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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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stellt, zehn bis zwanzig Prozent des Geldes dafür überlassen will.« Guy lachte laut auf. »Völlig gaga als Story, aber da fallen tatsächlich Leute drauf rein! Man muss so eine Mail nur an ausreichend viele Adressaten rausschicken, dann findet sich jemand, der blöd und gierig genug ist, sich zu melden. Und sobald einer angebissen hat, geht das Spiel los. Das Geld gibt es natürlich nicht, klar. Aber die Burschen tun so, als ob. Und als ob sie mit den schrecklichen Behörden kämpfen. Wir müssen jemanden bestechen, heißt es, können Sie bitte Geld schicken, nur ein bisschen, hundert Dollar, dann kann es losgehen. Was sind schon hundert Dollar, denkt sich der Blödmann in Europa oder Amerika, wenn es um Millionen geht, und schickt das Geld. Sofort taucht natürlich das nächste Hindernis auf und diesmal sind tausend Dollar nötig. Und so geht das weiter, bis der Kerl endlich begreift, dass er einfach nur abgezockt wird. Bis dahin ist er einen ganzen Batzen Geld los und die Burschen in Lagos haben sich auf seine Kosten halb totgelacht. ›Mugus‹ nennen sie ihre Opfer, ›weiße Idioten‹.«
    »Und warum hast du dich mit denen verkracht?«, wollte Christopher wissen.
    »Na ja. Das ist eine Gelddruckmaschine. Es ist nicht schwer, das durchzuziehen, also gibt es eine Menge Konkurrenz. Die halten diese Jungs sich mit allerlei unfreundlichen Maßnahmen vom Leib. Wobei ich ja nichts dagegen habe, wenn sich Gangster gegenseitig an den Hals gehen. Aber diese Typen sind inzwischen so reich, dass sie auch mal nach Europa fliegen, ihre Opfer treffen und schlicht und einfach ausrauben. Als ich mitgekriegt habe, dass so ein ›Mugu‹ – ein Berner Rechtsanwalt, man stelle sich vor! – mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus gelandet ist, wollte ich nichts mehr mit denen zu tun haben.«
    Christopher kniff die Augen zusammen. »Du hast gedacht, sie hätten einen Hacker auf dich angesetzt, um herauszufinden, ob du für jemand anderen solche Mails verschickst?«
    »Ja, genau. Das wäre ungesund für mich gewesen. Es gibt viele, die diese Masche reiten, in Indonesien zum Beispiel oder in Japan. An die Banden dort kommen die Nigerianer nicht heran, deshalb versuchen sie, die Computerleute zu finden und unter Druck zu setzen.«
    »Und wie hast du gemerkt, dass es nicht die Nigerianer sind?«
    »Gar nicht. Ich bin einfach auf Tauchstation gegangen und hab abgewartet. Ich sehe nur jetzt im Rückblick, dass das der Tag war, an dem alles anders wurde.«
    »Der Bombenanschlag auf das Taylorsville Data Center in North Carolina war am dreißigsten März«, rechnete Christopher. »Wenn meine Theorie stimmt, muss die Kohärenz vor diesem Tag auf dich aufmerksam geworden sein. Sie muss herausgefunden haben, wer du bist, was du machst und wo du deine Daten gesichert hast.«
    Guy nickte. »Wobei ich das mit dem Anschlag nicht mitbekommen habe. Das war hier in Europa keine Nachricht. Meine Backup-Routine hat irgendwann Synchronisationsfehler gemeldet, aber da hat bei mir nichts geklingelt. Ich meine, wer denkt an so etwas? Bis ich gemerkt habe, dass meine Online-Backups nicht mehr da sind, kein einziges Set mehr – das hat Ewigkeiten gedauert.« Er klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Angefangen hat alles am Achtzehnten. Da bin ich mir sicher. Wenn wirklich die Kohärenz dahintersteckt, heißt das, ich muss ihr irgendwann vor dem Achtzehnten unangenehm aufgefallen sein.«
    »Und zwar nicht lange davor«, ergänzte Christopher. »Die Kohärenz handelt in solchen Fällen blitzschnell. Ein Tag ist da gar nichts.«
    »Ja?« Guy betrachtete den Bildschirm seines Computers zweifelnd. »Hmm. Also, ich hab die Tage und Wochen vor dem Achtzehnten durchgesehen, drei Mal inzwischen, aber ehrlich, ich finde nichts. Langsam kenn ich die Videos auswendig. Ich glaube nicht, dass es noch einen Zweck hat, wenn ich sie ein viertes Mal durchgehe.«
    »Darum sind ja wir hier«, sagte Christopher. »Vielleicht fällt uns etwas auf, was du schon nicht mehr wahrnimmst.«
    »Hoffen wir's«, meinte Guy. Er drückte an seinem Rechner ein paar Tasten, die auf dem Computer vor Christopher eine Videosequenz starteten. Erst sah man die Tastatur eines normalen PCs und Hände, die darauf tippten: Guys Hände. Dann schoss der Blick, WWWHUSCH, nach oben, zeigte einen Bildschirm und eine Webseite, auf der das Logo der CIA prangte. »Bitte schön«, hörte man die blecherne Videostimme von Guy. »Ein Server des amerikanischen Geheimdienstes. Wir sind

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