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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Grinsen aufgesetzt. »Ich war beim Training, als du die Schule verlassen hast, und bin dir gefolgt.«
    »Warum machen Sie das?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Um dir noch eine Chance zu geben? Wer weiß?«
    »Eine Chance für was?«
    »Zu tun, was du eigentlich tun willst.«
    »Und das wäre?«
    »Das brauche ich dir doch wohl nicht zu sagen.« Sie legte den Kopf auf die Seite. »Das war dir in Krohns Büro so deutlich anzusehen. Du hast kein Pokerface, Harry. Du willst mich ficken.«
    Harry nickte in Richtung der Tasche. »Ihr Training, ist das so eine Ninjascheiße mit Schlagstöcken?« Sein Mund war so trocken, dass seine Stimme ganz heiser klang.
    Siljes Blick schweifte durch den Raum. »In etwa. Wir haben hier ja sogar ein Bett.« Sie nahm ihre Tasche, ging an ihm vorbei und schob einen Stuhl zur Seite. Dann stellte sie die Tasche ab und versuchte ein großes Sofa wegzuschieben, das im Weg stand, sich aber nicht bewegen ließ. Sie beugte sich vor, packte die Lehne und zog. Harry blickte auf ihren Po. Die Jacke war hochgerutscht und die Muskeln ihrer Schenkel strafften sich. Dann hörte er sie leise stöhnen: »Willst du mir nicht helfen?«
    Harry schluckte.
    Verdammt, verdammt.
    Der blonde Pferdeschwanz tanzte über ihren Rücken – wie ein Handgriff – und die Tights klebten förmlich an ihrer Haut. Sie hatte in ihrer Bewegung innegehalten und stand jetzt einfach nur da. Hatte sie etwas bemerkt? Gespürt, was er dachte?
    »So?«, flüsterte sie. »Willst du mich so?«
    Er antwortete nicht, spürte bloß die Erektion kommen, sie breitete sich wie der verspätete Schmerz nach einem Schlag in den Bauch in seinem ganzen Unterleib aus. Sein Kopf begann zu rauschen, Blasen stiegen auf und platzten mit immer lauteren Tönen. Er trat einen Schritt vor. Blieb stehen.
    Sie drehte den Kopf halb zur Seite, schlug den Blick nieder.
    »Auf was wartest du?«, flüsterte sie. »Willst du … willst du … soll ich Widerstand leisten?«
    Harry schluckte. Er lief nicht auf Autopilot. Er wusste ganz genau, was er tat. Dies war er. So war er. Selbst wenn er es sich laut verbieten würde, täte er es doch. Oder nicht?
    »Ja«, hörte er sich selbst sagen. »Halt mich auf.«
    Er sah, wie sie ihren Po leicht anhob. Ein Ritual aus der Tierwelt, auf das er programmiert war. Vielleicht. Er legte eine Hand auf ihren Rücken, spürte ihren Schweiß, ihre nackte verschwitzte Haut. Schob zwei Finger unter das Gummi. Er musste es nur nach unten ziehen. Sie hielt sich mit einer Hand an der Lehne fest und hatte die andere auf das Bett gestützt. Auf die Tasche, in die Tasche, sie war offen.
    »Ich werde es versuchen«, flüsterte sie. »Ich werde es versuchen.«
    Harry holte tief und zitternd Luft.
    Bemerkte die Bewegung. Sie kam so schnell, dass er nicht reagieren konnte.
    »Was stimmt denn nicht?«, fragte Ulla, während sie Mikaels Mantel in den Garderobenschrank hängte.
    »Wieso soll was nicht stimmen?«, fragte er und rieb sich das Gesicht mit den Handflächen.
    »Komm«, sagte sie und führte ihn ins Wohnzimmer. Drückte ihn aufs Sofa und stellte sich hinter ihn. Sie legte ihre Hände auf den Übergang von den Schultern zum Hals, suchte mit den Fingerkuppen die Mitte des Trapezius und drückte zu. Er stöhnte laut.
    »Jetzt red schon«, sagte sie.
    Er seufzte. »Isabelle Skøyen. Sie hat vorgeschlagen, dass der alte Polizeipräsident uns beisteht, bis der Fall gelöst ist.«
    »Ja und? Ist das denn so schlimm? Du hast doch selbst gesagt, dass ihr mehr Ressourcen braucht.«
    »In der Praxis würde das aber bedeuten, dass er als Polizeipräsident fungiert, während ich ihm den Kaffee koche. Für mich ist das ein Misstrauen, mit dem ich nicht leben kann. Das verstehst du doch wohl.«
    »Aber das ist doch nur vorübergehend, oder?«
    »Und anschließend? Wenn der Fall gelöst ist, mit ihm als Chef und nicht mit mir? Soll der Senat dann sagen, dass die Gefahr jetzt ja gebannt ist und ich wieder übernehmen kann? Au!«
    »Entschuldige, aber du hast da einen richtigen Knoten. Versuch dich zu entspannen, Liebling.«
    »Das ist ihre Rache, das verstehst du doch wohl. Verlassene Frauen … Au!«
    »Oh, hatte ich da wieder den wunden Punkt?«
    Mikael drehte sich unter ihren Händen weg. »Das Schlimmste ist, dass ich nichts tun kann. Sie versteht sich auf dieses Spiel, während ich noch ein Anfänger bin. Wenn ich nur schon etwas länger im Amt wäre und Zeit gehabt hätte, mir Allianzen aufzubauen und zu erkennen, wer hier wem den

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