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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Supermarkt hatte einen Lifehook getragen. Bei den beiden im Auto wusste sie es nicht, aber sie hätte darauf gewettet, dass es so war.
    Sie musste zurück zum Wohnmobil, so schnell wie möglich. Sie musste Christopher und Guy Bescheid sagen. Hier ging etwas vor sich, das mehr als beunruhigend war.
    Als sie den Campingplatz erreichte, sah sie schon von Weitem, dass Christopher und Guy vor dem Wohnwagen des älteren Ehepaars standen und mit Jean-Luc sprachen. Cécile telefonierte derweil ein paar Schritte entfernt, sich mit ihrer freien Hand die Haare zerwühlend.
    »Was ist los?«, fragte Serenity atemlos, als sie ankam.
    Christopher deutete auf einen Punkt hinter ihr. »Mit den beiden stimmt irgendwas nicht.«
    Serenity fuhr herum. Sie sah, dass er auf das Zelt des Pärchens gedeutet hatte. Dasselbe: Der Junge stand reglos neben dem Zelteingang, das Mädchen saß im Gras und schaute unverwandt zu Boden.

77

    Serenity fühlte ihre Knie weich werden, hätte sich gerne irgendwohin gesetzt. Das kam bestimmt davon, dass sie so gerannt war. Bestimmt.
    »Im Dorf dasselbe«, sagte sie mühsam. »Die Kassiererin im Supermarkt hat sich plötzlich nicht mehr gerührt. Und da waren zwei Typen in einem Auto –« Etwas schnürte ihr die Kehle zu. »Es hat etwas mit dem Lifehook zu tun, oder?«
    Christopher wiegte den Kopf. »Ich hab mich gefragt, ob das System ausgefallen ist«, sagte er. »Aber das erklärt es nicht. Das erklärt nicht, warum sie sich überhaupt nicht mehr rühren.«
    Er deutete auf den älteren Mann, der sich mit Guy auf Französisch unterhielt. »Ihre Tochter hat aus Paris angerufen, dass ihr Enkel sich plötzlich nicht mehr bewegt«, sagte er. »Er antwortet nicht mehr, glotzt einfach bloß noch vor sich hin. Sechzehn Jahre alt, hat den Lifehook seit drei Wochen.
    Danach hat Jean-Luc bemerkt, was mit den beiden am Zelt los ist. Deshalb ist er zu uns an den Wohnwagen gekommen, um zu sehen, ob ich okay bin.« Er rieb sich das Kinn. »Vermute ich zumindest, ich hab kein Wort verstanden. Jedenfalls bin ich mit ihm rüber zum Zelt... Wie Schaufensterpuppen! Der Typ hatte den Arm halb angehoben, wie in der Bewegung erstarrt. Aber es war kein Problem, den Arm runterzudrücken. Die sind nicht wirklich erstarrt, nur absolut antriebslos. Na ja, und dann kam schon Guy an.«
    Jean-Luc ging zu seiner Frau hinüber, die ihr Telefonat gerade beendete, während Guy zu Christopher und Serenity kam. »Bei den Dreharbeiten ist dasselbe passiert«, berichtete er. »Der Regisseur war gerade dabei, den Schauspielern die Szene zu erklären, und plötzlich rührt er sich nicht mehr! Alle gucken komisch, kriegen Panik ... und ich steh zwischen all den Zuschauern oben auf dem Felsen und sehe, dass von denen auch zwei weggetreten sind.« Er schüttelte sich. »Ich hab gemacht, dass ich zurückkomme. Eine Seuche, hab ich gedacht. Packen und nichts wie weg, ehe sie alles abriegeln.« Er seufzte. »Ich hab wahrscheinlich zu viele Filme gesehen.«
    Sie schauten hinüber, als Cécile ihrem Mann etwas sagte und in Tränen ausbrach. Er nahm sie in die Arme, weil sie am ganzen Leib zitterte.
    »Sie hat erfahren, dass der Hausarzt der Familie auch paralysiert ist«, übersetzte Guy leise.
    Christopher kniff die Augen zusammen. »Kannst du sie dazu bringen, dass sie ihren Fernseher holen und einschalten? Bestimmt kommt was in den Nachrichten.«
    Jean-Luc nickte heftig, als Guy mit dem Vorschlag zu ihm kam, stieg gleich in den Wohnwagen und tauchte mit dem kleinen, tragbaren Gerät in der Hand wieder auf. »Only French television«, sagte er bedauernd zu Christopher, während er den Kasten aufstellte und das Kabel einsteckte. Er wackelte mit den beiden dünnen Antennen. »Old machine.«
    Als der Schirm hell wurde, lief tatsächlich etwas, das aussah wie eine Sondersendung. Der Moderator hatte einen Stöpsel im Ohr, wirkte nervös, bekam ständig Blätter gereicht und verhaspelte sich immer wieder.
    Doch es ging nicht um geistig weggetretene Jugendliche an der bretonischen Küste.
    Sondern um den amerikanischen Präsidenten.
    Ein Video lief. Man sah den Präsidenten, wie er im Garten des Weißen Hauses am Pult stand und aus irgendeinem Anlass eine Rede hielt ... und wie er plötzlich, mitten im Satz, innehielt.
    Und dann stand er da und stand da und stand da. Starrte ein Loch in die Luft.
    Erstaunlich, wie lange seine Mitarbeiter und die Security warteten, ehe jemand zu ihm ging und ihn ansprach. Ohne eine sichtbare Reaktion zu erhalten. Erst da

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