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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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sitzen eine ganze Menge Verrückte«, sagte Beate.
    »Ich war selbst in der Psychiatrie und habe einen Blick dafür«, sagte Katrine. »Was ich mich aber frage, ist, wie er wissen konnte, dass ich wegen Valentin da war?«
    Anton Mittet saß auf seinem Stuhl und sah Mona näher kommen. Er genoss den Anblick und dachte, dass es vielleicht eines der letzten Male sein würde, dass er sie so sah.
    Sie lächelte schon von weitem. Ging direkt auf ihn zu. Er sah, wie sie einen Fuß vor den anderen setzte, als ginge sie auf einer Linie. Vielleicht ging sie immer so, dachte er. Oder sie machte das für ihn. Dann war sie da, warf automatisch einen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, dass niemand kam, und streichelte ihm durchs Haar. Er blieb sitzen, legte beide Arme um ihre Schenkel und sah zu ihr auf.
    »Na?«, sagte er. »Hast du diese Schicht auch wieder bekommen?«
    »Ja«, sagte sie. »Wir haben Altmann verloren, er musste wieder zurück auf die Onkologie.«
    »Dann sehen wir dich umso mehr«, sagte Anton lächelnd.
    »Das ist nicht gesagt«, sagte sie. »Den Testergebnissen nach geht es dem da drinnen zunehmend besser.«
    »Aber deshalb treffen wir uns ja.«
    Er sagte das im Spaß, dabei war es kein Spaß. Und sie wusste das ganz genau. Erstarrte sie deshalb so, dass ihr Lächeln zu einer Grimasse wurde, sie sich aus seiner Umarmung löste und nach hinten blickte, als befürchtete sie, dass jemand sie sehen könnte? Anton ließ sie los.
    »Der Leiter der Mordkommission ist bei ihm.«
    »Was macht er da?«
    »Mit ihm reden.«
    »Worüber?«
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete er, statt keine Ahnung zu sagen. Gott, wie pathetisch er manchmal war.
    Im selben Augenblick ging die Tür auf, und Gunnar Hagen kam heraus. Er blieb stehen, sah von Mona zu Anton und dann wieder zu Mona, als stünden irgendwelche verschlüsselten Botschaften in ihren Gesichtern. Monas Gesicht hatte einen leichten Rotton angenommen, als sie hinter Hagen im Krankenzimmer verschwand.
    »Und?«, fragte Anton und versuchte unbeteiligt auszusehen. Erst in diesem Moment bemerkte er, dass Hagen nicht wie jemand aussah, der etwas verstanden hatte, sondern ganz im Gegenteil. Er starrte Anton an, als wären all seine Vorstellungen vom Dasein gerade auf den Kopf gestellt worden.
    »Der da drin …«, sagte Hagen und zeigte mit dem Daumen über die Schulter. »Sie müssen verdammt gut auf ihn aufpassen, Anton. Hören Sie? Lassen Sie ihn nicht aus den Augen!«
    Die letzten Worte murmelte er erregt noch einmal vor sich hin, als er mit raschen Schritten über den Flur davoneilte.

Kapitel 10
    A ls Katrine das Gesicht in der Türöffnung sah, glaubte sie zuerst, sich in der Adresse geirrt zu haben. Die alte Frau mit den grauen Haaren und dem verhärmten Gesicht konnte unmöglich Irja Jacobsen sein.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie und sah sie misstrauisch an.
    »Wir haben telefoniert«, sagte Beate. »Wir möchten über Valentin sprechen.«
    Die Frau knallte die Tür zu.
    Beate wartete etwas, bis sich die schlurfenden Schritte hinter der Tür entfernt hatten, dann drückte sie die Klinke nach unten.
    An den Garderobenhaken im Flur hingen Kleider und Plastiktüten. Immer Plastiktüten. Wieso umgaben sich Junkies immer mit Plastiktüten? fragte Katrine sich. Warum lagerten, schützten oder transportierten sie ihren ganzen Besitz in dem unsichersten und anfälligsten aller Materialien? Warum stahlen sie Mopeds, Kleiderständer und Porzellan oder anderen Kram, jedoch nie Koffer oder Taschen?
    Die Wohnung war verdreckt, aber trotzdem nicht so schlimm wie viele andere Drogenhöhlen, die sie gesehen hatte. Vielleicht hatte Irja als Frau im Haus Grenzen gesetzt oder selbst das Schlimmste beseitigt, jedenfalls ging Katrine davon aus, dass sie die einzige Frau war. Sie folgte Beate in das Wohnzimmer. Auf einem alten, aber intakten Sofa lag ein Mann und schlief. Eindeutig vollgepumpt mit Drogen. Es roch nach Schweiß, Rauch, biergetränktem Holz und etwas Süßlichem, das Katrine weder einordnen konnte noch wollte. An den Wänden stapelte sich das obligatorische Diebesgut. Originalverpackte Kindersurfbretter, verziert mit einem aufgemalten Hai und einer schwarzen Bissmarke an der Spitze des Brettes, die zeigen sollte, dass der Hai sich bereits ein Stück des Brettes geholt hatte. Weiß Gott, wie sie diese Bretter zu Geld machen wollten.
    Beate und Katrine gingen weiter in die Küche, wo Irja am Küchentisch saß und sich eine Zigarette drehte. Auf dem Tisch lag

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