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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den Wind abhielt, lastete die Hitze regelrecht auf einem.
    Wobei es ungewöhnlich windstill war. Vielleicht wäre heute der ideale Tag zum Baden gewesen. Schade, dass sie ihre Sachen nicht dabeihatte.
    »Christopher kann nicht lockerlassen, hmm?«, meinte Guy. »Ich glaube, er hat sich das anders vorgestellt.«
    »Vielleicht ist das, was ihr gefunden habt, noch nicht das, wohinter die Kohärenz her war«, sagte Serenity.
    »Möglich.« Guy zuckte mit den Achseln. »Na, werden wir ja sehen. Das Beste wäre, er würde auch mal eine Pause machen. Mit frischer Energie geht alles leichter.«
    Eine Weile gingen sie schweigend. Ihre Schritte knirschten leise auf dem Sand unter ihren Füßen. Irgendwo knatterte ein Motorrad. Eine Eidechse huschte vor ihnen über den Weg, flink und grün und schimmernd, als sei sie aus Metall.
    »Wie lange seid ihr beiden eigentlich schon zusammen?«, fragte Guy.
    »Noch nicht so lange.« Serenity merkte, dass sie diesbezüglich nicht in Details gehen wollte. Wann war jener denkwürdige Tag in Rennes gewesen? Es schien ewig her zu sein. Und der Tag, an dem Christopher urplötzlich in ihrem Leben aufgetaucht war? Das war auch an einem Strand passiert. »Vor einem halben Jahr haben wir uns noch nicht mal gekannt.«
    »Mmh. Hab ich mir gedacht.«
    »Wieso?«
    »Ach, das merkt man irgendwie.«
    Serenity musterte ihn von der Seite. »Und du? Warst du schon mal länger mit jemandem zusammen?«
    Er grinste breit. »Du meinst, ob wir auf Bilder häuslicher Zweisamkeit stoßen, wenn wir weitersuchen? Nein. Ist nicht so mein Ding.«
    »Liegt das an deinem Projekt?«
    »Auch«, räumte Guy ein. »Aber nicht nur.«
    »Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass Frauen das nicht mögen«, erklärte Serenity. »Mich zum Beispiel würde es abschrecken.«
    Er lachte laut heraus. »Glaub ich dir. Aber manche macht es sogar an. Meistens die, die ihre Umwelt sowieso als Bühne betrachten und ihr eigenes Leben als Schauspiel. Die finden das toll. Allerdings auch immer nur eine Weile.«
    »Würdest du denn dein Projekt beenden für eine richtig große Liebe?«, fragte sie mit dem Gefühl, damit eine Grenze zu übertreten.
    Guy lächelte sinnend. »Gute Frage. Sagen wir so: Wenn ich je vor dieser Wahl stehen und mich dann für die betreffende Frau entscheiden sollte – dann wird es jedenfalls von meiner Seite aus die wahre Liebe sein.«
    Er hielt an. Sie hatten die Kreuzung erreicht, an der der Pfad in Richtung des anderen Campingplatzes und des Strands abging.
    »Ich muss hier entlang«, sagte er. Serenity nickte. »Okay.«
    »Keine Lust, mitzukommen? Kann sein, dass sie die große Kampfszene am Strand drehen. Piraten gegen die Getreuen des Königs. Pulverdampf und Schwerterklirren.«
    Serenity hob ihre Einkaufstasche. »Und wer sorgt dafür, dass wir heute Abend etwas zu essen haben?«
    »Der Kunst muss man Opfer bringen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich werd's mir im Kino anschauen.« Mit Wehmut dachte sie daran, wie unwahrscheinlich das war. »Wenn wir Glück haben.«
    »Man soll die Hoffnung nie aufgeben«, meinte Guy unbekümmert. »Also, bis später.« Er hob grüßend die Hand und schlenderte davon. Dass er eine Beinprothese trug, war ihm nicht mehr anzumerken.
    Im Dorf herrschte das übliche Treiben. Handwerker stellten die Verkehrsschilder wieder auf, die man für die Dreharbeiten entfernt hatte. Demnach waren die Szenen, die im Ortskern spielten, alle abgedreht. Serenity entdeckte zwei Schauspieler in einem Straßencafé, die bei der Szene vor der Kirche mitgespielt hatten. Die Crew war also noch nicht abgereist. Dann hatte Guy bestimmt Glück am Strand.
    Inzwischen war der Weg zum Supermarkt Routine. Serenity war fast ein bisschen stolz darauf, wie gut sie sich in diesem fremden Land zurechtfand.
    Im Laden war wenig los. Das Mädchen mit den dicken Kajalstrichen unter den Augen saß wieder an der Kasse und unterhielt sich lebhaft mit einer alten Frau, die zwei Tomaten und ein Brot gekauft hatte. Vom Kirchturm schlug es gerade vier Uhr; offenbar nicht die Zeit, zu der es die Bevölkerung von Locmézeau zum Einkaufen zog.
    Serenity hatte es nicht eilig. Während sie die Auslagen an Obst und Gemüse studierte, dudelte »No Longer Lonely« in der Version von Cloud aus den Lautsprechern: Inzwischen ging es Serenity nur noch auf die Nerven.
    Sie lud ein Baguette in ihren Tragekorb, das noch warm war, frisch und knusprig und unwiderstehlich. Sie backten die hier selber auf; hinter dem Brotregal war ein

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