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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Berger und setzte sich auf die Schreibtischplatte.
    â€žNa ja, was ich Sie fragen wollte …“ Schrempf schluckte und quälte sich ein verlegenes Lächeln ab.
    â€žFragen Sie endlich“, sagte Berger ungeduldig.
    â€žWas machen wir mit den Rosen, die …?“
    Die Tür flog auf und knallte gegen die Wand. Berger und Schrempf drehten ihre Köpfe und sahen sich einem Karl Michael Baumgartner gegenüber, der sichtlich nicht bester Laune war. SeinHaar stand wirr von seinem Schädel ab, sein
Mudhoney
-T-Shirt war schweißgetränkt und sein Gesichtsausdruck mörderisch. Seine linke Hand malträtierte ein Exemplar derselben Zeitung, die in Bergers Schreibtischschublade lag.
    â€žSetzen Sie sich“, sagte Berger aufgeräumt und zwang sich ein zwangloses Lächeln aufs Gesicht. Er deutete auf den Stuhl, auf dem Schrempf sich wand, und gab seinem Assistenten mit einem Kinnrucken zu verstehen, dass er den Platz räumen solle.
    â€žIch will mich nicht setzen“, sagte Baumgartner und knallte die Tür hinter sich zu. Schrempf, der unschlüssig neben dem Stuhl stand, zuckte zusammen, Berger, der vom Schreibtisch geglitten war, schüttelte den Kopf in der Art eines Vaters, der seinem ungezogenen Sohn nicht böse sein konnte oder wollte.
    â€žHerr Baumgartner“, sagte er und quetschte noch ein paar Watt mehr aus seinem Lächeln, „ich weiß, Sie sind wütend, und ich kann Sie verstehen, wirklich, Sie haben schließlich jedes Recht, wütend und aufgebracht zu sein.“
    Baumgartner stapfte durch das Büro, ließ seinen Blick ziellos über den makellos weißen Teppich gleiten, über die großformatigen Plakate von Architekturausstellungen, die hinter Glas an der Wand hingen, über den Hometrainer, der im Sonnenlicht auf der Terrasse funkelte, und schlug sich die zusammengerollte Zeitung im Takt seiner Schritte gegen den Oberschenkel. Schließlich blieb er vor Berger stehen, der Mühe hatte, angesichts von Baumgartners Schweißgeruch nicht zurückzuweichen.
    â€žIch will die Proben untersuchen“, sagte Baumgartner und bohrte Berger die Spitze der zusammengerollten Zeitung in den flachen Bauch.
    â€žWas?“, sagte Berger und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Schrempf, der sich inzwischen aufs Sofa gesetzt hatte, schüttelte mit melodramatischer Eindringlichkeit den Kopf.
    â€žDie Proben, die Ihr Assistent mir gestern gegeben hat“, Baumgartners Zeitung zuckte Richtung Schrempf, der in einer Art Abwehrhaltung die Schultern hob, „wo sind sie?“
    Bergers Gesicht schmerzte bereits vom angestrengten Lächeln. Er ging zur Terrasse, blickte hinüber auf den Zentralfriedhof und versuchte, sich zu erinnern, was Schrempf ihm über das Öl, das aus den speziellen Rosen gewonnen wurde, erzählt hatte. Hätte er damals doch nur besser zugehört! Ihn, Berger, hatte nur interessiert, ob an dem Produkt irgendetwas giftig oder sonstwie gefährlich war, und Schrempf hatte das verneint und gemeint, natürlich könne jemand, der sich halbwegs auskenne, bei einer genauen Analyse der Pollenrückstände im Öl feststellen, dass der Natur quasi ein wenig nachgeholfen wurde. Berger merkte, dass er feuchte Achselhöhlen bekam. Baumgartner war mit Sicherheit jemand, der so eine Analyse durchzuführen vermochte, und wenn er mit dem Ergebnis an die Presse ging, dann konnte er, Berger, nicht nur seinen Traum als König des Ostens vergessen, nein, schlimmer noch, Penrose würde ihn auf ein paar Millionen Euro verklagen, und wenn er Pech hatte, würde er auch noch im Gefängnis landen.
    Er drehte sich um und musterte Baumgartner mit, wie er hoffte, ausdruckslosem Gesicht. Er brauchte eine Antwort, und zwar eine gute, und das schnell.
    Es war Schrempf, der ihm zu Hilfe kam. „Es gibt keine Proben mehr“, sagte er und richtete sich ein wenig auf. „Sie haben sie gestern zusammen mit der Laboreinrichtung zerstört.“
    Erleichterung machte sich in Berger breit. Natürlich gab es noch weitere Proben, aber die waren sicher im Safe verwahrt, was Baumgartner nicht wusste. Unschlüssig knetete Baumgartner die Zeitung und tigerte im Büro auf und ab. Plötzlich hatte Berger ein gutes Gefühl bei der Sache. Er war ruhig, gelassen und souverän geblieben, hatte Baumgartner den Wind aus den Segeln genommen und eine Affäre, die ihn, wäre sie eskaliert, den Kopf

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