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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Schalter saß eine junge Frau, die in passablem Englisch antwortete, sobald Serenity mühsam ihren ersten Satz aus dem Mund befördert hatte. Dass sie mit Dollar zahlen wollten, begeisterte sie nicht, aber nach Rücksprache mit einem älteren, seehundartig aussehenden Herrn im Hintergrund rechnete sie ihnen den Fahrpreis um, und Christopher zahlte.
    Danach mussten sie sich beeilen. Es waren Platzkarten, es galt, den richtigen Bahnsteig zu finden und den richtigen Wagen. Das übernahm alles Christopher; sie brauchte ihm nur zu folgen. Schon das war schwierig genug.
    Die Wagen waren zweistöckig, ihre Plätze befanden sich auf dem oberen Deck. Der Zug fuhr los, während sie sich setzten. Er schlängelte sich durch die Stadt, durch Tunnels und an einem Fluss entlang, dann schossen sie pfeilschnell auf einer pfeilgeraden Strecke über eine Landschaft, die Serenity unwirklich anmutete. Diese zauberhaften alten Steinhäuser, diese winkligen Gehöfte, diese verträumten schmalen Sträßchen! Es war, als fuhren sie durch ein Märchenland.
    Christopher, der ihr den Fensterplatz überlassen hatte, schlief. Kein Wunder, so weich, wie die Sitze waren ...

56

    Serenity schreckte hoch. Was war los? Sie fuhren nicht mehr durch eine schöne Landschaft, sondern durch Industriegebiete und hässliche Vorstädte, wie sie heutzutage jede große Stadt umlagerten.
    Sie blickte auf die Uhr, rüttelte Christopher wach. »In zehn Minuten sind wir da!«
    Der schaute träge auf, sah sich um und meinte: »Dann weck mich in zehn Minuten noch mal.« Zack, waren die Augen wieder zu.
    Auf dem Platz gegenüber, der in Lyon noch frei gewesen war, saß nun ein junger Mann, der einen Anzug trug und emsig auf einem Tabletcomputer arbeitete. Serenity hatte nicht mitgekriegt, wann und wo er eingestiegen war.
    Der Mann lächelte Serenity an und fragte: »Das erste Mal in Paris?«
    Er sprach Englisch mit genau diesem weichen, französischen Akzent, den Serenity immer für eine Übertreibung gehalten hatte, wenn sie jemanden in einem Film so hatte sprechen hören. Sie musste sich ein Grinsen verbeißen. »Sogar das erste Mal in Frankreich«, sagte sie.
    »Woher kommen Sie?«, wollte der Mann wissen.
    »Aus ... ähm, England«, antwortete Serenity. Ihr war gerade noch rechtzeitig ihre Tarngeschichte eingefallen. »Ich heiße Sarah.«
    »Sebastian«, verriet er nach kurzem Zögern. Er wirkte verdutzt, so, als sei es hierzulande nicht üblich, sich einander gleich vorzustellen. »Ich muss jede Woche nach Paris, leider immer nur geschäftlich ...« Er stutzte, schaute auf den Computer in seinen Händen hinab, wirkte plötzlich äußerst beunruhigt. »Oh. Was ist das jetzt? Entschuldigen Sie ...« Er schüttelte das Ding, eine hilflos wirkende Geste. »Er macht sich selbstständig!«
    »Ist das schlimm?«, fragte Serenity höflich.
    »Ich hoffe nicht. Ich habe eine Präsentation vorbereitet, die ich nachher brauche ... Diese Geräte sind einfach noch nicht ausgereift.«
    »Mein Freund kennt sich mit Computern aus«, sagte Serenity. »Er kann Ihnen vielleicht helfen.« Sie rüttelte an Christophers Schulter und versuchte, sich an den Namen zu erinnern, der in seinem falschen Pass stand, aber er fiel ihr nicht ein. Mist. Sie hätte eine tolle Geheimagentin abgegeben!
    Christopher setzte sich auf, hatte nach drei Worten begriffen, worum es ging, und ließ sich von Sebastian das Gerät geben. Er betrachtete es eine Weile grüblerisch. Serenity sah, dass in einem der Fenster, die aufgegangen waren, ein längerer Text stand, den Christopher aufmerksam las und gleich wieder löschte.
    Er schien nur eine Handbewegung zu brauchen, um alles zu reparieren. »Sie sollten Bluetooth ausschalten, wenn Sie unterwegs sind und es nicht für eine externe Tastatur oder so etwas benötigen«, erklärte er und gab den Computer zurück. »Das war eine Störung auf der Bluetooth-Frequenz.«
    »Ah, oui?« Sebastian überprüfte hastig seine Daten. »Die Präsentation ist noch da. Puh! Vielen Dank.« Er packte seine Sachen in eine Aktenmappe und stand auf. »Leider habe ich es eilig. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise und angenehmen Aufenthalt in Paris.«
    Er verschwand als einer der Ersten in Richtung Ausgang.
    »Die Störung auf der Bluetooth-Frequenz war übrigens ich«, raunte ihr Christopher zu und tippte sich an die Nase.
    Seine Chips. Schon klar. Den Trick brachte er nicht zum ersten Mal. »Hab ich mir gedacht«, erwiderte Serenity.
    »Ich hab die Nachricht vom PentaByte-Man«,

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