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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Licht der Scheinwerfer, die mittlerweile überall am Rande des Platzes standen und zusätzlich zur gleißenden Helligkeit auch noch eine ziemliche Wärme abstrahlten, die die ohnehin schon laue Nacht noch angenehmer machte. Die Polizisten entstiegen den Streifenwagen und schickten die Schaulustigen, die sekündlich mehr zu werden schienen, weiter nach hinten, damit zum einen der Lkw Platz zum Navigieren und zum anderen der zweite Lkw, ein Kipplaster, auf dessen Rücken ein Bagger hockte, Platz zum Vorbeifahren hatte. Schließlich stand der Anhänger des ersten Lkw einen knappen Meter links neben dem Podest und der zweite, kleinere Lkw, im rechten Winkel hinter diesem Anhänger. Mit offenen Mündern und angehaltenem Atem verfolgten die Umstehenden, wie der Bagger, von dessen Schaufel dicke Trossenbaumelten, brüllend zum Leben erwachte und sich in Position brachte. Mit Hilfe zweier Männer auf dem Anhänger des großen Lkw wurden die Enden der Trossen mit den Ringen am oberen Rand des Plastikblase verbunden, und langsam, Zentimeter um Zentimeter, schwebte die Blase dann, scheinbar schwerelos, in die Höhe, schwenkte mit einem leichten Ruck nach rechts und hing, den Umstehenden kam es wie eine Ewigkeit vor, über dem Podest. Nach einem letzten leichten Schwenker setzte die Blase schließlich auf den Holzplanken auf, die unter dem Gewicht leicht knirschten, ansonsten aber nicht nachgaben. Die Trossen wurden unter tosendem Applaus gelöst, der Bagger hob und senkte seine Schaufel zweimal zum Dank, dann rollten die beiden Lkw langsam durch das Spalier der Schaulustigen und verschwanden im Schatten des Stephansdoms.
    â€žSie wirken sehr zufrieden“, sagte der Bürgermeister und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich die letzten paar Minuten dort gesammelt hatte. In der Theorie hatte der Plan ganz gut und relativ simpel geklungen, hier, jetzt, in der Realität, wirkte er nur noch gut, von simpel keine Spur mehr.
    â€žIch
bin
zufrieden“, sagte Dolores Hightower und hakte die Daumen unter die Träger ihrer Latzhose. „Alles ist so gelaufen, wie ich es geplant habe. Na ja, nicht alles, ich hätte lieber einen Kran gehabt statt des Baggers, aber was soll’s.“
    â€žIch bin froh, dass alles so gut geklappt hat“, sagte der Bürgermeister.
    Hightower lachte und klopfte ihm auf die Schulter. „Sie meinen erleichtert, geben Sie es ruhig zu.“
    Der Bürgermeister grinste zaghaft. „So offensichtlich?“
    â€žIch hab Sie beobachtet während der Aktion. Sie haben ein Gesicht gemacht, als würde man Ihnen ohne Narkose eine Wurzelbehandlung verpassen.“
    â€žDer Vergleich ist gar nicht so schlecht. Falls diese Aktion hier nämlich nicht klappt, kann ich einpacken. Der ganze Aufwand, die Kosten, die …“
    â€žBeruhigen Sie sich, das Gröbste ist überstanden.“
    â€žDas Gröbste? Was fehlt denn noch?“
    â€žWer, nicht was.“ Hightower blickte sich suchend um und entdeckte schließlich einen älteren Mann mit wirrem grauen Haar, der ein Flanellhemd über ausgebleichten Jeans und schweren schwarzen Stiefeln trug. Er wurde von zwei Mädchen flankiert, beide ebenfalls in Jeans und Hemden. Hightower hob ihren Arm und winkte den Mann zu sich.
    â€žWer ist das?“, fragte der Bürgermeister.
    â€žDer Mann, der dieses Kunstwerk dort gebaut hat.“ Sie deutete auf die schimmernde Blase.
    â€žKennen Sie ihn?“
    â€žNur vom Telefon, aber er ist der Einzige, der beim Anblick der Blase noch mehr das Gesicht verzieht als Sie vorhin.“
    Hightower schüttelte dem Mann die Hand. „Gute Arbeit“, sagte sie, beugte sich vor und fragte flüsternd: „Sie
haben
das Ding dort doch gebaut, oder?“, was dem Mann ein irritiertes Lächeln abrang, gefolgt von einem zaghaften Nicken. „Darf ich vorstellen, Alois Huber, Bootsbauer aus Baden bei Wien.“
    Der Bürgermeister gab Huber die Hand. „Gratuliere“, sagte er, „wirklich hervorragende Arbeit.“
    Huber murmelte ein „Danke“ und blickte unsicher zur Seite. Die ganze Sache war ihm offensichtlich ziemlich unangenehm.
    Hightower stellte sich neben ihn, legte ihm den Arm um die Schulter, deutete auf die Blase und sagte: „Wie, um Himmels willen, haben Sie es geschafft, dieses Meisterwerk in wenigen Stunden zusammenzubasteln?“
    Huber taute sichtlich auf. Ein

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