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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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setzen, damit ihn keiner klaut?«
    »Klar. Mach’ ich glatt.«
    Tommy stand auf.
    In diesem Moment sah Killer direkt in seine Richtung. »Tommy Zet!« brüllte er. »Bleib, wo du bist, Arschgesicht! Schnappt ihn euch, Leute!«
    Tommy rannte wieselflink die Treppe hinauf, drängte sich durch eine Horde schunkelnder Pappnasen, geriet in eine Polonaise quiekender Mäuse, hetzte am großen Bierzelt der Funken vorbei und ging hinter einem Trupp singender Prinzengardisten in Deckung. Keuchend spähte er zur U-Bahn-Treppe hinüber, auf der im gleichen Augenblick Killer und die anderen Kamikazes auftauchten und sich fluchend umschauten.
    Tommy Zet kicherte höhnisch.
    In diesem Gewimmel konnten sie lange nach ihm suchen. Er brauchte nur zu warten, bis sie von der Treppe verschwunden waren, sich zurückzuschleichen, den Koffer zu holen und …
    Eine Hand packte ihn am Kragen. Dann wurde er in die Höhe gerissen und herumgewirbelt. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er in ein bösartig grinsendes, wüst zernarbtes Gesicht.
    »Hab’ ich dich, Arschgesicht«, grunzte Scarface und fuchtelte mit seinem Totschläger. »Der Präsident is’ ganz wild darauf, dir alle Knochen zu brechen. Kommste freiwillig mit, oder kann ich Gewalt anwenden?«
    »Bloß keine Gewalt!« japste Tommy und trat ihm mit voller Wucht zwischen die Beine.
    Scarface grunzte nur und holte mit dem Totschläger aus. Das letzte, was Tommy hörte, war der Tusch der Tanzkapelle – Tätä-tätä-tätä! –, dann wurde die Welt finster.
     
    Während Tommy Zet von den Kamikazes ins Hinterzimmer des Radau em Veedel verschleppt wurde, während der nichtsahnende Totengräber Egon Matschke auf einem Koffer mit drei Kilo Kokain saß und vergeblich, aber voller Zuversicht auf die Rückkehr des Rettungshubschraubers wartete, trabte ein großer, knorriger Mann mit einer großen, knorrigen Nase durch das Severinsviertel und wünschte sich nichts sehnlicher, als auf die Schnelle einen besonders feigen und brutalen Mord zu begehen.
    Dabei konnte Petrus froh sei, daß er den Rest des Karnevals nicht in einer Zelle der JVA Köln-Ossendorf verbringen mußte, dem berüchtigten Klingelpütz, in dem das ganze Jahr lang Aschermittwoch war; doch er dachte nicht im Traum daran, seine Chance zu nutzen und in Zukunft edel, gut und gesetzestreu zu werden.
    Er wollte Bernie Barnovic, er wollte Nina und Susi Infernale, er wollte die heimtückische singende Pappnase, und vor allem wollte er den Kokskoffer – selbst wenn das bedeutete, daß Kriminalkommissar Kaminski seine Drohung wahr machen und ihm den Arsch aufreißen würde, bis nur noch ein großes rundes Arschloch von ihm übrigblieb.
    Petrus rieb sich nachdenklich das kantige Kinn.
    Die Bullen hatten seine .38er Smith &Wesson beschlagnahmt, seine Wohnung durchsucht und seine kostbare Sammlung mittelalterlicher Folterwerkzeuge sichergestellt. Sie hatten ihn pausenlos verhört und nach einer deprimierenden Nacht in einer Arrestzelle des Polizeipräsidiums ohne ein Wort der Entschuldigung wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Warum?
    Weil sie ihm geglaubt hatten, daß er rein zufällig und ohne böse Absicht mit einer geladenen .38er vor Bernie Barnovics Haus herumgelungert hatte? Wohl kaum. Daß man ihn nicht wegen illegalen Waffenbesitzes in die Untersuchungshaft überführt hatte, war angesichts seiner kriminellen Vergangenheit ein Wunder, aber Petrus glaubte nicht an Wunder.
    Zweifellos war das Ganze nur ein besonders übler Trick dieses Hurensohns Kaminski, der auf diese Weise Bernie Barnovics Kopf retten wollte. Dieser abgewrackte Doper war nicht nur zahlungsunfähig und übergeschnappt, sondern auch ein gottverdammter Polizeispitzel, der ohne jeden Skrupel seine besten Freunde und Gläubiger verriet, nur um den Kokskoffer mit keinem anderen Menschen teilen zu müssen.
    KOKs Kaminskis bohrende Fragen ließen gar keine andere Schlußfolgerung zu: Bernie arbeitete für das Rauschgiftdezernat und war mit dem Kokskoffer untergetaucht. Jetzt wußten nicht einmal die Bullen, wo er steckte.
    »Na warte, du Laus«, knirschte Petrus in ohnmächtiger Wut.
    Er war entschlossen, sich so schnell wie möglich Ersatz für die beschlagnahmte .38er zu besorgen, Bernie Barnovic aufzuspüren und ihm das zu geben, was jener am dringendsten brauchte – eine Kugel zwischen die Augen und ein stilles Grab in der nächstbesten Streusalzkiste. Diese Ratte wußte es noch nicht, aber sie war schon jetzt so tot, wie es keine normale Leiche je sein

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