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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hatte.
    Auch hier waren die Zufahrtswege abgesperrt. Die Wachleute wiesen sogar Fußgänger ab.
    »Das heißt, dass sie gerade eine Straßenszene drehen«, erklärte Guy mit spürbarer Begeisterung. »Da hätte man sich rechtzeitig in Position bringen müssen; so was ist total interessant. Was da für ein Aufwand getrieben wird! Unglaublich. Und nachher im Film sind es nur ein paar Sekunden.« Er sah sich um. »Tja, zu spät. Ins Dorf kommen wir nicht.« Er deutete auf einen quer abzweigenden Pfad. »Gehen wir hier entlang. Der führt uns im großen Bogen auf den Campingplatz zurück. Dann machen wir uns ans Kochen.«
    Am Ende war es Guy, der das Kochen übernahm, weil vor dem winzigen Herd nicht mehr als einer Platz hatte. Es gab Penne mit Tomaten-Thunfisch-Soße, zu der Serenity eine geschnittene Zwiebel beisteuerte; Christopher deckte den Tisch.
    Zur Feier des Tages kredenzte Guy einen italienischen Rotwein. »Die letzte Flasche meines Vorrats«, betonte er beim Einschenken. »Ab jetzt müssen wir mit französischem Wein vorliebnehmen. Wobei wir morgen sowieso einkaufen sollten.«
    Auf Guys Bitte erzählte Christopher noch einmal in aller Ausführlichkeit, was es mit der Kohärenz auf sich hatte, wie sie entstanden und was bisher geschehen war. Das dauerte länger als das Essen, auch länger, als sie brauchten, um die Flasche Montepulciano zu leeren.
    »Prothesenmacher?«, unterbrach Guy, als Christopher auf seine Großeltern zu sprechen kam. »Hieß dein Großvater zufällig Heinz?«
    Christopher nickte überrascht. »Ja. Heinz Raumeister. Wieso?«
    »Schau an. Die Welt ist klein.« Guy fischte geistesabwesend eine Schachtel mit dünnen Zigarillos aus der Hemdtasche, schob sie wieder zurück, musterte Serenity und Christopher. »Ach, was soll's?«, stieß er hervor. »Früher oder später kriegt ihr es ja doch mit. Die hübsche junge Dame hier hat schon bemerkt, dass ich manchmal humple. Wenn ich müde bin vor allem.« Er drehte sich zur Seite und klopfte auf seinen Unterschenkel. Man hörte nichts Besonderes. »Ich habe eine Beinprothese.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte Serenity.
    »Ein Unfall, als ich fünf war. Eine Straßenbahn.« Er verzog das Gesicht, als schmerze die Erinnerung immer noch. »Ich war schon immer etwas leichtsinnig.«
    Christopher furchte die Augenbrauen. »Du willst uns jetzt nicht erzählen, dass deine Beinprothese von meinem Großvater stammt, oder?«
    »Na, das wäre ja mehr als Zufall, oder? Das wäre schon fast Schicksal ... Nein, aber mein Prothesenmacher war mit deinem Großvater befreundet. Piergiorgio? Hat er den Namen nie erwähnt?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wirklich nicht? Piergiorgio hat oft von ihm gesprochen. Heinz in Frankfurt. Ich weiß nicht, woher die beiden sich kannten, jedenfalls haben sie einander besucht, Briefe geschrieben, miteinander telefoniert
    Christopher schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich an nichts dergleichen.
    »Jedenfalls«, meinte Guy, »hat Piergiorgio von deinem Großvater eine Methode übernommen, Prothesen nahezu lebensecht aussehen zu lassen.« Er krempelte seine Hose bis zum Knie hoch und streckte das bestrumpfte Bein in die Luft.
    Auf den ersten Blick sah man keinen Unterschied. Ein stämmiges, behaartes Männerbein eben. Doch wenn man wusste, worauf man achten musste, entdeckte man auf den zweiten Blick die dünne Linie, an der die Kunsthaut in die echte Haut überging. Solche Prothesen hatte auch Christophers Großvater viele gebaut: Unterschenkelprothesen, die am Stumpf befestigt werden konnten und keine äußere Halterung benötigten.
    »Die Durchleuchtungsgeräte an Flughäfen erkennen das Ding natürlich«, sagte Guy. »Ist eben eine Menge Metall drin. Aber beim Abtasten von Hand hat noch nie einer was gemerkt. Das meine ich mit lebensecht.«
    Christopher nickte. »Gute Arbeit.« Er fragte sich, wozu ihnen Guy das eigentlich erzählte. So wichtig war das doch nicht, oder?
    »Der Witz ist«, fuhr der PentaByte-Man fort, »dass ich heute auf diese Prothese gar nicht mehr verzichten würde. Wenn jetzt ein Wunderheiler käme und zu mir sagte: Guy, alter Junge, schließ die Augen und denk an was Schönes, ich lass deinen Fuß nachwachsen – ich würde sagen, nein, danke!«
    Christopher hob die Brauen. Das zum Beispiel hätte sein Großvater jetzt nicht gerne gehört.
    »Ich zeig euch, warum.« Guy drückte beide Daumen in die Trennlinie und löste die Prothese mit einer Drehbewegung, die Christopher bekannt vorkam.
    Serenity neben

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