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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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eine Zigarette an und inhalierte genussvoll, während er mit in den Nacken gelegtem Kopf in den sternenklaren Himmel schaute. Er freute sich auf das Wiedersehen mit Maria und sein Gefühl sagte ihm, dass das nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen würde.

FÜNFUNDZWANZIG
    â€žGlaubst du, dass sie auf meine Bedingungen eingehen?“, fragte Karl und warf Maria, die auf dem Sofa lag und träge mit ihrer kleinen Kamera herumspielte, einen skeptischen Blick zu.
    Maria hob den Kopf. „Sicher tun sie das, mach dir keine Sorgen.“
    â€žIch mach mir aber Sorgen“, sagte Karl und unterbrach seine Wanderung, die er begonnen hatte, seit er die Terrasse verlassen und das Büro wieder betreten hatte.
    â€žUnnötig“, sagte Maria. „Wozu soll die WEGA ein Risiko eingehen, wenn sie diese Angelegenheit einfach und bequem aussitzen kann? A propos sitzen, hock dich irgendwo hin, deine Herumrennerei macht mich ganz nervös.“
    Karl blieb stehen und schaute sich im Büro um, während er sich am Hinterkopf kratzte. Der Schreibtischsessel? Nein. Zu bergermäßig. Einer der Besucherstühle? Zu gewöhnlich. Das Sofa? Zu gefährlich. Schließlich entdeckte er, ganz hinten in der Ecke, halb von einem Sessel verborgen, eine Art Bierfass, vermutlich ein Behälter für Öl. Kurz wunderte er sich, was dieser Behälter in Bergers Büro zu suchen hatte, zumal er sich nicht erinnern konnte, ihn vorher schon bemerkt zu haben, dann dachte er, was soll’s, eine Sitzgelegenheit ist eine Sitzgelegenheit ist eine Sitzgelegenheit, wuchtete den Behälter in die Mitte des Büros, so dass er genau gegenüber dem Sofa stand, und ließ sich schweratmend darauf nieder. Trotz der ziemlich unbequemen Position, er konnte seinen Rücken nirgendwo anlehnen und die schmale Oberkante des Behälters fräste sich durch den dünnen Stoff seiner Trainingshose direkt in sein empfindliches Sitzfleisch, fühlte sich Karl zum ersten Mal seit Ewigkeiten entspannt. Sein Herz schlug ruhig und gleichmäßig, nicht zu schnell, nicht zu langsam, seine Atmung ging normal, er schwitzte kaum, mit einem Wort, es ging ihm so gut, wie es ihm den Umständen entsprechend nur gehen konnte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Verdammt, er hatte es ihnen gezeigt, und zwar allen. Den Faschisten von der WEGA genauso wie Berger. Er hatte sie alle überlistet. Das Geld für einen Umweltschutzverein zu verlangen, war ihm auf dem Weg zur Terrasse eingefallen, quasi im letzten Moment, aber das eigentlich Geniale, nämlich das Geld
nicht
von Berger, sondern von den Wienerinnen und Wienern zu erbeten, dieser Gedanke hatte sich gleichsam aus dem Nichts in seinem Gehirn materialisiert. Er war dort gestanden, auf der Terrasse, all diese Leute unter sich, und plötzlich hatte er sich sagen gehört, er wolle das Geld in Fünfzigcentstücken, und zwar von allen Bewohnern dieser Stadt. Und in der selben Sekunde hatte er gewusst, dass er gewonnen hatte. Nun, nicht gewusst, eher gehofft, denn was die WEGA-Typen so taten, war, wie die jüngsten Ereignisse hinlänglich bewiesen hatten, nicht immer von Vernunft geprägt, aber der Rest der Menge daunten, der war von dieser Sekunde weg vollkommen auf seiner Seite gewesen.
    â€žGeht’s dir gut?“, fragte Maria und räkelte sich auf dem Sofa, ein wenig vorsichtig eingedenk ihrer lädierten Schulter.
    â€žKann nicht klagen“, sagte Karl und grinste sie mit zusammengekniffenen Augen an.
    â€žFein.“
    Karl sagte nichts, sondern starrte sie einfach an, weiterhin grinsend. Sie lag auf dem Sofa, die braungebrannten Beine in starkem Kontrast zum weißen Sitzbezug, ihr Kopf ruhte auf den im Nacken verschränkten Händen. Ihre Füße waren zwischen Zehen und oberem Teil des Spanns, dort, wo er ins Schienbein überging, weiß, vermutlich weil sie permanent Sandalen trug. Sein Blick wanderte weiter nach oben, die Knie entlang über ihre breiten, ungemein sexy Hüften, ihren flachen Bauch, die ziemlich kleinen Brüste, und ruhte schließlich auf ihrem Gesicht. Und wieder erfasste ihn dieses seltsame Gefühl, dass irgendetwas anders war an ihrem Gesicht, etwas, das er noch immer nicht benennen konnte.
    â€žNette Federn“, sagte er nach einer Weile.
    Maria fuhr sich durch ihr dunkles Haar und lachte. „Danke.“
    â€žSelber gestutzt?“
    â€žKlar, wie immer.“
    â€žMit

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