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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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Matte!« In der
Hand hielt ich ein Kuvert ohne Absender, adressiert an Fräulein Gerlach. Auf
dem Briefbogen stand mit Schreibmaschine geschrieben: »Misch dich nicht ein,
sonst passiert noch ein Unglück!« Das Blatt war nicht unterzeichnet.
    Schaudernd dachte
ich an die Prophezeiung von Bruno, dem Obdachlosen. Hatte er nicht Unheil
vorausgesagt?
    Rosi atmete hörbar
aus. »Das ist eindeutig ein Drohbrief und damit strafbar. Wann hast du ihn
gefunden?«
    »Als ich nach dem
Gottesdienst nach Hause kam.«
    »Lag er vor der
Wohnungstür?«
    »Ja.«
    »Dann muss
derjenige Zugang zum Haus haben!« Durch den Hörer vernahm ich Streichmusik im
Hintergrund. Bach, die Brandenburgischen Konzerte. Meine Lieblingsplatte. Doch
das half jetzt auch nicht. »Jankewicz vielleicht?«
    »Ach, Rosi«,
stöhnte ich. »Hier geht es zu wie im Taubenschlag. Die Haustür ist nicht immer
abgeschlossen. Jeder kann rein. Und Jankewicz hab ich erst vor ein paar Minuten
im Morgenmantel gesehen, der hat seinen Rausch ausgeschlafen und war’s
wahrscheinlich nicht.«
    »Der
Briefschreiber muss den Zeitpunkt abgepasst haben, als du auf der Kanzel
standest. Er wusste also, dass du heute Gottesdienst hältst.«
    »Ich kann bei den
Jankewicz’ fragen, ob sie was gehört oder gesehen haben.«
    »Martha, untersteh
dich. Nach allem, was wir über den Mann wissen! Hat vielleicht den Kollegen auf
dem Gewissen und schlägt seine Frau!«
    »Ich wollte
eigentlich sie fragen.«
    »Lass das mal
bleiben. Sie sind alle verdächtig. Schreib lieber auf, wer nicht im Gottesdienst
war.«
    »Oh. Das waren
viele. Jankewicz, Fräulein Kreuter, Pastor Kruse, Presbyter Rabenau …«
    »Anders gefragt:
Wer war denn da?«
    »Viele Konfirmanden.
Ein Presbyter, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Idschdi und Marie …«
    »Also waren die es
schon mal nicht. Martha, ich mache mir Sorgen um dich. Lebst vielleicht mit
einem Mörder im Haus, bekommst anonyme Briefe. Versprich mir, dass du zur
Polizei gehst! Gleich morgen früh!«
    »Ja, ja«, sagte
ich und kreuzte die Finger hinter dem Rücken. Auf keinen Fall würde ich mich
noch einmal freiwillig in Kellmanns Räucherhöhle begeben. Ich hatte eine andere
Idee. Doch die wollte ich Rosi nicht auf die Nase binden.
    »Mir ist bange«,
gestand ich. »Schrecklich bange.«
    »Ein Männlein
steht im Walde …«, sang eine Kinderstimme recht falsch.
    »Kinder sollte man
sehen, nicht hören!«, bemerkte Kaminski mit strengem Blick auf eine Familie am
Fenstertisch. Ihre beiden Jungen hatte die Mutter in Matrosenanzüge gesteckt,
das Mädchen trug ein Häkelkleid. Der Lehrer hatte für uns beide einen der
letzten Tische im Café ergattert.
    Ich musste lachen.
»Das ist doch Blecky, der Papagei!« Blecky saß in seinem Käfig hinter dem
Schild »Nicht füttern«, plusterte die Federn und blickte in die Welt, als
könnte er kein Wässerchen trüben.
    Kaminskis Gesicht
hellte sich auf. Dann wurde seine Miene wieder ernst. »Fräulein Gerlach, ich
habe Sie aus einem bestimmten Grund um dieses Treffen gebeten.«
    Er neigte seinen
Kopf in meine Richtung, doch bevor er sein Anliegen vorbringen konnte, kam eine
Kellnerin im schwarzen Kleid mit weißer Rüschenschürze. »Was darf ich bringen?«
    »Zwei Kännchen
Kaffee, bitte.«
    »Kuchen bestellen
Sie bitte vorne!«
    Auf dem
appetitlich angerichteten Kuchenbüfett stand Buttercremetorte neben
Schwarzwälder Kirsch und Käsesahne.
    »Das ist alles
nicht gut für die Figur!«, seufzte ich, ganz Frau, und bedachte die
Wirtschaftswunderwampe des Kunden vor uns mit einem verächtlichen Blick.
    »Sie können es
sich doch leisten, Fräulein Gerlach!«, versicherte Kaminski.
    Wieder am Tisch
beugte der Lehrer sich zu mir.
    »Pastor Hanning
war mein Bruder«, erklärte er ohne Umschweife. »Mein Stiefbruder. Wir haben
denselben Vater, doch ich stamme aus einer späteren Verbindung. Einer nicht
legalisierten.«
    Ich nickte. »Ihr
anderer Bruder sprach davon. Der Jurist aus Stuttgart.«
    »Mit ihm hatten
Sie das Trauergespräch, nicht wahr?«
    »Er hat von einem
Stiefbruder gesprochen. Allerdings ohne zu erwähnen, dass es sich um Sie
handelt. Dann sind Sie doch ein enger Verwandter des Verstorbenen! Also hätten
Sie bei dem Beerdigungsgespräch dabei sein sollen.«
    »Ich hatte erst
ganz zum Schluss Kontakt zu Hans. Karl war darüber nicht informiert.«
    Der Vorname meines
ehemaligen Kollegen – Hans – klang ungewohnt in meinen Ohren.
    »Wusste – Hans –
denn um Ihre

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