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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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runzelte die Stirn, warf dem Bürgermeister und dem Umweltstadtrat einen fragenden Blick zu und sagte: „Ich bin mir nicht sicher, ob Sie überhaupt hier sein sollten, Herr Berger.“
    â€žZum Teufel, das ist …!“
    Qualtinger setzte ein Zahnpastalächeln auf und legte Berger beruhigend die Hand auf den Unterarm. „Es ist Ihre Fabrik, ich weiß, aber eigentlich können Sie hier nichts tun.“
    Berger schüttelte die Hand mit einer heftigen Bewegung ab und trat einen Schritt zurück. Er räusperte sich, richtete sich auf und sagte mit lauter Stimme: „Damit eins klar ist: Mich bekommen Sie hier nur mit Gewalt hinaus. Es ist meine Firma, um die es hier geht, also mein Schicksal. Sollten Sie mich rauswerfen“, seine Augen bohrten sich in die von Qualtinger, „werde ich mich gezwungen sehen, meine Pressekontakte auszunützen, und bei der Neigung der Journalisten, alles zu übertreiben, bin ich mir nicht sicher, ob meine Version der Geschichte gut fürs Image der Polizei ist.“
    â€žWollen Sie mir drohen?“, fragte Qualtinger leise und machte einen Schritt auf Berger zu.
    Der Bürgermeister trat dazwischen, streckte die Arme aus und hielt die beiden Kontrahenten auf Distanz. „Beruhigt euch, verdammt noch mal. Wir haben im Moment wirklich genügend andere Sorgen.“ Er wandte sich an Qualtinger: „Von mir aus kann er hier bleiben. Wer weiß, vielleicht fällt ihm ja was Nützliches ein.“
    Qualtinger rang sich ein spöttisches Lächeln ab, das klar machte, wie viel er von der potentiellen Hilfe von Patrick Berger hielt.
    â€žUnd Sie“, der dürre Zeigefinger des Bürgermeisters bohrte sich in Bergers Schulter, „Sie halten sich dezent im Hintergrund, es sei denn, wir verlangen ausdrücklich nach Ihrer Mitarbeit, haben Sie das verstanden? Von mir aus können Sie der Presse erzählen, was Sie wollen, aber da hat sich ein Mann mit einer Bombe in einer Fabrik, die bis unters Dach mit Chemie gefüllt ist, verschanzt, und mir scheint, Sie sind daran nicht ganz unschuldig. Meine Sorge gilt der Bevölkerung und nicht irgendeinem verdammten Image. Ist das klar?“
    â€žGlasklar“, sagte Berger und schaute am Gesicht des Bürgermeisters vorbei. Am liebsten wäre er sofort aus dem Saal gestürmt und ins Innenministerium gerast. Dort hätte er sich wohler gefühlt, dort hätten die Leute ihn und seine Sorgen verstanden. Er wäre von Beamten mit schicken Kurzhaarfrisuren, wie sie im Moment bei den rechten und konservativen Politikern so in Mode waren, umgeben, die wenigstens wussten, wie man sich stilgerecht anzog. Aber ihm war auch klar, dass die Beamten im Innenministerium ihn, als Zivilisten, nicht mal durch die Tür lassen würden. Berger musste die Polizei unbedingt davon überzeugen, die Fabrik so schnell wie möglich zu stürmen, und wen er beeinflussen musste, um diese Entscheidung zu erzwingen, den Bürgermeister oder den Innenminister, war ihm, Berger, letztendlich egal, und hier, im Gemeinderatssitzungssaal, standen seine Chancen wesentlich besser. Er schluckte die harsche Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, hinunter, setzte ein, wie er hoffte, ausreichend zerknirschtes Gesicht auf und ließ sich schwer auf eine der Bänke fallen.
    Das Handy von Qualtinger läutete, ein dezentes Summen. Qualtinger nickte ab und zu, murmelte ein paar Sätze in die Sprechöffnung und verstaute das Telefon schließlich wieder in der Brusttasche seiner Uniform. Als er den Kopf hob, sah er drei Augenpaare auf sich gerichtet. „Mein Chef“, sagte Qualtinger.
    â€žGibt’s was Neues?“
    â€žNein. In der Fabrik ist alles ruhig. Zu ruhig, für meinen Geschmack.“ Er machte eine Pause, schnalzte mit der Zunge und warf einen Blick auf seine stahlfunkelnde Armbanduhr. „Wir bekommen ein bisschen Spielzeug“, ein dünnes Lächeln legte sich auf seine Lippen, „und ein paar Karten, damit wir so tun können, als würden wir was zum Polizeieinsatz beitragen. Der Bote müsste jeden Moment hier sein. Ist unten offen?“
    Der Bürgermeister warf dem Umweltstadtrat einen Blick zu, der den Kopf schüttelte und einen Schlüsselbund aus der Hosentasche holte. Er zog einen der Schlüssel ab und warf ihn Qualtinger zu, der ihn auffing und mit elastischen Schritten den Saal verließ.
    Der Bürgermeister zückte sein Handy. „Ich

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