte an Serenity heran und ließ seine Hand unter ihr Pyjama-Oberteil schlüpfen.
    Sie blockte ihn ab. »Nicht«, flüsterte sie. »Was, wenn er uns hört?«
    »Wird er nicht«, wisperte Christopher zurück. »Er schläft.«
    Sie schnaubte. »Vergiss es.«
    »Hey«, maulte Christopher. War er ein bisschen betrunken? Nein. Oder? »Das ist jetzt echt hart.«
    Sie schnaubte noch einmal, aber es klang schon nicht mehr so entrüstet. »Du hättest ja auch ein paar Wochen eher auf die Idee kommen können, mich zu betören.«
    »Ja«, seufzte Christopher, während er bereits spürte, wie der Schlaf schwer nach ihm griff. »Das ist halt immer so eine Sache mit den Ideen.«

66

    Serenity erwachte, als das erste Licht durch die Luke über ihrem Kopf schimmerte. Irgendwie hatten sie und Christopher sich in der Nacht doch ineinander verknotet; sie machte sich behutsam los, ohne dass er aufwachte. Sie betrachtete ihn, wie er schlief. Sein Gesicht war ganz entspannt, wirkte offen, fast verletzlich. Ein warmes Gefühl stieg in ihr auf, ein Durcheinander aus Zuneigung und Verlangen, in das sich sofort kalte Verzweiflung mischte. Die Dinge waren, wie sie waren. Die Kohärenz würde ihrem Glück irgendwann ein Ende bereiten.
    Serenity drehte sich weg. Sie durfte nicht an die Zukunft denken, nicht an das, was kam. Für sie beide gab es nur das Jetzt, das Hier, das Heute. Nur das zählte. Das würde ihnen niemand nehmen können.
    Als sie sich aufsetzte, merkte sie, wie schlecht die Luft im Wohnwagen über Nacht geworden war. Kein Wunder, zwei schnarchende Männer auf engem Raum, und dann hatten sie gestern Abend auch noch vergessen, ein Fenster aufzumachen! Im Suff eben, sagte sie sich und angelte nach ihrer Hose, um sie sich einfach über die Pyjamahose zu ziehen.
    Sie fand ihre Socken und ihr Sweatshirt, stieg die schmale Leiter hinab und schlüpfte in ihre Schuhe. Sie öffnete das Fenster über dem Tisch, öffnete die Seitentür und trat ins Freie.
    Draußen stieg sie auf den knapp hüfthohen Erdwall, der den Campingplatz umschloss. Es war völlig still, und die Landschaft ringsum wirkte wie verzaubert. Silberner Dunst hing über den Wiesen und Ginsterbüschen, die Sonne färbte den Horizont orangerot, ohne sich schon selber zu zeigen, und alle Bäume und Felsen warfen endlos lange Schatten. Einen köstlichen Moment lang gab sie sich der Vorstellung hin, dass sie in ein Märchenland entkommen waren, in dem sie die Kohärenz nicht finden würde.
    Auf jeden Fall tat es gut, tief durchzuatmen. Man roch das Meer, über dem sich bizarre rosafarbene Wolken türmten.
    Die Welt konnte so schön sein! Man musste nur die Augen aufmachen und hinschauen, sich berühren und verzaubern lassen. Serenity dachte an ihren Vater. Jetzt gerade verstand sie ihn gut, sogar seine Wut, mit der er gegen alle ankämpfte, die diese Schönheit zerstörten, ohne zu merken, was sie da taten.
    Aber es tat weh, an ihn zu denken. Bestimmt hatte Dad inzwischen schon einen Chip verpasst bekommen.
    Wozu musste es so etwas wie die Kohärenz geben? Wieso sah sie nicht, dass die Welt schön war, wie sie war? Denn das konnte sie unmöglich sehen, sonst wäre sie nicht so verbissen darauf aus gewesen, sie zu erobern!
    Sie hörte, wie noch jemand aus dem Wohnmobil stieg, hörte Schritte auf dem feinen Kies des Parkplatzes und dann auf feuchtem Gras. Es war Guy, das wusste sie, ohne hinschauen zu müssen.
    »Schön, hmm?«, meinte er leise, als er neben sie

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