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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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grinsend und unter Applaus das Rednerpult. Auch Hagen klatschte pflichtbewusst, während ihm davor graute, wieder auf das Podium zu müssen. Ihm stand der ultimative Showstopper bevor, denn er musste ihnen sagen, dass die Ermittlungsgruppe auf fünfunddreißig Mann reduziert werden würde. So lautete Bellmans Order. Und sie hatten sich darauf geeinigt, dass diese Info nicht von ihm kommen sollte. Hagen ging nach vorn, legte seine Mappe ab, öffnete sie, räusperte sich und tat so, als blätterte er darin. Dann hob er den Blick, räusperte sich noch einmal und lächelte schief. » Ladies and gentlemen, Elvis has left the building.«
    Stille, kein einziger Lacher.
    »Okay, es stehen ein paar Änderungen an. Einige von Ihnen werden anderen Aufgaben zugeteilt werden.«
    Verloschen. Eiskalt.
    Als Mikael Bellman im Atrium des Präsidiums aus dem Aufzug trat, sah er gerade noch jemanden im Nachbarfahrstuhl verschwinden. War das Truls? Unwahrscheinlich, er war nach der Asajev-Sache doch noch immer in »Quarantäne«. Bellman ging durch den Haupteingang nach draußen und kämpfte sich durch das Schneetreiben bis zu seinem wartenden Wagen. Als er den Chefsessel des Präsidiums übernommen hatte, war ihm erklärt worden, dass er theoretisch Anspruch auf einen Fahrer hätte, dass seine drei Vorgänger diesen Luxus aber abgelehnt hatten. Sie waren der Meinung gewesen, so etwas würde in Zeiten allgemeiner Kürzungen falsche Signale aussenden. Bellman hatte sich davon nicht beeindrucken lassen und sich klar gegen die kleinliche, sozialdemokratische Sparsamkeit entschieden. Er wollte seine Arbeit so effektiv wie nur möglich gestalten und außerdem allen in der Hierarchie unter ihm Stehenden zeigen, dass harte Arbeit und beruflicher Aufstieg gewisse Vorteile mit sich brachten. Der Chef der Öffentlichkeitsarbeit hatte ihn anschließend zur Seite genommen und ihm vorgeschlagen, nur auf die Effektivität zu setzen und das mit den Vorteilen wegzulassen, sollte die Presse ihn auf diese Frage ansprechen.
    »Rathaus«, sagte Bellman, als er sich auf den Rücksitz setzte.
    Der Wagen löste sich vom Straßenrand, umrundete die Kirche in Grønland und steuerte in Richtung Plaza und Posthochhaus, das trotz all der neuen Gebäude rund um die Oper noch immer die Skyline von Oslo dominierte. Doch an diesem Tag gab es keine Skyline, sondern nur Schneetreiben. Drei vollständig unabhängige Gedanken gingen Bellman durch den Kopf: Verfluchter Dezember. Verfluchter Vennesla-Fall. Und verfluchter Truls.
    Mikael hatte Truls weder gesprochen noch gesehen, seit er seinen Schulfreund und Untergebenen Anfang Oktober suspendiert hatte. Letzte Woche allerdings glaubte er ihn vor dem Grand Hotel in einem geparkten Auto entdeckt zu haben. Die großen Bargeldeinzahlungen auf Truls’ Konto hatten ihn gezwungen, seinen treuen Mitarbeiter zu suspendieren, da Truls sich zu der Herkunft dieses Geldes nicht hatte äußern können – oder wollen. Dabei wusste Mikael natürlich, woher das Geld stammte. Es war der Lohn für seine Arbeit als Brenner – als Beweissaboteur – für die Drogenliga von Rudolf Asajev. Truls war blöd genug gewesen, dieses Geld direkt auf sein Konto einzuzahlen. Sein einziger Trost war, dass es weder über das Geld noch über Truls irgendeine Verbindung zu Mikael gab. Nur zwei Personen auf dieser Welt wussten über Mikaels Zusammenarbeit mit Asajev Bescheid. Die eine war Sozialsenatorin und mitschuldig und die andere lag im Koma in einem abgesperrten Flügel des Reichshospitals, dem Tode nah.
    Sie fuhren durch das Viertel Kvadraturen. Bellman betrachtete fasziniert den Kontrast zwischen der schwarzen Haut der Prostituierten und dem weißen Schnee auf ihren Haaren und Schultern. Und er sah, dass neue Dealer das nach Asajev entstandene Vakuum gefüllt hatten.
    Truls Berntsen. Er hatte Mikael während seiner gesamten Jugend in Manglerud zur Seite gestanden wie ein Putzerfisch dem Hai. Mikael mit seinem Führungswillen, seinem Aussehen und seiner Redegewandtheit war der Kopf gewesen, Truls »Beavis« Berntsen hatte seine Furchtlosigkeit, seine Fäuste und seine beinahe kindliche Loyalität beigesteuert. Mikael hatte im Handumdrehen überall Freunde gefunden. Truls hingegen war unzugänglich gewesen, abstoßend und wurde deshalb von allen gemieden. Trotzdem hatten ausgerechnet diese beiden, Berntsen und Bellman, immer zusammengehangen. Sie waren in der Klasse und auch später auf der Polizeischule immer nacheinander aufgerufen worden,

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