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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hatte.
    Aber daran nicht. Damit hatte er nie etwas zu tun gehabt.
    Oder er erinnerte sich nicht mehr daran, dass er es gewusst hatte. Auch möglich.
    Aus dem hinteren Teil des Wohnmobils war ein Ächzen und Stöhnen zu hören, dann teilte sich der Vorhang um das Bett und Guy kam zum Vorschein. Er trug nur eine Unterhose und beim Anblick seines nackten Oberkörpers, seiner Muskeln und Brustbehaarung musste Christopher unwillkürlich wieder an seinen Traum denken.
    »Sitzt du da immer noch oder schon wieder?«, wollte Guy mit schläfrig belegter Stimme wissen.
    »Ich bin gerade erst aufgestanden«, sagte Christopher.
    »Dann bin ich ja beruhigt.« Guy wälzte sich herum, setzte ächzend seine Prothese an und humpelte anschließend auf die Toilette. Christopher bemühte sich, die Geräusche zu ignorieren, die durch die Plastiktür drangen.
    Guy humpelte immer noch, als er wieder zum Vorschein kam. Morgens brauchte er eine Weile, ehe er normal laufen konnte.
    »Und?«, fragte er. »Eine nächtliche Einsicht gewonnen?«
    »Nein«, sagte Christopher.
    Guy trat neben ihn, beugte sich über ihn, einen herben Geruch ausdünstend nach Schweiß, Tabak, Urin und anderem.
    »Wieso programmiert die Kohärenz überhaupt auf diese, hmm, ziemlich traditionelle Weise?«, fragte er. »Hast du nicht gesagt, deren Gehirne seien alle direkt mit Computern vernetzt?«
    Christopher sah unwillig zu ihm hoch. »So eine blöde Frage!«
    »Nein, im Ernst.«
    Guys Verstand brauchte morgens offenbar auch eine Weile, bis er nicht mehr humpelte. »Vielleicht, weil es viel zu anstrengend wäre, eine Programmroutine im Kopf exakt auszuarbeiten? Das musst du doch kennen. Du denkst, du hast eine Funktion glasklar vor dem inneren Auge, und sobald du sie in den Editor schreibst, merkst du, dass noch eine Menge fehlt. Die Details eben, auf die es ankommt.«
    »Aber die Upgrader müssten keine Tastatur benutzen. Die könnten Programmcodes auch direkt auf den Bildschirm denken, oder?«
    »Ja, bloß geht das nicht schneller. Als ich in der Kohärenz war, hab ich auch meistens eine Tastatur benutzt. Man muss nicht so viel nachschlagen. Das ist ein Vorteil. Ein Gedanke, eine Frage, und man weiß es.«
    »Na gut. Von mir aus. Aber trotzdem ...« Guy deutete auf den Programmtext »Mir will nicht in den Kopf, dass die Kohärenz deswegen so einen Stress veranstaltet hat. Was ist daran so rasend gefährlich für sie?«
    Christopher betrachtete den Arm, mit dem sich Guy neben ihm abstützte, die dichte dunkle Behaarung darauf. »Vielleicht sind wir nur zu blöd, um es zu begreifen.«
    »Vielleicht ist das aber auch nur, was weiß ich ... ein Druckertreiber oder so etwas.« Guy reckte den Kopf vor, musterte die Routine auf dem Schirm. »Sieht doch so aus, oder? Das Ding verteilt irgendwelche Daten weiter.«
    »Quatsch«, sagte Christopher. »Das ist ein Teil des Kernels. Das ist so etwas wie die Main loop in fensterorientierten Programmen.«
    »Und was nützt dir die Main loop, wenn du die Gesamtarchitektur nicht kennst?« Guy hustete rasselnd. Raucherhusten. »Du hast ein einzelnes Puzzleteil, aber keine Ahnung, wie das Bild dazu aussieht.«
    »Ein Teil verrät immer auch etwas über das Ganze«, widersprach Christopher. »Wenn das eine Routine der untersten Ebene ist, im Kern des Kerns sozusagen, dann kann die Kohärenz das nicht ohne Weiteres ändern. Sonst hätte sie das nämlich längst getan und sich den Aufwand gespart, Rechenzentren in die Luft zu sprengen. Aber wenn man eine Kernroutine ändert, muss man das gesamte darauf aufbauende System ändern – und das ist ja in Betrieb! Die Kohärenz hängt davon ab. Daran zu drehen, wäre so, als würde man bei sich selber eine Hirnoperation durchführen.«
    Guy sah grübelnd auf den Schirm. Sein Bauch hing neben Christophers Schulter. Ich könnte ein Messer hineinrammen, dachte Christopher und erschrak über seine eigenen Gedanken.
    »Meinetwegen«, sagte Guy schließlich und richtete sich wieder auf. »Ich geh erst mal eine rauchen.«
    Damit schlappte er nach hinten, zog seinen fadenscheinigen braunen Morgenmantel über, suchte seine Zigarillos und stieg dann hinaus. Die Wohnwagentür ließ er offen.
    Kaum war er draußen, wachte Serenity auf und kam ebenfalls herunter. Sie schlüpfte neben Christopher auf die Bank, war so nah, dass er sie hätte küssen können, aber ihm war nicht danach.
    »Guten Morgen«, sagte sie schlaftrunken.
    »Morgen.«
    »Und? Immer noch keine Idee, was du damit machen

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