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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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sie keine Erfahrung mit den amerikanischen Pflanzen hatten, begingen sie Anfängerfehler. Mais wird in ziemlich weit auseinanderstehenden Reihen gepflanzt, im Unterschied zu Weizen und Hirse, die in eng stehenden Blöcken wachsen. Vielen Bauern war nicht klar, dass der Boden vom Mais nicht so dicht bedeckt und dem Regen daher stärker ausgesetzt ist. Einige begriffen auch nicht, dass sie den Mais nicht in geraden Reihen hügelauf und hügelab pflanzen durften – statt quer zur Steigung –, weil sie dem Regen damit Kanäle boten, um talwärts zu fließen und die Erosion zu verstärken. [390]
    Selbst wenn man den Boden des Hochlands düngte und die Auswirkungen der Niederschläge weitestgehend einschränkte, konnte sich die Entwaldung der hochliegenden Regionen in den Tälern fatal auswirken, wie Anne R. Osborne darlegt, eine Historikerin von der Rider University in New Jersey, auf deren Arbeit über die Hüttenbewohner ich mich hier weitgehend stütze. «Da die Ebenen in den Flusstälern und -becken sehr schmal waren, konzentrierten sich die menschlichen Siedlungen und der Nahrungsanbau auf die Uferregionen», erläutert Osborne. Solange das Hochland noch mit Vegetation bedeckt war, gab es das Regenwasser nur langsam frei; Überschwemmungen waren selten. Als man den Baumbestand auf steilen Hängen durch nur zeitweilige Mais- und Süßkartoffelfelder ersetzte, verringerte sich die Wasserspeicherfähigkeit der Berge. In breiten Strömen ging das Regenwasser zu Tal und löste Überschwemmungen aus. «Die Fluten aus dem Hochland ergossen sich auf das fast vollkommen flache Land benachbarter Flussbecken und Ebenen», schrieb Osborne. «Plötzlich abgebremst setzten sie Schwemmgut als Schlick in Flussbetten oder Feldern ab, zerstörten fruchtbare Nutzflächen und verstopften Bewässerungskanäle.» [391]
    Besonders problematisch waren die Überschwemmungen für Reisbauern, obwohl deren Ernteerträge eigentlich auf Überflutungen angewiesen sind. Reisfelder müssen durch ständige Zufuhr unter Wasser gehalten werden. Wenn der Zufluss zu schwach ist, verdunstet das Wasser; ist er zu stark, tritt das Wasser über die Ränder der Felder und schwemmt die Nährstoffe oder sogar die Reispflanzen selbst davon. Mit Hilfe stromauf liegender Dämme stauten die Bauern das Wasser, um es im Bedarfsfall mittels Stellschiebern zur Aufrechterhaltung des Bewässerungsniveaus zu nutzen. Bei einer Überschwemmung konnte die plötzliche Flutwelle sowohl die Staudämme als auch die von ihnen gespeisten Reisfelder vernichten und das ganze System zerstören. Paradoxerweise ertranken die Reispflanzen zunächst in den Fluten, um später auszutrocknen, weil es keine Staudämme mehr gab, die Wasser für sie bereithielten. Durch das Abholzen der Wälder verwüsteten die Hüttenbewohner nicht nur das Land in ihrer unmittelbaren Umgebung, sondern trugen auch zur Zerstörung der landwirtschaftlichen Infrastruktur Kilometer flussabwärts bei. Da dies am Unterlauf des Jangtse geschah, richteten die Hüttenbewohner einen Teil von Chinas landwirtschaftlichem Kerngebiet zugrunde.
    Einige Einheimische verstanden das Problem sehr genau. Als der in der Stadt ansässige Gelehrte Mei Zengliang 1823 dem Bergort, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, einen Besuch abstattete, fragte er seine einstigen Nachbarn nach den Hüttenbewohnern. Kein heutiger Ökologe wüsste ihrer Antwort viel hinzuzufügen: «Auf ungerodeten Bergen», so berichteten ihm die Gebirgsbewohner, «ist der Boden fest und haftet am Fels; Gras und Bäume stehen dicht, das vermodernde Laub vieler Jahre bedeckt den Boden zwei bis drei
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[sieben bis zehn Zentimeter] hoch. Immer wenn es regnet, tropft das Wasser von den Bäumen auf die verfaulten Blätter, von dort in den Boden und den Fels, bevor es durch Risse im Fels sickert und Bäche bildet. Dieses Wasser fließt so langsam, dass es auf seinem Weg nach unten keine Erde mitreißt … Heute schlagen [die Hüttenbewohner] die Berge mit Messern und Äxten kahl und lockern den Boden mit Schaufeln und Hacken, sodass noch vor Ende des ersten Regenfalls Sand und Steine mit dem Wasser hinuntergespült werden und rasch in die Schluchten fließen.» [392]
    Je häufiger die Erosion in den Höhenlagen die Reisfelder in den Tälern am Unterlauf des Jangtse ertrinken ließ, desto höher stieg der Reispreis, sodass sich ein weiterer Anreiz für die Maisproduktion im Hochland ergab, wodurch noch mehr Reisanbauflächen in den Tälern ertränkt

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