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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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verschmitztes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er Hightower den Herstellungsprozess erklärte. Der Bürgermeister hörte nur mit halbem Ohr hin. Während Huber und Hightower sich über Kunstharze, Härter, Kleber und andere Feinheiten unterhielten, beobachtete der Bürgermeister, wie sich zwei Männer, die einen offenen Karton trugen, in dem sich eine Art Anzeigentafel und ein Haufen Kabel befanden, einen Weg durch die Menge nach vorne zum Podest zu bahnen versuchten. Ihnenfolgte ein weiterer Mann, tipptopp gekleidet in einen schicken grauen Anzug, ein strahlendweißes Hemd, eine weinrote Krawatte mit breiten gelben Schrägstreifen und einer dieser leicht zerzausten Frisuren, die aussehen wie frisch aufgestanden und die die Friseure reich machen. Irgendwie kam der Mann dem Bürgermeister bekannt vor. Als das Trio beim Podest angekommen war, wurde ihm der Zutritt von den beiden Polizisten verwehrt. Es kam zu einer zunehmend lauter werdenden Diskussion.
    â€žIch unterbreche Sie nur ungern“, sagte der Bürgermeister zu Hightower und deutete hinüber zum Podest, „aber dort scheint es ein Problem zu geben. Kennen Sie die drei Herren?“
    â€žDie mit dem Karton nicht, aber der Schicke, das müsste Alex Kainz sein.“
    â€žWer ist Alex Kainz?“
    â€žUnser Moderator. Ich hab mir sagen lassen, er hat so eine Art TV-Show. Sein Agent war äußerst entgegenkommend.“
    Jetzt wusste der Bürgermeister, woher er Kainz kannte. Er moderierte eine dieser Gewinnshows, die kurz nach den Abendnachrichten liefen und in denen in der Regel übergewichtige Leute in dämlichen Overalls in einer Plastikkabine herumhüpften und versuchten, so viele Geldscheine wie möglich einzusammeln. Nun, dachte der Bürgermeister, wahrscheinlich ist Kainz keine schlechte Wahl. Mit Geld in Plastikbehältern kennt er sich zumindest aus.
    Hightower hatte sich inzwischen zum Podest durchgekämpft, wo sie den beiden Beamten klar machte, dass die drei Männer Zutritt hatten. Sie folgte ihnen die hölzernen Stufen hinauf und plauderte mit Kainz, der ein bisschen nervös war, während die beiden Männer mit schnellen und geschickten Handgriffen Kabel mit Tastaturen, Schaltern und kleinen Kästchen verbanden. Schließlich steckten sie ein paar dünne Metallrohre zu einer Art Gestell zusammen, auf der die Anzeigentafel, auf der dreißig Zentimeter hohe, blutrot schimmernde Ziffern – neun Mal die Null – aufleuchteten, platziert wurde. An der Seite der Tafel baumelte eine kleine Tastatur, einem Taschenrechner ähnlich, herunter.
    Einer der Männer kam zu Hightower. „Alles erledigt. Die Eingabe mit der Tastatur ist zwar eine Pfuscherei und ich werd die nächsten Jahre noch Alpträume deswegen haben, aber es blieb einfach keine Zeit, ein ordentliches Programm zu schreiben, das den Wert der Münze anhand ihres Gewichtes feststellt und auto…“
    â€žHören Sie“, sagte Hightower, „Sie haben tolle Arbeit geleistet, wirklich. Wichtig ist, dass es funktioniert. Funktioniert es?“
    â€žKlar funktioniert es“, sagte der Mann, ein wenig beleidigt.
    â€žGut“, sagte Hightower. „Es wär nett, wenn Sie und Ihr Kollege in der Nähe blieben, falls was repariert werden muss.“
    Der Mann salutierte lässig und verließ mit seinem Kollegen das Podest, das der Bürgermeister soeben betrat.
    â€žSind wir so weit?“, fragte er und warf einen Blick auf seine Uhr. Mittlerweile war es zehn nach vier und er wusste nicht, wie lange die ganze Aktion dauern würde, er wusste nur, dass Karl Michael Baumgartner ihnen Zeit bis vierzehn Uhr gegeben hatte.
    â€žDie Bankmenschen, wo sind die?“, fragte Hightower.
    Das Handy des Bürgermeisters klingelte. Er sprach ein, zwei Sätze, dann steckte er es wieder ein. „Einer der Direktoren. Er wird in wenigen Minuten hier sein.“
    Voodoo, dachte Dolores Hightower und spürte einen kalten Fleck auf ihrem Rücken. Dann atmete sie tief ein und aus und erklärte dem Bürgermeister und Alex Kainz, wie das Ganze ablaufen sollte. Nachdem sie ihre kleine Ansprache beendet hatte, fügte sie hinzu: „Es muss eine Show werden, verstehen Sie.“ Sie wandte sich an Kainz, dem der Schweiß auf der Stirn stand, „Sie müssen die Leute dazu bringen, hier herauf zu wollen, um zu spenden.“
    Kainz grinste und deutete auf die

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