Kolibri
muss ein paar Telefonate führenâ, sagte er und zog sich in den hintersten Winkel des Sitzungssaales zurück.
Berger und der Umweltstadtrat sahen einander an. Der Umweltstadtrat setzte sich zwei Plätze neben Berger auf eine der Bänke.
âUnd Sie?â, fragte Berger herausfordernd, âSie haben nichts zu tun?â
Der Umweltstadtrat lieà mit einem forschen Schlenker seines Kopfes sein Haar vom Rücken schnellen und bedachte Berger mit einem müden Lächeln. âIch kümmere mich um Sieâ, sagte er.
âUm mich braucht sich keiner zu kümmernâ, sagte Berger trotzig.
âDas sehe ich anders.â
âSie mögen mich nicht, richtig?â
âRichtig.â
âWarum nicht?â
Der Umweltstadtrat lieà sich mit seiner Antwort Zeit. Geistesabwesend befummelte er seine Haare. SchlieÃlich hob er den Blickund schaute Berger direkt ins Gesicht. âIch mag Sie nicht, weil ich mich in Ihrer Nähe immer unwohl fühle. Sie müssen irgendetwas beweisen und es ist Ihnen egal, wer oder was dabei auf der Strecke bleibt.â
âVielleicht habe ich gute Gründe für das, was ich tueâ, sagte Berger und versuchte, gelassen und entspannt zu klingen, obwohl er beides nicht war.
âEs gibt Leute, die aus den richtigen Gründen das Falsche tun, Sie tun aus den falschen Gründen das Falsche.â
Bergers Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. âWoher haben Sie den Spruch? Aus einer Frauenzeitschrift? Ich will Ihnen mal was â¦â
âGenau das meine ichâ, unterbrach ihn der Umweltstadtrat. âIch ich ich. Selbst wenn Sie über das Klima auf dem Mond redeten, würden Sie es fertig bringen, jeden Satz mit
Ich
anzufangen.â
âSie halten mich für einen simplen Egoisten?â
âNein, so einfach gestrickt sind Sie nicht. Sie sind mir unsympathisch, aber dumm sind Sie keinesfalls.â
âDanke für das Komplimentâ, sagte Berger mit säuerlichem Lächeln und warf einen Blick zum Bürgermeister, der immer noch in der Ecke stand und mit aufgeregter Stimme in sein Handy sprach.
âWissen Sieâ, sagte der Umweltstadtrat und spielte mit dem leuchtendroten Haargummi herum, âich war von Anfang an dagegen, dass Sie diese Firma übernehmen.â
âIch beschäftige fünfunddreiÃig Mitarbeiterâ, sagte Berger, dem diese Unterhaltung langsam auf die Nerven ging. âWir machen rund fünf Millionen Euro Umsatz im Jahr und sind einer der gröÃten Hersteller naturbelassener Kosmetika in Mitteleuropa. Hätte ich die Firma nicht übernommen, wäre sie jetzt zugesperrt, und das wissen Sie genau. Wir haben die Fassaden abgedämmt, von Heizöl Schwer auf Fernwärme umgestellt und praktizieren Wärmerückgewinnung durch kontrollierte Lüftung. Wir sind ein Musterbetrieb!â Die letzten Sätze hatte er beinahe geschrieen.
Der Umweltstadtrat lachte. âDas klingt ja wie aus demWerbeprospekt, Herr Berger. Aber bei all den guten Taten für die Umwelt wollen wir doch nicht vergessen, dass Sie von der Kommunalkredit einen Haufen Fördergelder erhalten haben.â
Berger lachte. âEinen Haufen Fördergelder, so ein Unsinn. FünfunddreiÃigtausend lumpige Euro. Peanuts.â
âGenommen haben Sie das Geld aber trotzdem.â
âDas Geld stand mir zu, mir und einem Haufen anderer Unternehmen, die ebenfalls für effektive Energiereduktion gesorgt haben.â Er blickte zum Eingang des Saales, wo gerade Qualtinger mit zwei Taschen in den Händen erschien. Zeit, dieses unnütze und nervtötende Gespräch endlich zu beenden. âIch weiÃ, Sie können mich nicht leiden, und ich weià auch, dass Sie denken, ich klone Babys oder so was in meinen Kellern, aber ich habe eine Betriebsanlagengenehmigung. Abwasser, Abluft, alles in bester Ordnung.â
Qualtinger legte den Schlüssel des Umweltstadtrates auf den Tisch, dann holte er einen Apparat aus einer der Taschen, der sich als Bildschirmtelefon entpuppte, und stöpselte ihn ein. Das Gerät erwachte mit einem leisen Summen zum Leben und zeigte das Gesicht eines ungefähr fünfzigjährigen Mannes mit so kurzgeschorenem Haar, dass die Kopfhaut durchschimmerte.
âWas mich noch interessieren würdeâ, sagte der Umweltstadtrat mit hämischem Unterton, âwarum haben Sie die Fabrik nicht selbst nach der Bombe
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