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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Verlegenheitsröte überzieht das hübsche Gesichtchen, doch artig streckt sie ihm ihr Patschhändchen hin.
    „Abgemacht. Du bist Franziska und ich Koko. Jetzt sind wir Freunde.“ Dann wendet er sich zu ihrer Mutter. „Nun, ein paar Spiegeleier wären jetzt echt der Hammer.“
    „Gerne!“ Kubela steht auf und macht sich am Herd zu schaffen. „Seien Sie uns nicht böse, dass wir Sie so unsanft geweckt haben. Sie wollten sicher am Feiertag länger schlafen.“
    „Keine Ursache. Feiertag?“
    „Heute ist doch der sechsundzwanzigste Oktober, unser Nationalfeiertag.“
    „Ach ja!?“ Dann musste das Auto noch warten.
    „Mussten Sie gestern Abend noch weg? Ich bilde mir ein, die Wohnungs­t ür ins Schloss fallen gehört zu haben.“
    „Ja“, und mit einem Augenzwinkern wegen Franziska, „darüber erzähle ich Ihnen später.“
    „Glauben Sie, dass wird etwas mit dieser sicheren Wohnung oder wie d as heißt?“
    „Mama, was ist eine sichere Wohnung?“
    „Schatz, bist du schon satt?“
    Franziska nickt.
    „Gut, dann sei ein braves Mädchen und gehe ins Bad, Zähne putzen. Aber ordentlich!“
    „Ist gut, Mama.“
    Kubela hebt die Spiegeleier aus der Pfanne und legt sie auf einen Teller, während Kokoschansky zwei Scheiben Weißbrot aus dem Toaster nimmt.
    Nachdem Franziska die Küche verlassen hat, schildert er die Vorfälle der letzten Nacht, was Kubela sofort wieder sehr nachdenklich und ängstlich stimmt. Von seinem Zusammenstoß mit Greter und Schrenk erzählt er nichts. Wozu auch? Für sie ist das nicht relevant und es würde sie nur noch mehr verunsichern.
    „Wir müssen eine andere Lösung finden“, erklärt er kauend, spießt mit der Gabel zwei Toaststückchen auf, um das restliche Eigelb vom Teller aufzutunken. „Petranko hätte die Möglichkeit gehabt, eine sichere Wohnung zu organisieren, aber leider ... Ich bin dazu nicht in der Lage. Ich will auch nicht, dass Sie zu Ihren Problemen noch zusätzlich den gesamten Polizeiapparat am Hals haben, der Sie löchert.“
    Natürlich ist das gelogen. Er braucht nur den Verfassungsschutz anzuru fen und zu informieren. Sämtliche Probleme hätten sich für ihn erledigt. Aber Kokoschansky will so lange wie möglich seine Recherchen auf eigene Faust betreiben, um seine Exklusivstory sicher in der Tasche zu haben, bevor er endgültig die Behörden einschaltet. Das ist zwar riskant und er setzt sich bestimmt vielen Vorwürfen, vielleicht auch Anzeigen aus, wenn er tatsächlich Farbe bekennen muss. Doch das ist es ihm wert. Vorausgesetzt, Irmgard Kubela spielt mit.
    „Selbstverständlich nur, wenn Sie einverstanden sind, Frau Kubela“, sagt er mehr pro forma, in der Hoffnung, sie errät seine Gedanken nicht.
    „Ich habe noch nie in meinem Leben mit der Polizei zu tun gehabt und ich bin überhaupt nicht scharf darauf, immer wieder aufs Neue ausgefragt z u werden, da ich ja doch nichts weiß.“
    Genau das wollte Kokoschansky hören. „Haben Sie eine gute Freundin, wo Sie mit Ihrer Tochter für ein paar Tage unterkommen können? Jemand, den nur Sie kennen?“
    Kopfschütteln.
    „Verwandte scheiden aus“, beschließt Kokoschansky. „Das wäre zu un sicher, weil sehr leicht herauszufinden. Ich habe da so eine Idee, wobei ich allerdings nicht weiß, ob sie sich realisieren lässt. Ein, zwei Tage sind für uns kein Problem, wenn Sie hier bleiben. Jetzt entspannen Sie sich, Frau Kubela, lassen Sie mal viere gerade sein. Ich muss jetzt wieder weg. Ich weiß, es ist hart, bei diesem schönen Wetter in der Wohnung bleiben zu müssen. Aber ich muss Sie bitten, die Räumlichkeiten nicht zu verlassen. Da draußen braut sich etwas zusammen, wovon ich noch keine Ahnung habe. Doch eines weiß ich, es ist gefährlich. Ich will Ihnen nicht noch mehr Angst machen, aber das sagt mir mein Gefühl. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen für Franziska ein paar Kinder-DVDs von meinem Sohn geben. Mehr kann ich Ihnen im Moment leider nicht anbieten.“
    „Das verstehe ich und bin Ihnen auch sehr dankbar. Aber wir können uns auch in einer billigen Pension oder einem Hotel einmieten. Ein bisschen Geld habe ich noch. Ist ja ohnehin schon mehr als genug, was Sie und Ihre Frau für uns getan haben.“
    „Das vergessen Sie mal. Das ist viel zu gefährlich. Inzwischen glaube ich nicht, dass der Anruf bei Ihnen ein blöder Scherz war. Ich bin der festen Überzeugung, Sie und Ihre Tochter sollten wirklich entführt werden. Verz ei hen Sie, wenn ich ganz

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