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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Kalina die Hand auf die Schulter.
    Die beiden WEGA-Beamte schoben sich zwischen Drechsler und Kalina und plötzlich war auch Widmaier da, der Dunkelheit entsprungen, und drängte einen der WEGA-Beamten zur Seite, der neben dem massigen Entschärfungsspezialisten wie ein magersüchtiger Jugendlicher wirkte.
    â€žHört auf mit dem Scheiß“, sagte Kalina und machte zwei ruckende Bewegungen mit seinem Kinn, woraufhin sich die beiden WEGA-Beamten widerwillig ein paar Meter zurückzogen und, mit demonstrativ auf die Halfter gelegten Händen, stehen blieben.
    â€žIch will wissen, was da drin los war“, sagte Drechsler, „und je eher ich das weiß, desto eher bin ich wieder weg.“
    Kalina musterte ihn mit seinen harten grauen Augen. „Die Frau, der wir diesen Schlamassel zu verdanken haben, kennst du sie?“
    Drechsler bejahte.
    Kalina dachte ein paar Sekunden lang nach, schnalzte mit der Zunge und sagte: „Komm rein.“ Dann deutete er auf einen der beiden WEGA-Beamten, schnippte mit dem Finger und betrat den Truppentransporter. Drechsler tat es ihm gleich, gefolgt vom WEGA-Beamten, der die Tür mit zu viel Schwung schloss.
    Kalina ließ sich auf einen unbequem aussehenden Klappstuhl fallen, der neben einem Pult, das mit einem Haufen elektronischem Spielzeug vollgeräumt war, stand, biss sich auf die Lippen und seufzte herzzerreißend. „Gut war das nicht, was wir da drinnen aufgeführt haben“, sagte er schließlich und massierte seine Nasenwurzel. „Daraus könnten wir einen Lehrfilm drehen, wie man eine Erstürmung auf keinen Fall macht.“
    â€žWas genau ist schiefgelaufen?“, fragte Drechsler, der das Gefühl hatte, dieselbe Frage seit Stunden zu stellen, ohne eine befriedigende Antwort zu erhalten, und setzte sich auf einen Drehsessel, der mit schwarzem Kunstleder bezogen war.
    â€žIhre Bekannte hat’s versaut“, sagte der WEGA-Beamte, der sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte, „ganz einfach.“
    â€žIst das so?“, fragte Drechsler, schärfer als beabsichtigt.
    Kalina strich sich über sein kurzgeschorenes Haar und sagte: „Ich fürchte, Simon hat Recht. Deine Bekannte hat’s versaut.“
    â€žSie ist nicht meine Bekannte“, sagte Drechsler trotzig.
    â€žHerzblatt?“, sagte Simon mit schmierigen Grinsen.
    â€žSo ähnlich, ja“, sagte Drechsler, lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über die technischen Geräte wandern, von denen er einige kannte, die meisten jedoch nicht. Technik hatte ihm bisher immer ein Gefühl des Vertrauens eingeflößt, Technik war, vor allem in seinem Beruf, etwas, auf das man sich bedingungslos verlassen konnte und musste. Und dennoch, beim Anblick all dieser Gimmicks beschlich ihn ein flaues Gefühl. Die Männer der WEGA waren Spezialisten und sie hatten, neben der Ausbildung, auch die perfekte Ausrüstung und dennoch waren sie gescheitert. Und beim Gedanken, dass Marias Schicksal von diesen Männern und diesem Gerät hier abhing und er, Fritz, nichts dazu beitragen konnte, spürte er Wut in sich aufsteigen. Er ballte die Fäuste so fest, dass ihm die Finger wehtaten, hielt die Luft an, zählte bis zehn, dann öffnete er die Finger wieder und ließ seinen Atem in einem langen, gleichmäßigen Strahl aus seinen Lungen strömen. Besser? Ein bisschen.
    â€žWill jemand Kaffee?“, fragte Kalina, stand auf und kramte eine silberfarbene Thermoskanne zwischen den Geräten hervor.
    â€žDanke“, sagte Drechsler und winkte ab, „ich bin so schon aufgeregt genug.“
    Simon lachte, produzierte einen weißen Plastikbecher aus dem Nichts und hielt ihn Kalina hin, der großzügig einschenkte, ehe er die Kanne wieder verschloss.
    â€žIch hab auch Tee, falls dir das lieber ist“, sagte Kalina.
    â€žDu trinkst Tee?“, fragte Drechsler erstaunt.
    â€žKräutertee, um genau zu sein. Ist gut fürs Gemüt.“ Kalina stellte die silberfarbene Thermoskanne aufs Pult, ging in die Knie und förderte eine Kanne aus knallrotem Plastik und zwei Tassen aus Blech zutage. Er schenkte beide halbvoll, reichte eine Drechsler und setzte sich mit der anderen wieder auf den unbequem aussehenden Klappstuhl, den er anscheinend ganz bequem fand.
    Die nächsten paar Minuten verbrachten die drei Männer damit, gedankenverloren ins Nichts zu starren, Kaffee respektive Tee

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