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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Plasmodium vivax
benutzt das Duffy-Antigen als Rezeptor. Wie ein Einbrecher mit einer Kopie des Haustürschlüssels fügt es sich in das Duffy-Antigen ein und wiegt das rote Blutkörperchen auf diese Weise in dem Glauben, es sei eine der zum Eintritt berechtigten Verbindungen.
    Anfang der 1970 er Jahre wurde Duffys Rolle von Louis H. Miller und seinen Mitarbeitern am Labor für Parasitenerkrankungen der National Institutes of Health entdeckt. Um den Beweis für ihre Hypothese erbringen, forderten Miller und seine Kollegen siebzehn Männer, lauter Freiwillige, auf, ihre Arme in Kisten voller Moskitos zu stecken. Die Insekten waren vollgestopft mit
Plasmodium vivax
. Jeder Proband wurde Dutzende Male gestochen – genug, um gleich mehrfach Malaria zu bekommen. Zwölf Männer erkrankten und wurden von den Forschern sofort behandelt. Im Blut der anderen war keine Spur des Parasiten. Ihren roten Blutkörperchen fehlte das Duffy-Antigen – sie waren Duffy-negativ, wie es im Fachjargon heißt –, sodass der Parasit nicht in die Zelle gelangen konnte.
    Die Probanden waren Weiße und Schwarze. Jeder Weiße bekam Malaria, und jeder Teilnehmer, der von der Malaria verschont blieb, war ein Duffy-negativer Schwarzer. Das war kein Zufall. Rund 97  Prozent der Menschen in West- und Zentralafrika sind Duffy-negativ und daher immun gegen die
P.-vivax-
Malaria. [238]
    Duffy-Negativität ist ein Beispiel für ererbte Immunität, die nur Menschen mit bestimmten genetischen Voraussetzungen besitzen. Ein anderes, bekannteres Beispiel ist die Sichelzellenanämie, bei der eine kleine genetische Veränderung eine Verformung der roten Blutkörperchen bewirkt, die dadurch für den Parasiten nicht mehr zu verwenden sind, aber auch ihre Aufgaben als Blutzellen nicht mehr richtig wahrnehmen können. Die Sichelzelle wirkt nicht so vorbeugend wie die Duffy-Negativität – sie gewährt zwar eine partielle Immunität gegen die
P.-falciparum
-Malaria, die tödlichere der beiden Malariaarten, doch die Beeinträchtigung der roten Blutkörperchen beschert auch vielen Trägern dieses genetischen Merkmals einen frühen Tod. [239]
    Beide Formen ererbter Immunität unterscheiden sich von erworbener Immunität, die jedem zuteilwird, der einen Malariaanfall überlebt, genauso wie Kinder, die Windpocken oder Masern bekommen, danach gegen diese geschützt sind. Im Gegensatz zur erworbenen Immunität gegen Windpocken ist die erworbene Malariaimmunität jedoch nur partiell; Menschen, die
P. vivax
oder
P. falciparum
überleben, erwerben Immunität nur gegen einen bestimmten
P.-vivax-
oder
P.-falciparum-
Stamm; ein anderer Stamm kann leicht zu erneuter Erkrankung führen. Die einzige Möglichkeit, eine weitgehende Immunität zu erwerben, sind häufige Infektionen durch verschiedene Stämme.
    Ererbte Malariaresistenz tritt in vielen Regionen der Erde auf, doch die Völker in West- und Zentralafrika besitzen sie in größerem Umfang als alle anderen – sie sind fast vollkommen immun gegen
P. vivax
und zu etwa fünfzig Prozent immun gegen
P. falciparum.
Rechnet man noch ein höheres Maß an erworbener Resistenz durch wiederholte Exposition in der Kindheit hinzu, dann folgt daraus, dass erwachsene Afrikaner aus West- und Zentralafrika weniger anfällig für Malaria waren und sind als alle anderen Bevölkerungsgruppen der Erde. Dass hier die Biologie in die Geschichte hineinwirkt, wird klar, sobald wir uns vergegenwärtigen, dass fast alle Sklaven, die nach Amerika geschafft wurden, aus West- und Zentralafrika kamen. In den
P.-vivax
-geplagten Regionen Virginia und Carolina hatten sie bessere Aussichten, zu überleben und Kinder zu zeugen, als die englischen Kolonisten. Biologisch ausgedrückt, waren sie, gemessen an den Verhältnissen, fitter, das heißt, besser angepasst oder – gefährliche Wortwahl – genetisch überlegen.
    Im letzten Jahrhundert behaupteten Rassentheoretiker, genetische Überlegenheit führe zu sozialer Überlegenheit. Das Schicksal der Afrikaner zeigt zumindest eines – die Fallstricke dieses oberflächlichen Arguments. Statt einen Vorteil von ihrer biologischen Ausstattung zu haben, mussten die Westafrikaner erleben, wie sich diese genetischen Merkmale durch Gier und Gefühllosigkeit in soziale Defizite verwandelten. Ihre Immunität wurde zur Ursache ihrer Versklavung. [240]
    Warum? Wie erläutert, hat
P. vivax
, verborgen in englischen Körpern, schon früh den Atlantik überquert; mit Sicherheit bis zu den 1650 er Jahren,

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