Komische Voegel
haben Verspätung, gestern habe ich zwei Hermeline blitzschnell die Straße überqueren und eine Kornweihe oder Wiesenweihe im Wald Slalom fliegen sehen (mögen Weihen Zecken?), außerdem zwei Glockenstühle besichtigt. Morgen werde ich mit Linda fotografiert, der Urmutter aller rotbunten Lakenvelder Kühe meines Vaters. Dann scheint bestimmt wieder die Sonne.
Es gibt kein Wiesenschaumkraut mehr
Sonntag, 17. Juni 2007
Und ob die Sonne schien. Einige Kühe und ein anderthalbjähriger Stier störten mein Fotoshooting mit Linda. Immerhin gaben sie sich große Mühe, dabei fotogen zu sein: Als ich mich auf Anweisung des Fotografen hingehockt hatte, begannen sie meine Ohren und meinen Kragen zu belecken. Nur nicht der Jungstier, der ein bißchen ängstlich war und brüllte. »Wächst hier eigentlich noch Wiesenschaumkraut?« fragte ich meinen Vater. Nein. »Gibt’s hier viele Wiesenbrüter?« fragte der Fotograf. Nein. Dann schlüpfte er wieder in die Rolle des Interviewers und entlockte mir die Behauptung, daß Schafe, viel mehr als Kühe oder Pferde, menschliche Eigenschaften haben. Zwischen Schagen und Wieringerwaard hatte ich nämlich sowohl kräftige und vitale als auch hinfällig wirkende hinkende Schafe gesehen. Und ein frisch geschorenes, das sich reckte und tief und ansteckend gähnte. Und davor, auf der Zugfahrt von Amsterdam nach Schagen, konnte ich beobachten, wie ein auf dem Rücken liegendes Schaf vergeblich wieder auf die Beine zu kommen versuchte, während einen Meter daneben ein Schaf weitergraste, als wäre das andere nicht in Todesgefahr.
Heute mein kleiner Freund
Dienstag, 3. Juli 2007
Mein Vogelbuch behauptet im Artikel Rotkehlchen : Zutrauliches Verhalten (und Einnahme charakteristischer, herausfordernder Posen) auf britische Unterart Erithacus ru
becula melophilus beschränkt, im übrigen Europa meist scheu . Dann wäre also heute, in einem Garten in Bloemendaal, den ganzen Nachmittag ein britisches Rotkehlchen (ein robin ) hinter mir hergewesen. Wohin ich auch ging, es folgte mir und neckte mich, indem es sich auf möglichst kurze Distanz näherte. An der Eibenhecke nahm es eine sehr herausfordernde Pose ein, und als ich den Efeu zurückschnitt, zeigte es sich so zutraulich, daß es mir fast die Rosenschere aus der Hand gepickt hätte. Dieses Niedliche, diese Anhänglichkeit und Freundlichkeit und diese rosarote Federpracht (obwohl mein Rotkehlchen nach dem vielen Regen der letzten Zeit ein wenig zerzaust aussah)! Nur ist mein Vogelbuch eine Übersetzung aus dem Englischen, und man kennt ja die Briten: Wenn Tim Henman in Wimbledon spielt, tun sie so, als wäre er der beste, ja, der einzige Tennisspieler der Welt; bei den Autoren dieses Vogelbuches wird es ähnlich sein. Auch wir hier auf dem »Kontinent« haben natürlich zutrauliche Rotkehlchen, die sich herausfordernd verhalten!
Weil ich gegen halb sechs fertig war, fuhr ich mit dem Rad zur Buchhandlung Bloemendaal. Ich kannte den Laden schon, aber heute habe ich dort zum ersten Mal im Leben ein Buch gekauft; meistens bekomme ich Bücher umsonst. Es hat aber Spaß gemacht, obwohl das Buch verdammt teuer war: 34,90 Euro. Immerhin kann ich jetzt viele Abende lang Reve
lesen. Seit Viertel vor sechs liegen in der Buchhandlung zwei signierte Exemplare meiner Birnbäume . Der Preis bleibt der gleiche: 16,90 Euro. Das Vogelbuch dagegen kostet 32,95 Euro. Nicht wenig, aber dafür bekommt man auch 1563 europäische Arten und 170 Irrgäste.
Schockierende Nachricht
Samstag, 14. Juli 2007
Manchmal muß man auf früher Berichtetes zurückkommen, in diesem Fall mit Bedauern. Am 17. Juni habe ich geschrieben: Nur nicht der Jungstier, der ein bißchen ängstlich war und brüllte .
»Der tut aber nichts«, hatte mein Vater an jenem Tag gesagt. Vorgestern sagte er: »Na ja, Jungstier … Stier. Er war zwei Jahre alt.« War, jawohl. Zwei Tage nach dem kurzweiligen, entspannten und unfallfreien Fotoshooting gingen mein Bruder und der Tierarzt auf die Weide. Eine Kuh war krank. Die beiden Männer mußten durch einen Wassergraben waten, um ihre Haut zu retten, mit solch rasender Wut ging der Stier auf sie los. Am Tag darauf wurde er zum Viehmarkt gebracht, und jetzt liegt er auf vielen Tellern oder ist schon verdaut und auf dem Weg über Kanalisation und Kläranlage ins große, salzige Meer gespült worden. So schnell kann das in einem Tierleben gehen.
Apropos Verdauung, wegen des Treibhauseffekts: Die unzähligen Rinder, Schafe, Pferde, Schweine
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