Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
jahrhundertealte Wasserscheide indigener Kulturen wider? Die Schlussfolgerung ist spekulativ, aber, wie ich finde, nicht unsinnig.
Auf jeden Fall war der Sklavenhandel mit Indianern ungeheuer einträglich – und sehr kurzlebig. 1715 war er fast verschwunden, ein Opfer des eigenen Erfolgs. In dem Maße, wie Carolinas Elite nach immer mehr Sklaven verlangte, versank der Südosten in kriegerischen Auseinandersetzungen, die zu einer allseitigen Destabilisierung führten. Besonders leidtragende Indianergruppen besorgten sich Gewehre und griffen Carolina in einer Reihe von Kriegen an, die die Kolonie nur mit Mühe überstand. Wenn sie in Gruppen arbeiteten, erwiesen sich indianische Sklaven als unzuverlässige, sogar gefährliche Arbeiter, die ihre Kenntnis des Geländes gegen ihre Besitzer verwendeten. Rhode Island geißelte die «Verschwörungen, Aufstände, Vergewaltigungen, Diebstähle und anderen verabscheuungswürdigen Verbrechen», die von gefangenen indianischen Arbeitern verübt wurden, und verbot ihren Import. Genauso verfuhren Pennsylvania, Connecticut, Massachusetts und New Hampshire. Besonders erbost äußerte sich der Gesetzgeber von Massachusetts über die «arglistigen, aufsässigen und rachsüchtigen» indianischen Sklaven. [235]
Das war jedoch nicht das schlimmste Problem. Wie in Virginia trat die Malaria auch in Carolina auf. Zunächst hatten die Engländer das gesunde Klima der Kolonie gepriesen. Ein Besucher schrieb, Carolina habe «weder epidemische noch tödliche Leiden»; die Kinder der Kolonisten seien von «gesunder Konstitution und frischer, rötlicher Gesichtsfarbe». Dann beschlossen die Kolonisten das warme Klima zu nutzen, um Reis anzubauen, der damals knapp war in England. Bald darauf trafen die ersten Berichte über «Fieber und Schüttelfrost» ein – Reisfelder sind berüchtigte Moskitobrutstätten.
P. falciparum
war auf der Bildfläche erschienen, einige Jahre später folgte Gelbfieber. Rasch füllten sich die Friedhöfe. In einigen Pfarrbezirken starben drei Viertel der Kolonistenkinder vor Erreichen des zwanzigsten Lebensjahrs. Wie in Virginia ereignete sich fast die Hälfte der Todesfälle im Herbst. Ein deutscher Besucher fasste es so zusammen: «Im Frühjahr ein Paradies, im Sommer eine Hölle und im Herbst ein Krankenhaus.» [236]
Leider waren die Indianer ebenso anfällig für Malaria wie die englischen Vertragsdiener – und stärker als diese für andere Krankheiten disponiert. Im ganzen Südosten herrschte unter den indigenen Einwohnern eine entsetzliche Sterblichkeit. Doppelt heimgesucht von Krankheit und Sklavenraubzügen, verloren die Chickasaw zwischen 1685 und 1715 fast die Hälfte ihrer Bevölkerung. Im selben Zeitraum fiel die Zahl der Quapaw im heutigen Arkansas von einigen Tausend auf weniger als zweihundert. Andere Gruppen verschwanden vollständig – die wenigen Dutzend Chakchiuma, die überlebt hatten, wurden von den Choctaw aufgenommen. Die Creek verdankten ihre Macht, wie ein Autor schreibt, der Tatsache, dass sie «zum Auffangbecken für alle in Not geratenen Stämme wurden». Es sei Gottes Wille gewesen, den Westo-Indianern «ungewöhnliche Krankheiten zu schicken», verkündete Carolinas Exgouverneur 1707 , «um ihre Zahl zu mindern; damit die Engländer sich, im Vergleich zu den Spaniern, für weniger indianisches Blut zu verantworten haben». [237]
Natürlich suchten die Kolonisten nach einer anderen Lösung für ihren Arbeitskräftemangel – nach Menschen, die für die Krankheit weniger anfällig waren als europäische Diener und indianische Sklaven.
Villa Plasmodia
Wie andere Zellen sind auch rote Blutkörperchen mit einer Oberflächenmembran aus Proteinen bedeckt, den langen, kettenartigen Molekülen, die die Hauptbestandteile unseres Körpers sind. Eines dieser Proteine ist das Duffy-Antigen. Der Name stammt von dem Patienten, auf dessen roten Blutkörperchen das Protein erstmals entdeckt wurde; ein Antigen ist ein Stoff, der vom Immunsystem erkannt wird. Das Duffy-Antigen hat vor allem die Aufgabe, als Rezeptor für mehrere kleine chemische Verbindungen zu dienen, die das Verhalten der Zelle steuern. Die Verbindungen schließen sich dem Rezeptor an – wie ein Spaceshuttle an einer Raumstation andockt, sagen die Forscher – und verwenden ihn als Eingangstor zur Zelle.
Für die roten Blutkörperchen ist das Duffy-Antigen nicht besonders wichtig. Trotzdem hat man es in Hunderten von wissenschaftlichen Artikeln beschrieben. Der Grund:
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