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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Wasser … rund 2200  Liter Wasser pro Monat und Acre, das heißt, 880  Liter pro Monat und Hektar. Im Grunde genommen füllen Kautschukerzeuger alles Wasser der Hügel in Lastwagen und fahren es fort. Viele kleine Bäche trocknen aus», sagte er. «Menschen müssen ihre Dörfer verlassen, weil es kein Trinkwasser mehr gibt.» Nun greife diese Entwicklung auf Laos und Thailand über. Es werde die langsame Umgestaltung einer riesigen Fläche sein. «Wir können kaum vorhersagen, wie sich das auswirken wird», meinte Tang. [539]
    Als die Ökologen ihren Befürchtungen endlich Gehör verschaffen konnten, begann die Provinz Xishuangbanna, den weiteren Kautschukanbau zu verhindern, indem Landwechsel verboten wurde. Die Maßnahme dürfte nicht viel ausrichten. Zunächst einmal scheint sie, wie Shi darlegt, gegen Chinas neues Bodenrecht zu verstoßen. Doch selbst wenn es gelänge, Xishuangbannas Bauern dazu zu bringen, schon morgen auf den Anbau von
H. brasiliensis
zu verzichten, würde sich die Pflanze weiter verbreiten – die Kautschukbäume dringen aus eigener Kraft in die verbleibenden Waldgebiete vor.

    Fast jeder Fleck in Xishuangbanna, auf dem Kautschukbäume wachsen können, ist gerodet und bepflanzt worden (ganz oben), eine Veränderung, die zu einem tief greifenden Wandel der Umwelt führt – die Morgennebel der Region verschwinden und mit ihnen die Wasserversorgung. Da Chinas Kautschukunternehmen keine geeigneten Anbauflächen im eigenen Land mehr vorfinden, sind sie über die Grenze nach Nordlaos gegangen (oben, ein frisch abgeholzter Hang).
    Tangs Büro im Botanischen Garten ist umgeben von Hügeln, deren Hänge mit Kautschukpflanzungen bedeckt sind. Da die Bäume mit dem Holz sehr ergiebiger Sorten okuliert sind, handelt es sich bei der überwiegenden Mehrheit der südostasiatischen Kautschukbäume um Klone. Und die Mehrheit der Bäume, die zur Herstellung dieser Klone verwendet werden, sind Abkömmlinge der wenigen Schösslinge, die das Ergebnis von Henry Wickhams Expedition waren – ein Rest von einem Rest von einem Rest. Sie gehören zu den Sorten, die Weir nach Fordlândia brachte, den Sorten, die sehr anfällig für
M. ulei
sind. Die Bäume bilden einen so geschlossenen grünen Baldachin, dass Peking die Kautschukplantagen völlig zu Recht als «Wälder» bezeichnet; die Verantwortlichen vor Ort können brachliegendes Ackerland mit Kautschukpflanzungen füllen und dabei die staatlichen Naturschutzauflagen erfüllen. Mit der Ausdehnung der Anbaufläche wird der Kautschuk zu einem immer lohnenderen Ziel für Schädlinge. «Das ist die Lektion, die uns die Biologie erteilt», meinte Tang. «Krankheiten verschaffen sich immer Zugang. Früher oder später finden sie immer einen Weg.»
    Ein Jahrhundert lang hat die Isolation – die Isolation Südostasiens von Brasilien, der südostasiatischen Länder untereinander – für die Schonung der Kautschukpflanzungen gesorgt. Doch die Welt rückt immer enger zusammen. Noch gibt es keine direkten Flüge zwischen Amazonien und Südostasien, aber sie werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Im April 2008 haben die Regierungen von Kambodscha, China, Laos, Myanmar und Thailand einen nagelneuen Highway eröffnet, der die erste direkte Verbindung dieser Nationen untereinander herstellt und sie an Malaysia und Singapur anschließt. Lastwagen werden die Strecke von Singapur bis Kunming, die Hauptstadt der Provinz Yunnan, in drei Tagen zurücklegen. Ob und wann
M. ulei
aus Brasilien eintrifft, hängt vom Transportwesen ab. [540] «In zehn oder zwanzig Jahren werden Xishuangbannas Bäume vernichtet sein», sagte Tang. «Und wahrscheinlich auch die Bäume aller anderen Kautschukregionen.»
    Es wird lange dauern, die Folgen der Katastrophe zu beseitigen. Wir erinnern uns, die industrielle Revolution basierte auf drei Rohstoffen: Stahl, fossilen Brennstoffen und Kautschuk. Wenn ein Element der Triade plötzlich verschwände, hätte das höchst unangenehme Folgen. Stellen Sie sich das Transportwesen ohne Reifen vor, Kraftwerke ohne Manschetten und Dichtungen, Krankenhäuser ohne sterile Gummischläuche und -handschuhe. Die industrielle Zivilisation würde weltweit so tiefgreifende Einbrüche erleben, dass Organisationen wie die Vereinten Nationen und das US -Verteidigungsministerium
Microcyclus ulei
zu den potenziellen biologischen Waffen zählen. Man hätte zwar Synthesekautschuk als Ausweichmöglichkeit, aber er wäre nur ein unvollkommener Ersatz. «Ich möchte

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