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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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emporgewuchtet Serenity schnappte nach Luft, konnte es gerade noch vermeiden, überrascht aufzuschreien.
    Sie wurden roh herumgeschwenkt und wild wackelnd abtransportiert.
    Serenity versuchte verzweifelt, ihr Gleichgewicht zu halten. »Hat dieser Jean-Pierre nicht gesagt, er holt uns?«
    Christopher nickte. »Hab ich auch so verstanden.« Klang er beunruhigt? Schwer zu sagen, wie immer bei ihm.
    Mit einem dumpfen Schlag wurden sie auf einem schwankenden Untergrund abgesetzt. Was war das? Ein Lastwagen? Ringsum herrschte spürbare Hektik. Männer riefen einander etwas zu, in fremden, unverständlichen Sprachen. Die nächste Palette krachte neben ihnen herab, ein paar Augenblicke später eine dritte, dann setzten sie sich in Bewegung. Also doch ein Lastwagen.
    Wer immer den lenkte, er fuhr wie ein Henker. Wahrscheinlich fuhr man so, wenn man es eilig hatte und nur Pakete transportierte. Serenity musste sich an Christopher festhalten, was diesem nicht unangenehm zu sein schien.
    Ihr auch nicht. Es tat gut, ihn im Arm zu halten. Er fühlte sich knochig und mager an und schön warm. Der Kuss fiel ihr wieder ein, den sie ihm nach dem Start gegeben hatte, kurz und impulsiv und ein bisschen verunglückt. Aber sie bereute es nicht. Es fühlte sich immer noch richtig an. Und sie war froh, bei Christopher zu sein. Einen Moment lang gelang es ihr, alle Sorgen und Ängste zu vergessen und das alles einfach nur als verrücktes Abenteuer zu sehen.
    Der Lastwagen hielt. Erneut ein Stapler, der sie auf die Gabel nahm und davonkarrte. Das Geräusch seiner Reifen klang seltsam, so, als durchquerten sie eine riesige, leere Halle. Und da setzte er sie auch schon wieder ab, ziemlich ruppig und diesmal auf festen Untergrund. Kaum zu glauben, schoss es Serenity durch den Kopf, dass manche Leute Weinflaschen, Gläser oder Porzellan mit solchen Transportdiensten verschickten!
    Sie hörten, wie der Stapler davonsurrte. Gleich darauf kam er mit den nächsten Ladungen zurück, die er direkt neben ihnen auf den Betonboden knallte. Nach der dritten Palette kehrte Stille ein.
    Christopher beugte sich vor. »Ich guck mal raus, wo wir sind«, kündigte er an und machte sich an den Riegeln zu schaffen.
    Die Klappe ließ sich öffnen, stieß aber gleich darauf gegen ein Hindernis – die Hallenwand, wie es aussah! Der Spalt war nicht mal breit genug, um die Hand hindurchzustrecken, geschweige denn den Kopf.
    Sie waren eingesperrt.

55

    Serenity spürte ... nun ja, nicht richtig Panik, aber etwas, das sich noch entsprechend entwickeln konnte. »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Hmm.« Christopher zog die Klappe wieder zu.
    »Da ist was schiefgegangen, oder?«
    »Sieht so aus.« Er knipste die Taschenlampe an und griff nach dem Beutel mit Proviant, von dem sie, abgesehen von einer Pause während der Fahrt zum Flughafen, bisher noch kaum Gebrauch gemacht hatten. »Wir könnten derweil ein bisschen was essen. Magst du ein Sandwich?«
    Serenity schüttelte den Kopf. Es war ihr schleierhaft, wie jemand in einer solchen Situation ans Essen denken konnte!
    »Was ist, wenn sie uns von hier aus ins nächste Flugzeug einladen?«, fragte sie. »In eins nach Neuseeland zum Beispiel?«
    Christopher biss in aller Ruhe von seinem Sandwich ab. »Warten wir erst mal ab.«
    Na gut. Warteten sie eben. Sollte keiner sagen, dass sich Serenity Jones nicht auch in Geduld üben konnte.
    »Und wenn niemand kommt?« Okay, so viel zum Thema Geduld. Aber, naja, sie hatte eben andere Stärken. »Was machen wir dann?«
    »Dann wird uns was einfallen«, meinte Christopher kauend. »Aber bis jetzt stehen wir hier gerade mal fünf Minuten. Das wird sich schon noch klären.«
    Es klärte sich tatsächlich. Irgendwann – Äonen später, wie es Serenity vorkam, und außerdem musste sie allmählich mal auf die Toilette, was das Warten nicht verkürzte – hörten sie einen Gabelstapler heranrauschen. Er hob ihre Palette hoch, fuhr sie ein Stück zurück und setzte sie ab. Eine Stimme sagte »Merci«, was, wie sich Serenity erinnerte, auf Französisch »Danke« hieß, dann brauste der Gabelstapler wieder davon.
    Gleich darauf fummelte jemand an ihrer Kiste, die Front klappte auf und ein dunkelhäutiges Gesicht schaute sie an.
    »Sorry«, sagte Jean-Pierre, »das lief anders als geplant. Seid ihr okay?«
    »Alles bestens«, erklärte Christopher gelassen und machte die Tasche mit dem Proviant wieder zu. »Sind wir in Lyon?«
    »Ja. In einer der Zwischenlagerhallen. Wir sollten

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