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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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als sie
     in die Pubertät kam. Mit sechzehn sagten die Ärzte ihr, sie hätte eine Zyste an den Eierstöcken, die sich dann als Tumor entpuppte.
     Sie wurde sofort operiert. Sie verlor einen Eierstock. In den folgenden Jahren wurde sie in regelmäßigen Abständen untersucht,
     aber es gab keinen Rückfall. Sie war komplett geheilt.
    Zum Glück hatte sie die Musik. Sie spielt mir das
Andante con moto
aus dem Klaviertrio Nr. 2 in Es-Dur von Schubert vor. Die Musik war ihr Fallschirm. Ihr Bezugspunkt. Ihre große Liebe. Bach.
     Mozart. Haydn. Mahler. Vivaldi und die anderen. Ihr Heilmittel.
    Mit nur einem Eierstock hat Clelia wenig Chancen, schwanger zu werden. Ich weiß nicht, wie schlimm das für sie ist, sie spricht
     nicht gern darüber. Fakt ist, dass eine Frau, die keine feste Beziehung will, wohl kaum daran denkt, Mutter zu werden … Sie
     meidet das Thema, also sprechen wir nicht davon.
    Ganz sicher hat diese Sache sie verändert, aber sie hat ihr auch eine gewisse Orientierung gegeben, eine Einstellung dem Leben
     gegenüber, die sie hart gemacht hat, manchmal grausam, aber andererseits auch begeisterungsfähig und glücklich, wirklich glücklich,
     auf der Welt zu sein. Und sie hat ihr gleichzeitig eine gewisse Instabilität beschert.
    Mit ihrem Alessio war es nicht besser. Stürmische Beziehung. Er war sehr eifersüchtig und behandelte sie manchmal nicht gut.
     Sie liebte ihn und ertrug ihn. Als siees nicht mehr aushalten wollte, verließ sie ihn, obwohl sie ihn noch liebte.
    Wie schreibt Josephine Hart in
Verhängnis
: »›Mir ist ein Unheil zugefügt worden. Leute, die ein Unheil erlitten haben, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
     können …‹ – ›Das macht dich gefährlich?‹ – ›Alle Menschen, denen ein Unheil widerfahren ist, sind gefährlich. Das Überleben
     macht sie dazu.‹ – ›Warum?‹ – ›Weil sie kein Mitleid kennen. Sie wissen, dass andere überleben können, so wie sie selbst es
     getan haben.‹« Erst als sie »Feste« im Santa Cecilia wurde, hat Clelia sich erholt. Allein.
    Sie ist nicht froh darüber, mir begegnet zu sein. So scheint es. Sie will allein sein, mehr nicht. Sie mag die Rolle, die
     sie für sich gefunden hat: alleinstehende Musikerin. Die Musik ist ihr Leben. Ihre Vibratos. Ihr Üben. Ihre Konzerte.
    Allein.
    Alles, was ihr in den Weg kommt, destabilisiert sie. Klingt ihr nicht im Ohr. Führt sie ab vom Notentext ihrer eigenen Symphonie.
     Ist nicht ihre Sonate. Nicht ihre Suite. Ich bin Teil des Missklangs.
    Schade.
    Clelia ist wie ich. Umgeben von vielen, aber niemandem wirklich nah.
    Ich will gar nicht wissen, wie viele Liebhaber sie hat. Sie behauptet, keinen, aber ich glaube ihr nicht.
    Ich bin nicht so. Ich lüge nicht.
    Sie schläft mit anderen Männern.
    Ich sehe mich um. Sehe meine Wohnung. Sie stinkt ein wenig.
    Schuh fehlt mir.
    Clelia fehlt mir.

F lauer Tag im Geschäft. Anwälte und Richter streiken. Liegen wahrscheinlich alle am Strand. Ich habe Langeweile und fühle mich
     noch viel armseliger. Ich mache ein bisschen Inventur. Sortiere ein paar Bücher. Sortiere um. Putze. Was für ein Nervkram!
     Nur die Musik steht zu mir.
El Llorar
vom Kronos Quartet.
    Es ist einer dieser Tage, an denen ich mich ein bisschen nutzlos und ein bisschen frustriert fühle. Als kleiner Junge wollte
     ich zuerst Forscher werden, dann Astronaut, Feuerwehrmann, Fußballer, Wissenschaftler, Schriftsteller und schließlich Philosoph.
     Ganz bestimmt wollte ich nicht Buchhändler werden, schon gar nicht in der Buchhandlung meiner Eltern.
    Zum Glück bringt eine Stimme hinter mir den Tag wieder ins Lot.
    »Hier brummt das Leben, was?«
    Ich drehe mich um. Alessandra Fiengu schenkt mir ein Lächeln, wie es nur grundverdorbene Anwälte zustande bringen.
    »Streikbrecherin?«
    »Nein, nein, ich shoppe nur.«
    »Wie geht’s, Frau Anwältin? Was machst du hier? Sehnsucht?«
    »Ich bin die, die hier die Fragen stellt!«, lacht sie. »Also. Ich war gerade in der Nähe.«
    Alessandra ist nett. Eine äußerst geistreiche Person.
    »Und wie ist die Sache mit dem DNA-Test ausgegangen?«
    Alessandra bricht in ansteckendes Gelächter aus undlässt sich auf meinen Stuhl hinter dem Ladentisch sinken. Sie erzählt, dass der berühmte Politiker Himmel und Hölle in Bewegung
     gesetzt hat, um den DNA-Test zu verhindern und sie zu stoppen, doch sie hat nicht nachgegeben und am Ende die richterliche
     Anordnung bekommen. Daraufhin hat sich der Politiker für

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