Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
verabschiedete sich von den beiden Franzosen und holte Christopher ein, ehe Serenity Gelegenheit hatte, allein mit ihm zu sprechen. »Na, ComputerKid?«, rief er und hieb ihm auf die Schulter. »Du schaust drein, als täte es dir leid, dass sich die Kohärenz selber ins Knie geschossen hat.«
    »Nein«, knurrte Christopher. »Kein bisschen. Aber es schafft neue Probleme.«
    »Du meinst all die Lifehook-Träger, die jetzt dumm in der Gegend herumstehen?« Guy machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sollte kein Thema sein, das aufgeräumt zu kriegen. Nur eine Frage der Zeit, bis die Offiziellen begriffen haben, was los ist. Dann geht es ab in die Lifehook-Zentren; die haben ja Unterlagen, wer einen Chip trägt. Die sucht man, macht ihnen das Ding wieder raus und gut.«
    »Jaja«, knurrte Christopher. »Aber das gilt alles nicht für die Upgrader. Von denen gibt es keine Listen. Und eine Menge von denen leben in Gebäuden, wo sich nur Upgrader befinden. Gebäude, die jetzt voller regloser Menschen sind. Und die Rettungskräfte haben alle Hände voll zu tun, sich um die Lifehook-Träger zu kümmern. Niemand wird die Upgrader vermissen. Wir haben Sommer. In zwei, drei Tagen werden die ersten von ihnen verdursten.« Er sah Serenity an. In seinem Blick stand nackte Angst. »Und meine Mutter ist eine davon.«

78

    Christopher erklärte ihnen, was er tun wollte und dass es dazu nötig war, die Verbindung ins Internet wiederherzustellen. Wobei Guy, die Hand auf dem Schalter, noch einmal zögerte. »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    Das hoffte Christopher auch. »Mach schon. Die bewahren ihre Videos nicht ewig auf. Im Gegensatz zu gewissen Anwesenden.«
    Worauf der PentaByte-Man seufzte und den Knopf auf dem schwarzen Kasten drückte, den er im Heck seines Wohnmobils montiert hatte. Gemeinsam verfolgten sie das Spiel der Leuchtdioden, die mal rot, mal grün blinkten, bis endlich die drei, auf die es ankam, in ruhigem Grün erstrahlten.
    »Na, das ist doch mal was«, meinte Guy. »Das Internet funktioniert noch.«
    »Hast du was anderes erwartet?«
    »Heute ist ein Tag, an dem ich alles für möglich halte.« Er schloss die Klappe. »Sich ins Überwachungssystem von London zu hacken!«, stieß er auf dem Weg zur Seitentür aus. »Du hast echt Nerven.«
    »Halb so wild«, erwiderte Christopher.
    Den Türgriff in der Hand drehte er sich noch einmal um. »Glaubst du im Ernst, dass deine Passwörter von anno dazumal noch funktionieren? Junge, das System untersteht dem britischen Geheimdienst. Das sind Profis. Die haben James Bond ausgebildet!« Er seufzte wieder. »Okay. Vielleicht hab ich wirklich zu viele Filme gesehen.«
    Also erklärte Christopher ihm, während die Computer hochfuhren, die Einzelheiten. Dass der Exploit, den er nach wochenlanger Suche aufgestöbert hatte, tief im Fernwartungszugang für eine ganz andere Software verborgen lag. Dass er darüber Zugriff auf einen Speicherbereich bekam, aus dem sich das aktuell gültige Passwort im Klartext auslesen ließ, das man brauchte, um in das System zu kommen.
    »Schlau, schlau«, meinte Guy.
    »Ich hatte damals viel Zeit«, erwiderte Christopher.
    Wobei Guys Skepsis berechtigt war: Das System war zweifellos weiterentwickelt worden, seit er sich das letzte Mal hineingehackt hatte. Und sie hatten nicht die Zeit, herauszufinden, was an zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen eingebaut worden war.
    Es funktionierte zumindest mal. Der Bildschirm baute sich auf, ein Gewimmel aus kleinen Videobildern, Schemaplänen und Listen. Alles fast noch so, wie er es kannte.
    »Ich hoffe, du weißt, wie man das bedient«, war Guys Kommentar. »Selbsterklärend ist das nämlich nicht gerade.«
    »Wie willst du deine Mutter denn da je finden?«, wollte Serenity wissen. Sie zeigte auf die Listen. »Das sind doch Tausende von Kameras!«
    »Zehntausende.« Christopher orientierte sich kurz über den Status, klickte ein paar Livebilder groß. Überall sah man Aufruhr, in dessen Mittelpunkt jeweils ein Erstarrter stand. »Aber die Polizei hat dasselbe Problem. Deswegen besitzt das System eine Software, die Gesichter erkennen und verfolgen kann.« Dass alle derartigen Suchaufträge protokolliert wurden und dass er keine Möglichkeit gefunden hatte, diese Protokolleinträge wieder zu löschen – sondern diese Funktion einfach nie benutzt hatte –, ließ er unerwähnt. Darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen.
    Er öffnete nebenher ein anderes Browserfenster und ging zu einem Bilderdienst,

Weitere Kostenlose Bücher