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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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ganz sicher nicht in einer Boeing 747 mit synthetischen Reifen landen», sagte der Direktor des US -amerikanischen National Defense Stockpile Center.
    Die Züchter bemühen sich um neue, resistente Pflanzen, aber Fortschritte stellen sich nur langsam ein. «Alle Kontrollmaßnahmen gegen diese Krankheit sind erfolglos», hieß es 2007 in den
An
nals of Botany
. Selbst modernste Technik habe «größere Verluste und das Baumsterben nicht verhindern können». Asiatische Wissenschaftler holten 1981 noch einige weitere Bäume aus Brasilien, um die genetische Vielfalt der Pflanzungen zu erhöhen. Diese wurden mit produktiveren Pflanzen gekreuzt. 2006 gaben Forscher in Frankreich bekannt, sie hätten absolut resistente Klone entwickelt. Doch nur wenige Plantagenbesitzer waren bereit, einen Versuch mit diesen Sorten zu wagen. Ihnen war das Risiko bei den neuen Pflanzen zu groß. Jeder Ökologe, mit dem ich in Brasilien, China und Laos sprach, glaubte, Asien sei heute fast genauso unvorbereitet auf die Südamerikanische Blattfallkrankheit wie vor fünfzig Jahren.
    Als ich Xishuangbanna besuchte, trug ich dieselben Schuhe, die ich einige Monate vorher in Brasilien angehabt hatte. Da die Sporen nicht sehr widerstandsfähig sind, war ich mir ziemlich sicher, dass ich keine Epidemie auslösen würde. Trotzdem sprühte ich meine Schuhe mit einem Fungizid ein. An der Grenze beachteten weder die chinesischen noch die laotischen Zollbeamten die beiden brasilianischen Visa in meinem Pass, ebenso wenig wie die Stempel, die besagten, dass ich in Manaus gewesen war, dem Epizentrum der Südamerikanischen Blattfallkrankheit. Da ich meinen Recherchen nachgehen wollte, sagte ich nichts.
    Doch eines Tages wird es ein Problem geben und der Kreislauf des kolumbischen Austauschs sich vollenden, indem er wieder nimmt, was er einst gegeben hat. Das Baumsterben wird rasch voranschreiten. Das von der Epidemie betroffene Gebiet wird so groß sein, dass es aus dem All zu sehen sein wird: weit verstreute schwarzbelaubte Flecken von der Spitze Chinas bis zum Ende Indonesiens. Man wird immer mehr internationale Mittel mobilisieren, um den Ausbruch zu bekämpfen. Plötzlich werden die Pflanzer erkennen, dass sie im Homogenozän leben, einer Ära, in der die Ähnlichkeit zwischen Asien und Amerika immer größer wird. [541]

Teil vier Afrika in der Welt

Kapitel 8 Verrückte Suppe
    Johann der Stattliche
    In den 1520 er Jahren erbaute ein Mann ganz allein auf der westlich aus Mexico City hinausführenden Straße eine Kapelle, gleich hinter dem Fußweg, der am Westtor der Stadt endete. Es ist keine Beschreibung der Kapelle erhalten, aber sie bestand vermutlich aus zwei weiß gekalkten Räumen: einem für den Schrein selbst, mit Altar und Kreuz, und einem für den Mann, der sie erbaut hatte und instand hielt. In der Nähe befanden sich einige kleine Felder, auf denen er Nutzpflanzen anbaute. Der Lehmziegelbau hieß die Kapelle der Märtyrer oder, noch eindrucksvoller, die Kapelle der elftausend Märtyrer. Möglicherweise war es die erste christliche Kirche auf dem amerikanischen Festland. [542]
    Der Mann in der Kapelle hieß Juan Garrido. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, nur dass er nicht auf den Namen Juan Garrido getauft wurde. Laut seinem Biografen Ricardo E. Alegría, einem Anthropologen in Puerto Rico, wurde er in Westafrika geboren, wahrscheinlich in den 1480 er Jahren. Seine reiche und mächtige Familie wollte durch den Verkauf von Sklaven an Europäer noch reicher und mächtiger werden. Alegría vermutet, dass Garridos Familie den jungen Mann als Bevollmächtigten nach Lissabon geschickt hatte. [543] Matthew Restall, ein Historiker von der Pennsylvania State University, der sich auch mit Garridos Leben beschäftigte, glaubt das nicht recht – nur wenige Afrikaner seien freiwillig nach Europa gekommen. [544] Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sei Garrido als Sklave in Portugal eingetroffen, als einer von Zehntausenden afrikanischer Gefangener, die damals auf die Iberische Halbinsel verschleppt wurden. [545]
    Egal, ob Garrido in Ketten oder als Vertreter seiner Familie gekommen war, er hatte jedenfalls keine Lust, sich den Plänen anderer zu fügen. Statt in Portugal zu bleiben, überquerte er die spanische Grenze und begab sich nach Sevilla. Dort verbrachte er sieben Jahre und legte sich in dieser Zeit einen europäischen Namen zu. Dabei verrät uns der Name, den er wählte, einiges über seine Persönlichkeit: Juan Garrido

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