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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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der geschäftstüchtige Sohn Irlands. »Ich schlage vor, wir trinken auf weitere Knüller exklusiver Natur.«
    »Auf deine Gesundheit.«
    »Und auf deine.«
     
    Nach billigem Zigarrenrauch 10 : Der Herausgeber des Brentforder Merkur durchmaß den Druckraum, in eine dichte blaue Qualmwolke gehüllt. In unregelmäßigen Abständen spähte Williams der Drucker von dem ausgedehnten kryptischen Kreuzworträtsel auf und in die Wolke, um den letzten Philippika gegen einen gewissen neu in Brentford angekommenen Polizeiinspektor zu lauschen.
     
    Zerrissen unter den Füßen des auf- und abgehenden Herausgebers lagen die Überreste der großartigsten Schlagzeile, die wahrscheinlich jemals das Licht der Welt erblickt hatte:
     
    MUTIGE KRIEGER SCHMIEREN
    SCHWULEN IN SENSATIONELLEM
    BESTECHUNGSSKANDAL EIN.
     
    Diese und nicht weniger als siebenundzwanzig Permutationen gleicher literarischer Bedeutsamkeit waren an jenem Nachmittag zum Tode durch Nichterscheinen verurteilt worden, nachdem Inspektor Hovis unerwartet im Büro des Herausgebers aufgetaucht war, einen ›Verschlußsache‹-Stempel auf die ganze Sache gedrückt und sie zum ›schwebenden Verfahren‹ erklärt hatte mit den berühmten Fleet-Street-Worten: »Ein Ton, und Sie sind verhaftet.«
    Der Herausgeber paffte und marschierte, schimpfte und zeterte und tat Dinge wie den Tag verfluchen und den Augenblick verdammen, an dem er aufgestanden war. Williams der Drucker spähte durch die dichten Qualmwolken auf seine Armbanduhr. Bald fingen die Überstunden an. Er würde bis dahin warten, bevor er sich an den Herausgeber wandte mit dem Vorschlag, daß man ja immer noch
     
    BRENTFORD AUSTRAGUNGSORT DER
    NÄCHSTEN OLYMPISCHEN SPIELE
     
    als Schlagzeile bringen könne, wahrscheinlich die größte Schlagzeile, die der Brentforder Merkur jemals bringen würde — und das ohne Furcht vor Strafverfolgung. Bis dahin jedoch mühte er sich angestrengt, ein passendes Wort für siebenundvierzig waagerecht zu finden. Er hatte ein A, ein weiteres A und ein D.
    »Verdammter Bastard!« brüllte der im Qualm unsichtbare Herausgeber unvermittelt.
    »Paßt!« sagte Williams. »BASTARD. Wunderbar, Chef!«
     
    Nach exklusivem Parfüm: Mrs. Jennifer Naylor arrangierte sich auf einem verchromten Design-Barhocker vor dem falschen Marmortresen der Zocker Bar, nippte an ihrem Cocktail und sann über die Erfolge des Tages nach. Um ihre sensiblen Lippen spielte ein schiefes Lächeln, und ihre ebenfalls sensiblen schlanken Finger spielten mit einem winzigen Miniatursonnenschirm, der in einer Schattenmorelle und einer Scheibe Dosenananas steckte.
    Zum Klang eines Trommelwirbels und donnerndem Applaus (was beides niemand außer ihm selbst vernahm) schwankte der Inhaber der Lokalität, ein gewisser Robert Tucker, Einheimischen bestens bekannt und höchst verhaßt unter dem Namen Bob der Buchmacher, durch die nachgemachte Art-Deko-Tür seiner Bar.
    An diesem Abend war Bob ganz in blitzendes Weiß gekleidet. Ein japanisches Seidensakko hing ihm wie ein Zorroumhang über die Schultern. Die Ärmel baumelten leer herab wie bei einem beidseitig Amputierten. Die unvermeidliche Ray Ban hing an einer Kette um den Hals, und die zwei Zoll hohen Absätze erhöhten alles außer seiner Glaubwürdigkeit. Das versuchte er jedoch reichlich mit dem Rolls-Royce-Schlüsselbund auszugleichen, der über dem ausgepolsterten Schritt an einer Klammer von seinem Gürtel baumelte, sowie mit einer von Norman Hartnell konstruierten Geldbörse, die ein geheimes Fach enthielt, aus welchem Bob per Knopfdruck die Goldene American Express Card in den Schoß einer Schönen katapultieren konnte.
    Mit vorgetäuschter Nonchalance gegenüber der erstaunlichen Abwesenheit jeglicher Zocker zu dieser »Happy Hour« straffte er die Schultern, bückte sich, um seine Jacke wieder aufzuheben, und schlenderte dann zu seinem einzigen weiblichen Gast an die Theke.
    »Hi, Jennybaby«, gurrte er und kletterte auf den benachbarten Chromhocker. »Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?«
    »Ich genieße die herrliche Ruhe in deinem Laden, das ist alles«, erklärte Jennifer Naylor. »In den anderen Bars ist es um diese Zeit meist viel zu voll.«
    Bob beugte sich vor und brachte Jennifer damit in die aktuelle Gefahrenzone seines Rasierwassers.
    »Die Zocker Bar ist … äh … vielleicht ein wenig exklusiv«, sagte er. »Ist das dein neuer Porsche draußen vor der Tür?«
    Jennifer nickte. »Gefällt er dir?«
    »Nicht besonders. Ich muß mir

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