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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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grinsend. »Von wegen Blockade. Man müsste nur diesen File umbenennen, dann wären alle Blockaden aufgehoben. Machen wir natürlich nicht«, fügte er hinzu.
    Serenity lachte auf, wirkte mit einem Mal erleichtert. War sie am Ende eifersüchtig gewesen wegen dieser Frau im Video? Blödsinn. Ein Mädchen wie Serenity hatte es nicht nötig, eifersüchtig zu sein.
    War ja auch egal. Hauptsache, sie lachte wieder. Er legte den Arm um sie und küsste sie, und diesmal entzog sie sich ihm nicht, ganz im Gegenteil.
    »Wenn wir nur auch ein Zelt hätten«, meinte sie, als sie Luft holen mussten. »So wie die beiden da.«
    Christopher sah zu dem grünen Zelt hinüber. »Sollen wir sie fragen, ob sie es uns leihen?«
    Sie tippte ihm an die Stirn. »Quatschkopf!«
    »Oder«, überlegte er weiter, »wir suchen uns einen Heuschober. Das wäre die klassische Variante.«
    Aber hierzulande schien es keine Heuschober zu geben, zumindest entdeckten sie auf ihrem Weg ins Dorf nirgendwo einen.
    Der Ort hatte einen Kern aus uralten Gebäuden, die rings um einen Platz vor einer verwitterten Kirche aus grauen Steinblöcken standen, ein Anblick, der Serenity restlos begeisterte. Christopher hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten, wie sie in dieses Gässchen oder jenen Seitenweg hineinschoss, ihn immer im Schlepptau. »Schau nur!«, sagte sie wieder und wieder und deutete jedes Mal auf irgendetwas, einen Torbogen aus Bruchsteinen, einen Durchblick in einen ummauerten Garten oder ein winziges Fenster mit einer Gardine aus Spitze. »Und das ist alles echt!«, wiederholte sie, meistens wenn sie in ehrfürchtiger Bewunderung vor einer grauen, vom Zahn der Zeit benagten Fassade stand.
    Christopher musste grinsen. Klar, in den USA waren Gebäude selten älter als hundert Jahre. Diese Häuser hier waren vor fünfhundert Jahren oder noch früher erbaut worden, zu einer Zeit, als in Europa niemand geahnt hatte, dass es den amerikanischen Kontinent überhaupt gab.
    Es war viel los, in den alten Straßen wie in den neuen. Überall lärmten Handwerker. Es wurde gebohrt, gehämmert, laute Rufe schallten durch die Straßen. Auf dem Platz vor der Kirche stand ein Brunnen, der schon lange nicht mehr in Benutzung und wohl deswegen mit Blumen bepflanzt worden war. Nun waren zwei Männer dabei, die Blumen wieder herauszunehmen und in Plastiktöpfe zu setzen, die sie auf die Ladefläche eines Anhängers schoben. Daneben montierten drei andere Männer die Beschilderung einer Bushaltestelle ab.
    Für Dreharbeiten, klar. Mindestens eine Szene würde also vor der Kirche spielen. Christopher entdeckte einen Mann, der den Platz abging und immer wieder durch eine Art Suchglas spähte; der Kameramann oder Regisseur, der nach geeigneten Perspektiven suchte. Ein Assistent mit einem Tabletcomputer folgte ihm und tippte eifrig Notizen.
    Serenity entdeckte etwas anderes. »Schau mal.« Sie deutete auf ein Auto, das in einer Seitengasse parkte, direkt unter einem Halteverbotsschild. Bryson Films, Ltd. stand auf der Fahrertür. »Bryson – hast du nicht von jemandem erzählt, der so heißt?«
    Christopher betrachtete den Schriftzug mit Bestürzung. »Ja. Richard Bryson. Das ist der englische Filmproduzent, der mir geholfen hat, nach Amerika zu fliehen.«
    »Ein Freund von dir also!«, rief Serenity begeistert. »Womöglich ist er hier? Komm, wir suchen ihn!«
    »Warte.« Christopher hielt sie fest. »Das ist keine gute Idee. Ich hab ihm damals verraten, welche seiner Mitarbeiter Upgrader waren. Die wird er entlassen haben, aber dass es so viele waren, heißt vielleicht, dass die Kohärenz es auf ihn abgesehen hatte. Möglich, dass sie ihn inzwischen übernommen hat.« Christopher schüttelte unbehaglich den Kopf. »Ich kann nicht riskieren, ihm zu begegnen.« Seine Miene verdüsterte sich. »Mir gefällt es immer weniger, dass wir ausgerechnet hier sind.«
    »Dann überreden wir Guy, woandershin zu fahren.«
    Er musste husten. »Na, viel Glück.«
    »Was sollen wir sonst machen?«
    »Ach, nichts.« Er hob die Schultern. »Vielleicht sehe ich auch zu schwarz. So viele Leute, wie hier unterwegs sind ... Es sollte kein Problem sein, Bryson aus dem Weg zu gehen.«
    Leute waren tatsächlich jede Menge unterwegs. Filmleute, die alles für den Dreh vorbereiteten. Schaulustige Touristen, die ihnen zusahen oder im Weg herumstanden. Und Einheimische gab es auch noch.
    Viele Touristen filmten die Filmleute ihrerseits. Um nicht auf deren Videos zu erscheinen, setzten sich Christopher und

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