Komische Voegel
der Bus nach Nordholland zurück; unterwegs fraßen wir Chips, Mandeltörtchen und Minipizzen und wurden allmählich immer lauter. Am Rande von Wieringen machten wir dann bis in die Nacht ein Restaurant unsicher, indem wir uns mit Fritten und Fleischstücken bewarfen, möglichst laut herumbrüllten, Tischfußball mit Colaflaschen als Torpfosten spielten, das Schloß der Toilette zerstörten, so
daß Jan eine Viertelstunde eingesperrt war (seine Strafe fürs Herumklettern bei den Bisons), Rotwein flaschenweise und Bier fässerweise bestellten und vor allem ständig rauchten, während andere noch aßen. Es war ein denkwürdiger Tag. Aber Eltern feiern eben nur einmal im Leben goldene Hochzeit.
Kröten und Katzen
Freitag, 4. Mai 2007
Wußten Sie, daß Kröten jaulen können? Ich nicht, bis ich vorige Woche im Garten des Witsen-Hauses
am Amsterdamer Oosterpark saß. Außer meinem Gastgeber und mir hielten sich in diesem Garten auch zwei Katzen und zwei Kröten auf. Die Katzen waren hinter den Kröten her, die bei jedem Sprung in Richtung Sicherheit ein ohrenbetäubendes und unerträglich klagendes Heulen ertönen ließen, fast wie Katzen selbst manchmal klagen können. Weil ich es nicht mit ansehen und -hören konnte, habe ich beiden Katzen (obwohl sie ansonsten lieb und nett waren oder zumindest so taten) einen Tritt verpaßt.
Fahrradbrücke
Montag, 14. Mai 2007
Gestern nachmittag tobte der Wind. Und weil ich Lust auf Wind hatte, auf richtigen Sturm, und Sand, fuhr ich nach IJburg. Dort angekommen, machte ich große Augen: An der
Fahrradbrücke über den Amsterdam-Rhein-Kanal, genauer gesagt zwischen IJburg und dem östlichen Teil des Diemerzeedijk, war der Himmel schwarz von Mauerseglern. In der Nähe eines frisch aus dem Boden gestampften Wohngebiets? Ich weiß ja, daß diese Vögel mal kurz an einem Tag nach Paris und zurück fliegen, um über der französischen Hauptstadt Mücken und anderes Ungeziefer aus der Luft zu pflücken; ein Abstecher zu dieser aufgespülten Sandinsel im fast brackigen Gewässer ist also kaum der Rede wert. Aber danach müssen sie doch eigentlich zurück in die richtige Stadt mit ihren Mauerspalten und zerbröckelten Dachziegeln. An der Unterseite der Fahrradbrücke nisteten Rauchschwalben. Von wegen alte Scheunen oder Ställe mit großen Luken und Türen: eine nagelneue Brücke. Auch die unechten Vettern und Cousinen der schönsten aller Vögel hatten den großen Vorzug dieser Stelle erkannt: seichtes Wasser mit reichlich Mücken gleich darüber.
Heute gekauft: zwei Euphorbia characias »Wulfenii« , eine Euphorbia amygdaloides »Purpurea« , eine Skimmia reevesiana , zwei Vinca minor »Alba« und zwei Ajuga reptans »Variegata« . Eingepflanzt und großzügig gewässert habe ich sie auch gleich und in einem Aufwasch einen Acer negundo »Variegatum« zurückgeschnitten; der kannte nämlich seine Grenzen nicht. Anschließend Rind- und Schweinefleisch gegrillt, bei strahlendem Sonnenschein, obwohl es doch den ganzen Nachmittag heftig regnen sollte. Tja, hier nicht. Nicht in Schiedam und Vlaardingen. Schöne anderthalb Tage, morgen darf es bitte auch so sein.
Neue Wörter, immer gut
Montag, 21. Mai 2007
Am Wochenende habe ich zwei sehr schöne neue Wörter gelernt. Campingbußgeld und Zeltklamotten . Das erste hörte ich Samstag abend in einem Theaterstück; gemeint ist ein Bußgeld für die Mißachtung von Campingvorschriften. Das zweite wurde Samstag nacht von einem der Schauspieler gebraucht, und zwar für Kleidung, wie korpulente Frauen sie tragen müssen, weil »normale« ihnen einfach nicht paßt. »Sackkleider«, präzisierte er, »und Schals.« Campingbußgeld hörte ich in Uithuizen, das liegt in Groningen. Während der Vorstellung, auf einem Campingplatz, hatte sich ein schöner Mann an seinem Zelt zu schaffen gemacht, was sehr ablenkte, und zwei Männer, die keine Lust auf Theater hatten und deshalb demonstrativ vor Beginn der Vorstellung weggeradelt waren, kamen kurz vor Schluß ebenso demonstrativ zurückgeradelt. Außerdem lebten auf dem Gelände zwei liebe, große Pferde, ein bösartiges Shetlandpony und eine schwarze Katze, die der Verwalter zärtlich »Zwartje« nannte; aus dem Mund eines vierschrötigen Mannes mit riesigen Händen klang das ganz merkwürdig.
Während der Vorstellung legte sich der Wind, und über der sorgfältig gemähten Wiese wurde die Kälte in Form von Dunst sichtbar. Pferdedecken lagen herum, und Frösche machten sich lautstark den Hof oder
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