Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
angebaut wurden, wären in Mexiko durchaus am Platze gewesen. Gleichzeitig war der Garten aber auch anders.
Gärtner arbeiten, mehr oder weniger erfolgreich, in Partnerschaft mit dem, was die Natur liefert. Ständig experimentieren sie, verändern hier etwas, probieren dort etwas aus. Menschen legen Saatgut in den Boden und schauen, was geschieht: In wenigen Jahrhunderten züchteten die Bauern in Ifugao auf diese Weise Hunderte von Reissorten. Ein wesentlicher Faktor ist dabei, dass Gärtner die Folgen ihres Handelns erleben. Sie treffen Entscheidungen und investieren Mühe und Arbeit; einige Monate später entdecken sie, was sie zustande gebracht haben. Externalitäten sind selten. Gärten sind zwar Orte ständiger Veränderung, aber die Veränderungen betreffen nur die Gärtner – deshalb vermitteln sie Heimatgefühle.
Trotz der Ungeduld des Lotsen blieb ich einige Minuten stehen und beobachtete die Familie in ihrem Garten. An diesem Ort war der kolumbische Austausch angepasst und anverwandelt worden. Die Familie hatte die biologischen Angriffe der Außenwelt – zumindest einige von ihnen – aufgefangen und in etwas Eigenes umgebildet. Mit anderen Problemen befasste man sich, wenn sie auftraten. Selbst Menschen, die versuchen, die Vergangenheit zu bewahren, indem sie traditionelle Sorten anbauen, müssen sich der Zukunft stellen. Die Frauen jäteten das Unkraut zwischen dem Mais. Jeder Stängel trug seine amerikanische Vergangenheit in der DNA , aber die Körner in den Kolben waren ganz auf das Wachstum der nächsten Saison ausgerichtet.
Anhang
Kampf mit Wörtern
Ein Buch wie dieses muss sich seinen Weg durch terminologischen Treibsand suchen. Dabei handelt es sich um ein dreifaches Problem. Erstens, viele der Bezeichnungen, die die Leser kennen, sind ungenau; manchmal werden sie sogar als beleidigend empfunden. Zweitens, verschiedene Menschen sehen die Dinge verschieden, daher kann ein Begriff, der aus einer bestimmten Perspektive treffend erscheint, aus einer anderen völlig abwegig wirken. Drittens, Wörter können in der Vergangenheit eine ganz andere Bedeutung gehabt haben als in der Gegenwart, daher kann man einen Begriff vollkommen richtig verwenden – das heißt, so, wie er von den betreffenden Menschen zu der betreffenden Zeit und an dem betreffenden Ort gebraucht wurde – und doch etwas völlig Falsches vermitteln.
Betrachten wir das Wort
Asian
(«Asiate», «asiatisch»). In Ländern wie den USA ist der Ausdruck ein Ersatz für
Oriental
, ein Wort, das als eurozentrisch empfunden wird. In anderen Teilen der Welt gelten
Oriental
und die entsprechenden Übersetzungen als unbedenklich. Da der Begriff
Asian
überall verwendet wird, scheint er ein unproblematischer Ersatz zu sein, zumindest auf den ersten Blick. Wo liegt der Nachteil? Nun, das Wörterbuch definiert
Asian
als «zum Kontinent Asien gehörig oder für ihn charakteristisch» – die gesamte Landmasse von Israel bis Sibirien –, doch in der Praxis bezeichnet das Wort meist nur bestimmte Gruppen. In den Vereinigten Staaten wird darunter gewöhnlich Ost- und Südostasien verstanden, beispielsweise China, Japan und Vietnam, während es in Großbritannien hauptsächlich für Südasien verwendet wird, etwa Indien und Pakistan.
Das ist eine vergleichsweise einfache Unterscheidung. Anders verhält es sich beim Parián, dem großen chinesischen Getto in Manila, das während des Silberhandels eine wichtige Rolle spielte. Spanische Dokumente bezeichnen seine Bewohner in der Regel als
chinos
und
sangleys
. Die Verwendung des zweiten Wortes ist unhöflich, um es vorsichtig auszudrücken –
sangley
ist abwertend, in seiner Ausdrucksstärke etwa vergleichbar mit
kraut
für Deutsche und
frog
für Franzosen.
Chino
bedeutet einfach «Chinese». Es ist nicht besonders abwertend, aber auch nicht besonders treffend: Etliche Bewohner des Pariáns kamen nicht aus China. So wie das Wort in Manila benutzt wurde, bedeutete es in etwa «Menschen aus Asien, die nicht von den Philippinen kommen». Da die Spanier die Japaner häufig von anderen asiatischen Völkern unterschieden, wäre es vielleicht genauer zu sagen, es habe so etwas bedeutet wie «Menschen aus Asien, die nicht von den Philippinen oder aus Japan stammen». Wie nicht anders zu erwarten, sahen sich die Bewohner des Parián selbst ganz anders. Die meisten kamen aus Fujian, und Fujianesen bezeichnen sich gewöhnlich als Hakka oder Min – mit «Chinesen» wurden aus ihrer Sicht vor allem
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