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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Barnovic! Du kannst Nina fragen, wenn du mir nicht glaubst. Oder Petrus. Oder den Pinguin.«
    »Den Pinguin, klar, mach’ ich glatt«, höhnte Spider. »Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast? Einen Idioten oder was?«
    »Eigentlich ja, aber …«
    »Schnauze, du Tier!« Er bückte sich und zog das Stilett aus seiner neuen Socke. Ein sadistisches Grinsen entstellte sein schönes bärtiges Gesicht. »Jetzt ist endgültig Schluß mit den Faxen! Ihr haltet euch wohl für verdammt gerissen, was? Ihr glaubt wohl, ihr könnt jeden Mann verarschen, wie? Aber da seid ihr bei mir an der falschen Adresse! Ich hab’ doch nicht ein Leben lang auf diese Chance gewartet, um sie mir von zwei übergeschnappten Emanzen kaputtmachen zu lassen! Meine Fresse, ich bin ein friedlicher Mensch, aber wenn ihr nicht auf der Stelle den Koffer rausrückt, dann schneid’ ich euch die Ohren oder sonstwas ab!«
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, stach er mit dem Stilett auf die Bettdecke ein.
    »Scheiße, der Kerl will mich aufschlitzen!« kreischte Susi hysterisch. »Hilfe! Nina, so hilf mir doch!«
    Nina würgte nur. Sie wußte beim besten Willen nicht, was sie tun konnte, um Spider daran zu hindern, ihrer Kusine die Ohren oder sonstwas abzuschneiden. Sie war schon froh, daß ihre eigenen Ohren bislang noch relativ weit von dem blitzenden Stilett entfernt waren, und sie hatte ganz bestimmt nicht vor, ihren sicheren Platz am Fenster zu verlassen.
    Trunken beugte sie sich über die Fensterbank und äugte auf das närrische Treiben auf dem Altermarkt hinunter, wo Hunderte von johlenden Jecken Polonaisen tanzten. Doch das hätte sie besser nicht getan. Aus der Vogelperspektive und mit einer Überdosis Alkohol im Blut betrachtet, verschmolzen die Polonaisen zu schlingernden Linien, eiernden Spiralen, torkelnden Kurven und schwindelerregenden, womöglich sogar nichteuklidischen Konfigurationen, und so, wie sich die Leute benahmen, war nichteuklidisch noch geschmeichelt.
    Plötzlich kam es zu einer erstaunlichen Veränderung. Zwei parallele Linien schlugen eine Schneise durch das chaotische Gewusel wie Meteoriten auf Kollisionskurs, die in ein völlig aus den Fugen geratenes planetarisches System vorstießen und jeden Trabantenjecken, der ihren Weg kreuzte, aus der Umlaufbahn warfen.
    »Ich hab’s mir überlegt«, sagte Spider in Susis entnervendes Heulen hinein. »Meine Fresse, ich hab’s mir echt überlegt – ich schneid’ euch doch nicht die Ohren ab.«
    Susi schluchzte erleichtert.
    »Nein«, zischte Spider, »ich verpfeif euch bei dem Kolumbianer, dem ihr den Koffer geklaut habt. Ich weiß nämlich, wo er steckt.« Er lachte. Es klang gemein. »Wißt ihr, was der Kolumbianer mit euch machen wird, wenn er euch erwischt? Wißt ihr das?«
    »Er wird uns umbringen!« kreischte Susi.
    »Er wird euch bei lebendigem Leib häuten und dann an den Eiern aufhängen!« brüllte er. »Wollt ihr das? Nein? Dann her mit dem verdammten Koffer, oder in einer Stunde ist der Kolumbianer hier!«
    »Aber wir haben den Koffer doch nicht mehr!« heulte Susi. »Ich kann doch nichts dafür, daß mir dieser beschissene Pinguin das Laken heruntergerissen und der Antennenmann den Koffer geklaut hat! Scheiße, ich will sterben!«
    Nina hätte ihrer Kusine fast geraten, etwas vorsichtiger mit ihren Worten umzugehen, doch sie war viel zu sehr mit den beiden mysteriösen Karnevalsmeteoriten beschäftigt, die sich auf Kollisionskurs mit ihrem Haus befanden. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen so weit umgestellt hatten, daß sie die Karnevalsmeteoriten nicht mehr als Karnevalsmeteoriten, sondern als das sah, was sie wirklich waren. Und was sie dann sah, hätte sie lieber nicht gesehen.
    »Au jau«, sagte Nina. »Au jau, au jau, au jau!«
    Mit einer Mischung aus Faszination und Grausen starrte sie auf den schwerbewaffneten Rambo und den Teufel hinab. Den Rambo mit seiner verwegenen Narbe im Gesicht erkannte sie sofort – es war der Kolumbianer!
    Der Teufel neben ihm drehte sich um, so daß Nina einen kurzen Blick auf sein Gesicht werfen konnte. Nur ein Mensch konnte so diabolisch grinsen – ihr alter Erzfeind Charlie Hoballa. Offensichtlich steckten die beiden unter einer Decke, und offensichtlich wollten sie ihnen einen Besuch abstatten! Der Schock war so groß, daß Nina auf der Stelle nüchtern wurde. Entsetzt beobachtete sie, wie Lorcaz und Charly Hoballa in der Haustür verschwanden. Nach Lorcaz’ Waffenarsenal und Hoballas diabolischem Grinsen

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