Kolumbus kam als Letzter
niederschlug und jetzt auch im Ge-
gensatz zur Schneezeit auf den stark abgekühlten Wasserober-
flächen des Nordpolarmeeres zur Eisbildung führte. Ob jedoch die hier diskutierten Ursachen für eine exzessive Eisbildung im 14. und
15. Jh. ausreichen, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen.
Dass sich eine schnelle Temperaturabsenkung innerhalb von 250
Jahren im Nordatlantik um drei bis fünf Grad vollziehen konnte,
zeigt eine im Wissenschaftsmagazin »Science« veröffentlichte Un-
tersuchung von Julian P. Sachs und Scott J. Lehman vom Institute of Arctic and Alpine Research der University of Colorado in Boulder (»Science«, Bd. 286, S. 756-759).
Veränderte Kulturgeschichte
Mindestens zwei große Naturkatastrophen ereigneten sich nach der
globalen Sintflut, die vor 5500 – vielleicht auch nur 4500 Jahren –
stattfand. Die vorsintflutliche Welt, in der es kein Eis an den Polen gab und in der Menschen und Dinosaurier gleichzeitig lebten,
wurde durch Schwankungen der Erdachse beendet. Die nachfol-
gend zwangsläufig eintretenden Naturkatastrophen als Folgeereig-
nisse des Sintflutgeschehens führten mindestens zweimal zu einer
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Abb. 66: Ablauf. In »Science« (Bd. 299, S. 1731-1735) wurde im März 2003 eine Klimadaten-Reihe (siebe Kurve) aufgrund des Gehalts von Titanium in Flusssedimenten aus der Südkaribik veröffentlicht. Dem Wissenschaftsmagazin zufolge waren vier fürchterliche Trockenperioden um 760, 810, 860 und 910 für das Verlassen der Mayastädte verantwortlich.
Obwohl diese Klimadatenreihe für Mittelamerika repräsentativ sein soll, reflektiert sie laut »Science« auch offiziell verifizierte Klimaphasen in der Alten Welt: Kleine Eiszeit und Mittelalterliche Wärmeperiode. Jedoch stimmt diese Klimadaten-Reihe der letzten 2000 Jahre mit den in diesem Buch verkürzt dargestellten Zeitrechnung überein und reflektiert einen sich schnell vollziehenden Klimawandel im 9. Jh. Nach diesem gravierenden Einschnitt der Kulturgeschichte setzte mit dem sich danach einstellenden Klimaoptimum ein kultureller Aufschwung mit der Errichtung von
mittelalterlichen Städten auf der grünen Wiese in der Alten Welt ein, endend mit dem Beginn der Kleinen Eiszeit und erneuten Vereisung Grönlands. Die von mehreren Autoren in das 6. Jb. datierte Serie von Naturkatastrophen (K) wird durch diese Klimadaten nicht bestätigt und müsste deckungsgleich ca.
300 Jahre später im 9. Jb. angesetzt werden (Ka). Sie könnte somit für das Ende der Antike und der skytisch-gotisch-keltischen Expansion stehen. Im 10. Jh. wurden weltweite Entdeckungsfahrten als neue, separate
Expansionsphase durch Kelten (iro-schottische Mönche) und Wikinger unternommen. Tr = Trockenphase. Te = im 19. Jh. einsetzende und weiterhin andauernde Phase der Lufttemperatur-Erhöhung (=naturgegebene
Normalisierungsphase einer neuen Wärmezeit).
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Art von kollektivem Gedächtnisverlust. Es gab nur noch Erinne-
rungen an die untergegangenen Kulturen. Mit anderen Worten, das Klima veränderte den Lauf der Geschichte.
In Amerika sind mindestens zwei Besiedlungswellen zu beobach-
ten. Die jeweils der Naturkatastrophe nachfolgenden Kulturen hat-
ten nur noch Erinnerungen an den bereits entdeckten Kontinent Amerika und entdeckten ihn wieder neu, wie die Kelten und Wikinger.
Die Verschlechterung des Klimas nach der mittelalterlichen Wär-
meperiode hatte augenblicklich Auswirkungen auf die europäische
Landwirtschaft. Eine Folge von ungewöhnlich feuchten und kalten
Sommern verursachte großflächige Ernteausfälle. Die daraus resul-
tierende Hungersnot raffte Millionen dahin. Mehrfach wurden die
Menschen mit geradezu biblischen Plagen konfrontiert: Heu-
schrecken fielen aus dem Osten kommend in Europa ein (1322 bis
1338 und 1350 bis 1364) und machten sich gefräßig über die Ernte
her. Ganze Dörfer wurden verlassen oder die Bevölkerung stark
dezimiert. Mitte des 14. Jhs. entvölkerte der schwarze Tod die
durch Hunger geschwächten Menschen. Eine folgenschwere Katas-
trophe trat 1362 ein, eine verheerende Sturmflut, die »grote Man-
drank« (Kuß, 1825), in der zahlreiche Kirchspiele und damit große
Gebiete Nordfrieslands untergingen und insgesamt ein großer
Landverlust in der Nordsee zu verzeichnen war.
In Norwegen, wo das kalte Wetter und die Pest die Bevölkerung
um zwei Drittel reduziert hatte, lagen die Höfe des Hochlandes
verödet da. Wikinger und Kelten wanderten aus, auch nach Ame-
rika. Die
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