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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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herumgeistert. Doch vorher muss er Freitag genauer unter die Lupe nehmen .
    „Heute folgt unser aber niemand“, quasselt Freitag weiter.
    „Schaut nicht danach aus.“
    Freitag parkt auf dem Taxistand vor dem Haupteingang des Kranken­hauses ein.
    „So, da wären wir. Wenn du mich brauchst, anrufen und wenn ich in der Nähe bin, düse ich sofort her. Du weißt, eine Frau und drei Kinder. Das geht ins Geld.“
    „Alles klar, Freitag, danke“.
    Kokoschansky bezahlt, steigt aus und betritt das riesige Krankenhaus. Wenn er jetzt an der Rezeption nach einem Doktor Frankenstein fragt, wird m an ihn wohl für nicht ganz dicht halten, aber das ist sein einziger Anhalts­punkt. Er hofft, falls es tatsächlich der richtige Name des Chirurgen ist, dass er auch heute noch im Dienst ist.
    „Guten Morgen, wo finde ich Herrn Doktor Frankenstein?“
    „Einen Moment, bitte.“
    Die Empfangsdame sieht bereitwillig in ihrem PC nach. Frankenstein existiert! Ein Chirurg und heißt Frankenstein. Das ist der Überhammer! Kokoschansky muss sich beherrschen um sein Grinsen zu unterdrücken. Sofort fällt ihm Greter ein, der sicherlich schon Himmel und Hölle in Bew egung gesetzt hat, um sich über diesen frechen Arzt zu beschweren, aber eine neuerliche Abfuhr kassiert, weil der Name Frankenstein real ist.
    „Doktor Frankenstein ist auf der Intensivstation. Bauteil A, Ebene zwei. Wenn er operiert, kann es allerdings dauern.“
    „Das macht nichts, vielen Dank.“
    Wenn es Petranko inzwischen besser gehen sollte, ist das, trotz des un gewollten Weckrufes, ein hervorragender Tagesbeginn. Im Aufenthaltsraum vor der Intensivstation trifft Kokoschansky auf Ehefrau und Tochter des Chefinspektors. Durch die Frühnachrichten im Radio haben sie von dem tragischen Unglück erfahren und sind sofort nach Wien gerast, da sie bei Petrankos Mutter in Oberösterreich zu Besuch waren. Sein Zustand ist unverändert. Es besteht noch immer akute Lebensgefahr. Auch Doktor Frankenstein ist nicht greifbar, da er wieder im OP steht. Durch die jahre­ lange Freundschaft mit Petranko sind Kokoschansky natürlich auch desse n Frau und die fast erwachsene Tochter bestens bekannt. Darum schmerzt es ih n umso mehr, dass er nichts weiter tun kann als ein paar Trostworte zu sagen. Wieder warten hilft nichts, am allerwenigsten Petranko. Darum verabschiedet sich Kokoschansky gleich wieder. Er muss diesen Bastard finden, der seinem Freund das angetan hat, doch das verrät er den beiden Frauen nicht. Wenn es ihm gelingt diesen Typen zu schnappen, passen viel­l eicht auch die einzelnen Puzzleteile zusammen.
    Als der Journalist das SMZ Ost verlässt, wird er durch einen kurzen Hup ton aus seinen Gedanken aufgescheucht. Er hätte sich denken können, dass es nur Freitag sein kann, der sich in die Reihe wartender Taxis ganz hint en eingereiht hat. Langsam geht er zu dessen Auto, misstrauisch von den anderen Fahrern beobachtet, die es gar nicht gern haben, wenn sich ein potenzieller Fahrgast nicht an das ungeschriebene Gesetz hält, in den ersten Wagen einzusteigen. Das Geschäft ist hart und die Konkurrenz lauert an jeder Ecke, daher wird um jeden Kunden gekämpft.
    „Na, schon wieder zurück?“, fragt Rastaman aus dem geöffneten Seiten­ fenster. „Das war aber kürzer als ein Kurzbesuch.“ Kokoschanskys ernste Miene gibt ihm zu denken und er glaubt schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten zu sein. „Oh, hoffentlich habe ich jetzt nicht wieder etwas Falsches gesagt.“
    „Nein, nein“, beruhigt Kokoschansky. „Ich war auf der Intensivstation.“
    „Hm, das heißt, die Lage ist sehr ernst.“
    Der Journalist schweigt und zuckt nur kurz mit den Schultern. „Weißt du was“, schlägt Koko vor, „sperr deine Karre ab und wir gehen auf einen Kaffee. Bis du zum Zug kommst sind wir lange wieder zurück.“
    Kokoschansky ist auf der Suche nach einem Verbündeten, dem er vertrauen kann, und Freitag ist dabei in engster Wahl. Der Schwarze hat Charisma, strahlt eine gewisse Verlässlichkeit aus. Genau das sucht Koko­schansky. Außerdem muss er irgendwie an Erkan Kaytan heran oder zumindest an dessen Familie, wenn der Todesschütze selbst noch immer abgeschottet wird. In Wien sind viele ausländische Taxifahrer unterwegs, quer durch alle Nationen. Immer wieder kommt es deshalb aus Konkurrenz­ gründen zu kleineren ethnischen Konflikten. Schwarze bleiben meist unte r s ich, Türken können nicht mit Kurden, Kosovo-Albaner sind mit Serbe n und Kroaten zerstritten,

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