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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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zahlreichen TV-Kameras, die das Podest genau im Visier hatten. „Das dürfte kein Problem werden.“
    â€žGut“, sagte Hightower, „jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der die erste Münze einwirft.“
    Der Bürgermeister räusperte sich. „Ich dachte, das mache ich.“
    â€žNichts für ungut, Darling, aber ich dachte eher an jemanden,na ja …“ Sie beugte sich über das Geländer und blickte hinunter in die Menge. Huber und die beiden Mädchen standen direkt neben Qualtinger, der lässig an der Treppe lehnte. „Sind Sie mit denen verwandt?“, rief sie zu Huber hinunter.
    Der Bootsbauer nickte stolz. „Meine Töchter.“
    Die beiden Mädchen schauten nach oben.
    Perfekt, dachte Hightower und sagte: „Wollt ihr ins Fernsehen?“
    Im Film sah das immer gut aus, wenn der Mann und die Frau auf dem Sofa lagen, ihr Kopf ruhte auf seinem Oberschenkel und sie blickte schmachtend zu ihm auf. In der Realität schlief dem Mann das Bein ein.
    Karl bewegte sich, in der vergeblichen Hoffung, eine etwas bequemere Stellung zu finden. Er rutschte ein Stück zur Seite, ein Stück nach hinten, dann wieder nach vor.
    â€žWas machst du denn?“, fragte Maria mit träger Stimme und geschlossenen Augen.
    â€žMein Bein“, sagte Karl und massierte sich den Oberschenkel, auf dem Marias Wange lag.
    â€žEin sehr nettes Bein“, sagte Maria, „ein bisschen knochig vielleicht, aber dennoch bequem.“
    â€žEs ist eingeschlafen“, sagte Karl.
    â€žSoll ich runtergehen?“
    â€žBitte.“
    Vorsichtig setzte sich Maria auf und als sie sich mit der linken Hand am Sofarand aufstützte, schoss ihr der Schmerz aus der verletzten Schulter bis in die Fingerspitzen.
    â€žAlles in Ordnung?“, fragte Karl.
    â€žGeht schon“, murmelte Maria und lächelte gequält. Sie rieb sich die Augen und biss die Zähne zusammen. Dann musterte sie Karl, der mit zerstrubbelten Haaren neben ihr lümmelte, nach wie vor mit nacktem Oberkörper, und dessen Gesicht aufgrund des Triumphs, den er auf der Terrasse gefeiert hatte, immer noch strahlte. „Das war sehr schön da draußen“, sagte sie.
    â€žWirklich?“
    Maria nickte. „Wirklich. Eddie White hätte das auch nicht besser gekonnt.“
    â€žDu übertreibst“, sagte Karl, aber sein Grinsen wurde breiter.
    â€žNur ein bisschen“, sagte Maria und rückte eine paar Zentimeter näher an Karl heran.
    â€žWie wär’s mit Musik?“
    Maria blickte sich um, entdeckte die schicke Stereoanlage und die CDs, die im Rack lagen. „Ich hoffe, dein Boss, ich meine, Exboss, hat einen guten Geschmack.“ Sie stand auf, umrundete vorsichtig die Scherben auf dem Teppich vor dem Sofa und ging vor der Stereoanlage in die Knie, um die CDs zu inspizieren. „Mist, Mist, Mist“, eine nach der anderen flog zur Seite, „noch mehr Mist, grauenhafter Mist, kenn ich nicht, aber vermutlich ebenfalls Mist, furchtbares Cover, noch mehr, he, ich glaube, das ist nett.“
    Karl seufzte. Seine stillen Gebete waren erhört worden.
    Maria brachte die Stereoanlage nach ein bisschen Gemurkse und gutem Zureden schließlich zum Laufen und überredete sie, die CD zu schlucken. Mit der Fernbedienung in der Hand kehrte sie zum Sofa zurück und ließ sich drauffallen. „Mission erledigt, keine Gefangenen“, sagte sie mit lässig zu einem Salut erhobenem Arm.
    â€žWegtreten“, grinste Karl.
    Maria drückte ein magisches Knöpfchen und Musik erklang. Spröde, leicht monotone Beats, Musik, die nach den ersten paar Sekunden langweilig klingt, nach den ersten paar Minuten einen gewissen Sog erzeugt und einen spätestens beim dritten Track gepackt hat.
    â€žWas ist das?“, fragte Karl, der sich mit Techno oder House oder wie immer diese Musikrichtung hieß, nicht auskannte. Er stand mehr auf Rock.
Yeah
.
    â€žThomas Brinkmann“, sagte Maria und rückte ein wenig näher.
    â€žKlingt wie ein deutscher TV-Arzt.“
    â€žIch kann auch was anderes auflegen.“ Noch näher.
    Karl winkte ab. „Nein, schon okay. Gefällt mir.“
    Sie liegen auf dem Sofa, Maria ganz nah bei ihm, schauen einander an, und plötzlich verschwindet alles. Das dumpfe Gemurmel der Demonstranten unten auf der Straße: verschwunden. Das grelle Scheinwerferlicht, das durch die halb heruntergelassenen Jalousien

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