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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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weiß, dass der Mann weder ein Freund der Innenministerin ist, noch Greter ausstehen kann. Al les wäre um ein Vielfaches einfacher, wenn Petranko nicht im Kranken­haus liegen würde. Auch Kubela und Franziska bereiten Kokoschansky große Sorge, da er keine Ahnung hat, was tatsächlich vorgefallen ist. Trotz dem versucht er kühlen Kopf zu bewahren und nicht überstürzt zu handeln. Zumindest im Fall Kaytan gibt es einen ersten Ansatzpunkt, auf dem vielleicht aufzubauen ist.
    Gedankenverloren greift der Journalist in seine Jackentasche um Lena über den neuesten Stand zu informieren. Leider gibt es Momente im Leben, da passieren gewisse Dinge, die nicht zu verhindern sind. Statt des eigenen Handys erwischt er das von Frau Kubela, das er immer noch mit sich führt. Das Ding ist eingeschaltet, der Akku halbvoll, bisher kamen jedoch weder Anrufe noch Nachrichten herein. Da er selbst einmal dieses Modell beses sen hat, kennt er sich aus. Bevor er sich auf den Weg zum Innenministerium macht, treibt ihn die Neugierde, sich näher mit diesem Handy zu beschäftigen. In die Sprachbox kommt er nicht, da er den Code nicht kennt. Aber die Telefonliste ist frei zugänglich. Er findet fünf Nummern mit weiblichen Vornamen, wahrscheinlich Freundinnen oder Kolleginnen. Dann ein Franz, der ihr erschossener Exmann sein könnte. Außerdem eine Nummer mit nur Initialen: A. R, anstelle eines Namens. Sofort dröhnen in seinem Gehirn die Alarmsirenen. Ohne lange zu überlegen, ruft er sofort dort an und was er nicht für möglich hält, tritt tatsächlich ein. Das einseitige Telefonat dauert nur ein paar Sekunden, Kokoschansky sagt kein Wort, denn die Stimme, die sich meldet, ist ihm seit wenigen Minuten bestens vertraut und im Ohr. Doktor Andreas Ritzler, der Sonja bumst und mit dem sie sichtlich glücklich ist. Kokoschansky drischt mit der Faust auf das Lenkrad. Warum verkompli ziert sich diese verdammte Geschichte von Stunde zu Stunde? Was hat Irm ­gard Kubela mit dem neuen Lover seiner Ex zu tun? Ist sie Patientin von ihm? Und wenn, dann ist sie nicht im Besitz seiner privaten Handynummer, sondern speichert die Praxisnummer in ihrem Handy. Das ist doch alles kein Zufall mehr! Soll er umkehren und diesen Doc zur Rede stellen? Nein, das würde gar nichts bringen. Ohne handfesten Beweis für irgendetwas lacht ihn dieser Ritzler nur aus. Sonja würde sich sicherlich auf die Seite ihres Liebhabers schlagen und Kokoschansky vor die Tür setzen. Trotzdem will er auf Nummer sicher gehen und ruft kurzerhand bei Sonja an ohne sich zu melden. Als sie sich ziemlich außer Atem meldet, ist er beruhigt und legt auf. Aber sein männliches Ego ist schwer angekratzt. Da vögelt dieser Doc seine Ex anscheinend noch immer, profitiert von ihren exzellenten Bett­künsten und Kokoschansky ist machtlos dagegen etwas zu unternehmen.
    „Du bist ein eifersüchtiger Trottel, Heinz Kokoschansky“, sagt er zu sich selbst und biegt in die Herrengasse Richtung Innenministerium ein. „Du bist von ihr geschieden, ihr seid nur noch Freunde. Punkt, aus, vorbei. Sie kann sich in ihr Bett holen, wen und wann immer sie will.“
    ***
    „ Du willst mit mir sprechen, Fikret?“, fragt der Imam und faltet sorgfältig die Hürriyet zusammen. Natürlich ist Erkan Kaytans gewaltsamer Tod Thema in den türkischen Medien, „Was kann ich für dich tun?“
    Fikret Kaytan, Erkans Bruder, sitzt aufrecht vor dem hohen islamischen Geistlichen auf dem Boden, den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände liegen auf den Oberschenkeln. Die Haltung ist ein Zeichen des Respekts und der Ehrerbietung gegenüber dem Würdenträger. Während Fikret mit leiser Stimme erzählt, dass sich ein schwarzafrikanischer Taxifahrer sehr für seinen ermordeten Bruder zu interessieren scheint, hört ihm der Imam mit geschlossenen Augen zu und streicht dabei unentwegt über seinen dichten, schwarzen Vollbart, der ihm bis zum Brustbein reicht. Nachdem Kaytan seine Schilderung beendet, verharrt der muslimische Geistliche noch ein paar Minuten stumm wie eine Statue.
    „Auch der schwarze Mann wird unseren Dschihad nicht verhindern können“, sagt er dann mit leiser, aber fester Stimme. „Erkans schändlicher Tod i st für uns, nicht nur für dich und deine Familie, ein schmerzlicher Verlust. Doch tröste dich, Fikret, Erkan ist als Märtyrer gestorben und im Paradies. Allah weiß, warum er uns Erkan so früh genommen hat und nur Allah kennt den Grund. Du hast richtig gehandelt. Unser Kampf wird dadurch

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