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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Durchgang, durch den man die Backstube sah und die Öfen darin. Ja, und Käse durfte natürlich nicht fehlen. Vom Käseregal konnte Serenity sich kaum losreißen; sie hätte ein Jahr gebraucht, um alle Sorten durchzuprobieren!
    Ein Jahr, das sie nicht mehr haben würde.
    Die Kasse war frei, als sie ankam. Das Mädchen saß abwartend da, starrte ins Leere, die Hände im Schoß wie ein Buddha.
    »Bonjour«, sagte Serenity und begann, ihre Einkäufe auf das Band zu legen.
    Keine Antwort. Offenbar war das Mädchen mit dem vielen Kajal anderswo. Dank Lifehook, wie man vermuten durfte.
    Den leeren Korb stellte Serenity in den Stapel unter dem Laufband. Das Mädchen regte sich immer noch nicht, schien mit offenen Augen eingeschlafen zu sein.
    Das fand Serenity jetzt ein bisschen unhöflich.
    »Hallo?«, sagte sie.
    Keine Reaktion.
    Da stimmte irgendetwas nicht. Mit Unhöflichkeit hatte das nichts mehr zu tun. Serenity musterte das glotzende Mädchen unbehaglich. Hatte sie einen Schlaganfall erlitten? Serenity hatte keine Ahnung, wie die Symptome eines Schlaganfalls aussahen, aber das hier war jedenfalls nicht mehr normal.
    Sie blickte sich um. Das Büro der Marktleitung befand sich neben dem Eingang hinter einer Glasscheibe, gegen die von innen so viele Zettel geklebt waren, dass man nur mit Mühe hineinsehen konnte. Serenity ging hinüber und klopfte.
    Eine kleine Frau mit einer dunkelblonden Pagenfrisur streckte den Kopf heraus. »Oui, Madame?«
    Serenity deutete hilflos in Richtung der Kasse, an der das Mädchen immer noch bewegungslos hockte. »Elle est... je ne sais pas.« Es überstieg ihre Sprachkenntnisse bei Weitem, zu erklären, was los war.
    Andererseits war das auch nicht nötig. Die Frau, offenbar die Marktleiterin, sah selber, dass etwas nicht stimmte. Sie ging raschen Schrittes zu der Kasse hinüber, stupste das Mädchen an. »Noelwenn? Noelwenn, qu 'est-ce qui se passe?«
    Noelwenn reagierte nicht. Sie schaukelte nur vor und zurück und kam wieder zum Stillstand.
    »Antoine?«, rief die Marktleiterin, und als sich nicht sofort etwas rührte, noch einmal lauter: »Antoine!«
    Ein junger Mann mit Wuschelkopf streckte blitzartig den Kopf aus dem Büro. »Oui?«
    »Appelle docteur Le Gall«, befahl die Chefin und sagte noch etwas, das Serenity aber nicht mehr verstand. Antoine machte große Augen und verschwand wieder im Büro. Gleich darauf sah man ihn gestenreich telefonieren.
    »Venez«, sagte die Marktleiterin und öffnete die benachbarte Kasse. Kommen Sie.
    Serenity lud beklommen ihre Einkäufe auf das andere Band um. Die Chefin zog die Sachen fahrig über den Scanner, kassierte geistesabwesend und wünschte ihr einen guten Tag, einfach aus Routine. Dann begann sie ein rasches Gespräch mit einer Frau, die gerade mit einem vollen Wagen ankam. Serenity verstand kein Wort mehr, aber den Gesten nach war nicht schwer zu erraten, dass es um Noelwenn, die Reglose, ging.
    Bedrückt machte sich Serenity auf den Rückweg. Was mit dem Mädchen wohl los war? Ihr fiel ein, was sie einmal über Wachkoma-Patienten gelesen hatte. Ein Wachkoma war ein Zustand, in dem ein Mensch jahrelang dahinvegetieren konnte, sogar mit offenen Augen, ohne irgendeine Reaktion zu zeigen. Es war eine Erkrankung des Gehirns, die man noch nicht verstand. Solche Leute mussten aufwendig gepflegt und versorgt werden. Manche von ihnen starben, andere wachten eines Tages einfach wieder auf.
    Gruseliger Gedanke, es quasi miterlebt zu haben, wie das jemandem zustieß. Als sie den Supermarkt betreten hatte, war das Mädchen noch wie immer gewesen, und eine halbe Stunde später ... Wirklich gruselig.
    Serenity passierte ein rotes Auto, das mit laufendem Motor am Straßenrand stand. Zwei junge Männer saßen darin, schienen auf jemanden zu warten.
    Zwanzig Schritte weiter hielt Serenity inne, drehte sich um. Das Auto wartete immer noch.
    Sie ging zurück. Die beiden jungen Männer beachteten sie nicht. Sie redeten auch nicht miteinander. Sie starrten einfach nur vor sich hin.
    Genau wie das Mädchen.
    Serenity lief es kalt über den Rücken. Sie nahm allen Mut zusammen, trat an den Wagen und klopfte gegen die Scheibe. Keine Reaktion.
    Sie musste sich zusammennehmen, um nicht aufzuschreien. Was war hier los? Erst die junge Kassierin, jetzt die zwei Jungen im Auto ...
    Das war doch kein Zufall. Hier passierte etwas Größeres, als dass ein junges Mädchen einer seltenen Krankheit zum Opfer fiel.
    Der Lifehook, durchzuckte es Serenity. Das Mädchen im

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