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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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in der Online-Ausgabe einer Tageszeitung. Mein Gepard, mein Freund, mein großes Kuscheltier. Vielleicht waren das ihre letzten Gedanken.
    Speck
    Dienstag, 6. März 2007
    Freunde von mir lesen ihrer Tochter jeden Abend beim Zähneputzen aus einem Kinderbuch vor. Von einem Bauern und seiner Frau und ihrem kleinen Hof. Der Bauer und die Bäuerin sind Schweine. Wenn der Eber morgens aufsteht, macht die Sau schon Frühstück. »Hm, lecker«, sagt der Eber, »Eier mit Speck!« Und bei jedem Vorlesen fragt sich der Vater (die Mutter denkt sich anscheinend nichts dabei): Ist der Autor nun unglaublich dumm, oder macht er einen Scherz? Einen Scherz, den ein dreijähriges Kind natürlich nicht versteht. Aber für wen ist er dann bestimmt? Eigenartig.
    Wolf
    Dienstag, 20. März 2007
    In Utrecht, in einer dunklen, schmalen Straße parallel zur Vredenburg, gibt es eine Kneipe. Van Wegen heißt sie, und einmal im Monat findet dort ein Literaturabend statt, Woorden bij Van Wegen , mit Autoren, Journalisten und Fotografen und immer auch einem Hund. Einem alten Deutschen Schäferhund. Der alte Hund gehört einer alten Frau, die hinter der Kneipe wohnt; ich glaube, sie ist die Mutter des Wirts. Durch ein Innenfenster kann man direkt in ihr Wohnzimmer schauen. Ein Eßtisch mit Perserteppich darauf, ein großer Fernseher und zwei Sessel. Ich habe die Frau während des ganzen Abends nicht ein einziges Wort sagen hören. Die Veranstaltung war gut besucht, und die alte Dame kochte Kaffee, hinten in ihrem eigenen Reich. In der Kneipe selbst
sammelte sie leere Tassen ein, und ein paarmal sah ich sie hinter der Theke stehen, ohne Sprechblase, aber mit einem Blick, der sagte: »Muß ich denn alles selbst machen?« Der Hund wacht über sie. Einmal mußte ich pinkeln und dachte, die Toilette wäre an dem Flur, an dessen hinterem Ende ich die alte Frau mit Kaffeekannen, Tassen und Spültuch hantieren sah. Ein Blick des Hundes machte mir unmißverständlich klar, daß ich es nur ja nicht wagen sollte, meinen Fuß über die Schwelle zu setzen. Alt ist der Hund, aber wenn er einen ansieht, sucht man die Toilette woanders.
    Etwas später streifte er durch den Gastraum. Na, dachte ich, jetzt ist er doch auf neutralem Boden, und streckte vorsichtig die Hand nach seinem Kopf aus. Er blickte mich an, drehte sich um und ging in den Flur zurück. In diesem Lokal haben weder der Wirt noch seine Mutter das Sagen. Der alte Deutsche Schäferhund ist der Chef. Wie ein Alpha-wolf auf seinem Territorium, in seinem Teil des Waldes. Ich hätte mich der Länge nach rücklings auf den Boden legen und dem Hund die pochende Halsschlagader darbieten müssen, möglicherweise wäre ich ihm dann nähergekommen, möglicherweise hätte er mich dann beleckt, und ich hätte für kurze Zeit der unangefochtene Zweite in der Rangordnung sein dürfen.
    Elch (und anderes)
    Sonntag, 8. April 2007
    Gestern bin ich mit einem Bus voller Bakkers nach Emmen gefahren, dort gibt es einen Zoo. Das heißt, bei unserer Ankunft erklärte der Fahrer, es seien jetzt sogar zwei Zoos.
Was aber nicht zu Meinungsverschiedenheiten führte, denn niemand wollte in den »neuen« Teil. Im »alten« Zoo löste sich unsere Gruppe gleich auf, und wir zogen stundenlang in wechselnden Kombinationen umher. Ärgerlich war vor allem, daß mein Neffe Julius verschwand: Er hatte das Einkaufswägelchen mit den Getränken übernommen, und in dem anderen Einkaufswägelchen, dem für den festen Proviant, waren über hundertzwanzig Brötchen, die mit irgend etwas hinuntergespült werden wollten. Mein Neffe Jan kletterte auf den Zaun des Bisongeheges, weil er ein paar freilaufende Totenkopfäffchen ganz aus der Nähe sehen wollte, und meine Mutter setzte sich mit ihrer hellen Leinenhose auf ein Mars Mini. »Ich glaub, das ist was anderes«, sagte ein furchtbar gemeiner Kerl, der hinter meiner Mutter die Treppe zu den Bartkäuzen hinaufging, während ich den Schokoladenfleck zu entfernen versuchte. Wir haben den Kerl alle gemeinsam so zusammengeschlagen, daß er – hoffentlich – eine Woche lang nicht scheißen kann.
    Trotz der ganzen Aufregung habe ich immerhin einen Elch gesehen. Noch nie hatte ich einen in natura zu Gesicht bekommen; es sind gewaltige Tiere. Außerdem besuchten wir die drei Breitmaulnashörner und die Paviane, die vor einer Woche aus unerklärlichen Gründen von einem kollektiven Panikanfall heimgesucht worden waren, inzwischen aber offensichtlich nicht mehr an Panik litten. Schließlich brachte uns

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