Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
suchte nach einer Möglichkeit, spanische Schätze zu erbeuten. Als er auf afrikanische Sklaven traf, die auf einer Insel vor Nombre de Dios Holz verluden, fragte er sie nach den Verteidigungsanlagen der Stadt. Die Sklaven waren von ihren Besitzern zurückgelassen worden, die vermutlich die Absicht hatten, die Männer wieder abzuholen; Drake brachte sie an Land, sodass sie fliehen konnten. Am 29 . Juli um drei Uhr morgens griffen die Engländer heftig feuernd an. Bei dem Gefecht wurde Drake so schwer verwundet, dass sich seine Männer zurückzogen und mit großem Bedauern, wie es in seiner von ihm offiziell genehmigten Biographie heißt, einen Berg Silberbarren zurückließen, «der (insoweit wir es zu schätzen vermochten) siebzig Fuß in der Länge, zehn Fuß in der Breite und zwölf Fuß in der Höhe maß». Drake ließ sich jedoch nicht entmutigen. Kurz nachdem er in Richtung Nombre de Dios aufgebrochen war, wurden die Männer, die er zur Bewachung des Schiffs zurückgelassen hatte, von einem Afrikaner angesprochen – einem Maroon, der ihnen die Unterstützung seiner Truppe anbot. [689]
Nach einigem Hin und Her traf Drake im September mit Pedro Mandinga, einem Maroon-Kommandeur, zusammen. Zum Entsetzen der Engländer berichtete Mandinga ihnen, dass es in dem Jahr keine Silberlieferungen aus Peru mehr geben würde. Der nächste Treck wurde erst im März, nach Ende der Regenzeit, erwartet. Drake beschloss zu warten. Gemeinsam mit Mandinga entwickelte er den Plan, das Silber nicht an der Küste zu stehlen, sondern in Venta de Cruces, einem Umschlagplatz am Rio Chagres, wo die Fracht von den Maultiertrecks auf Kähne umgeladen wurde. Mandinga schickte Spione nach Panamá, die herausfinden sollten, wann die Silberschiffe eintreffen würden. In der Zwischenzeit verbargen sich die Engländer vor spanischen Blicken in einer kleinen Bucht westlich von Nombre de Dios, wo sie sich weitgehend von dem ernährten, was die Maroons mit ihren Bogen und Fischhaken erbeuteten. Das Warten war gefährlicher, als die Engländer erwartet hatten; im Dezember tötete das Gelbfieber die halbe Besatzung. Unter den Opfern befand sich auch Drakes jüngerer Bruder Joseph. Ein anderer Bruder war wenige Wochen zuvor gestorben.
Anfang Februar 1573 führten Mandinga und neunundzwanzig weitere Maroons Drake und achtzehn überlebende Freibeuter durch den Wald an den Pazifik. Sie marschierten in vollkommenem Schweigen mit militärischer Disziplin, wobei die Maroons vor den Engländern ausschwärmten, um den Weg zu markieren, und hinter ihnen, um ihre Spuren zu verwischen. Nachdem sie am Morgen des 14 . Februar Venta de Cruces erreicht hatten, wartete die kleine Streitmacht im langen Gras neben der Straße. Da die Maultiertrecks den ersten Streckenabschnitt auf der Pazifikseite in flachem, offenem Grasland zurücklegen mussten, gingen die Spanier bei Nacht, um die Sonne zu vermeiden. Später, im dichten Wald, marschierten sie bei Tag. Wenige Stunden nach Drakes Ankunft kam einer von Mandingas Spionen mit neuen Nachrichten aus Panamá. Der Schatzmeister der Regionalverwaltung von Lima verließ die Stadt mit vierzehn Maultieren, neun von ihnen mit Gold und Juwelen beladen. Ihnen folgten zwei Maultiertrecks, jeder aus fünfzig bis siebzig mit Silber beladenen Tieren bestehend.
Die Piraten und Maroons teilten sich in zwei Gruppen auf, eine von Drake angeführt, die andere von Mandinga, wobei sie sich im Abstand von gut fünfzehn Metern an der Straße postierten. Drakes Gruppe wollte den Maultiertreck passieren lassen, bis Mandingas Gruppe ihn aus dem Hinterhalt angreifen konnte. Dann sollten Drake und seine Männer von hinten kommen, sodass die Spanier weder vor noch zurück könnten. Spät am Abend hörten die Angreifer die Glocken am Geschirr der näher kommenden Maultiere. Als sie in Sicht waren, brach ein englischer Seemann aus Drakes Abteilung betrunken aus dem Versteck hervor und schwenkte seine Waffe. Einer der Maroons riss ihn zurück ins Gras, aber das Unglück war geschehen – ein spanischer Kundschafter hatte das weiße Hemd des Seemanns im Mondlicht gesehen. Der Kundschafter riss sein Pferd herum, galoppierte zum Maultiertreck zurück und riet dem Schatzmeister, nach Panamá zurückzukehren. Die verärgerten Engländer zogen plündernd durch Venta de Cruces, zerstörten Lagerhäuser und legten Speicher in Trümmer, aber sie fanden wenig, was sie brauchen konnten, und flohen, von Mandinga geführt, zur Küste. Die Maroons ließen es
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