Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
Vom Netzwerk:
nicht aufgehalten. Du wirst jetzt Erkans Platz einnehmen und in seine Fuß stapfen treten. Dein Lokal bleibt auch in Zukunft unser Stützpunkt für alle weiteren Aktivitäten. Allahu akbar ...“
    ***
    Natürlich will der an diesem Feiertag diensthabende Beamte unbedingt wis sen, warum Kokoschansky so dringend den GD sprechen muss. Doch Kokoschansky verrät mit keiner Silbe sein Anliegen, sagt nur, Gefahr sei im Verzug und der Sachverhalt zu brisant und deshalb nur an höchster Stelle vorzutragen. Zwar hat der Beamte einige Einwände, doch dann greift er endlich zum Telefonhörer. Kokoschansky hinterlässt seine Handynummer und setzt sich in ein nahe liegendes Restaurant, um eine Kleinigkeit zu essen, während er auf den Rückruf wartet. Endlich kann er Lena über den n euesten Stand informieren. Auch sie war während ihres Dienstes nicht un tätig und hat über Umwege zumindest Erkan Kaytans Privatadresse heraus ­gefunden.
    Kaum hat Kokoschansky seine Verdauungszigarette ausgeraucht, vi­briert sein Handy. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit in seinem Büro am Ballhausplatz, gegenüber dem Bundes­kanzleramt, eingetroffen ist. Der Beamte teilt Koko kurz und bündig mit, dass er nun erwartet werde.
    Bisher ergab sich noch keine Möglichkeit sich persönlich kennenzuler nen, doch Kokoschansky ist sich ziemlich sicher, dass er für den GD kein Unbekannter ist.
    Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit passiert der Journalist die Sicher ­heitsschleuse, während ihn der Beamte misstrauisch und zugleich neugierig beobachtet. Als Kokoschansky außer Sichtweite ist, greift er sofort zum Telefon.
    Es ist dieser typische Kriminalistenblick, freundlich, aber dennoch mit einer Spur von Argwohn, Einschätzung und Misstrauen, den nur langjährige Kenner richtig zu deuten wissen, mit dem Kokoschansky vom General ­direktor für Öffentliche Sicherheit, Bernhard Schuberth, empfangen wird. Mit zurück­gekämmten dichten, brünetten Haaren, modischer randloser Brille, in Freizeit­kleidung und mit ernstem Gesicht wird Kokoschansky, der den GD um mehr als eine Haupteslänge überragt, die Hand gereicht.
    „Guten Abend, Herr Kokoschansky. Ich hoffe, Sie haben einen triftigen Grund, dass Sie mir einen meiner wenigen freien Tage radikal verkür zen. Ich weiß über Sie Bescheid und darum bin ich auch ins Büro gekommen.“
    „Danke. Ich weiß das zu würdigen. Und glauben Sie mir, wenn ich nicht tatsächlich plausible Fakten hätte, würde ich es nicht wagen, Sie an einem Feiertag zu stören.“
    „Genug der Förmlichkeiten!“ Schuberth deutet zu einer gemütlichen Sitz­gruppe und bietet Kokoschansky Platz an. „Dann schießen Sie mal los. Ich bin ganz Ohr.“
    Präzise und nur das Wesentliche, ohne jedwede Polemik, Wertigkeiten oder Eigeninterpretationen präsentiert der Journalist seine bisherigen Erkenntnisse, verschweigt aber dennoch drei wichtige Tatsachen: Im Besitz von Irmgard Kubelas Handy zu sein, somit auch die Existenz dieses Dokto r Andreas Ritzler und das Wissen über Erkan Kaytans Privatadresse. Wäh rend Kokoschansky spricht, unterbricht ihn Schuberth kein einziges Mal, macht sich nur gelegentlich Notizen in einem kleinen roten Büchlein. Nach dem Koko seinen Monolog beendet hat, wirken Schuberths Gesichtszüge sehr angespannt. Nachdenklich schließt er das Büchlein und legt den Stift darauf.
    „Ihr Ruf kommt nicht von ungefähr, Herr Kokoschansky“, Schuberth gießt in zwei Gläser Mineralwasser. „Beachtlich, was Sie bereits heraus­ gefunden haben. Warum sind Sie damit nicht früher herausgerückt? Warum haben Sie nicht Herrn Greter und die anderen zuständigen Behörden inner­ halb des Exekutivapparates informiert? Das wird Ihnen ja nicht neu sein, dass Kollege Greter bezüglich der Ermittlungen im Fall Erkan Kaytan die Oberaufsicht hat.“
    „Erstens weil ich, nach Möglichkeit, immer zum Schmidt und nicht zum Schmidtchen gehe und zweitens zu Greter und seinen Leuten ein mehr als zwiespältiges Verhältnis habe. Abgesehen davon ist mir seine Nähe zu Bastia n Schenk immer schon ein Dorn im Auge gewesen und ich mag mich auch nicht, mit einer unfähigen Innenministerin herumschlagen müssen.“
    Wenn Breitseite, dann ordentlich und gleich an der richtigen Stelle deponieren. Der Anflug eines Lächelns umspielt Schuberths Mund, er hat sich jedoch sofort wieder in der Gewalt. Für Kokoschansky reicht es. Er weiß, es ist angekommen und genau das ist sein Ziel

Weitere Kostenlose Bücher