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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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paarten sich schon. Man kam sich tatsächlich vor wie im Sommer. Am Sonntag war auch in Garnwerd Sommer, das liegt ebenfalls in Groningen. Dort gab es sehr viele gemeine Shetlandponys, die bockten und Kinder abwarfen. Der schon erwähnte Schauspieler legte sich rücklings auf den Gehweg, um eine Zigarette zu rauchen, obwohl es seine Kinder waren, die auf der
anderen Seite des Deichs von den Shetlandponys heruntersegelten. Ein Hund schaute nach, was er da machte, biß oder bellte aber nicht, es war ein ganz lieber English Setter, ein sanftes Tier. Später sagte der Schauspieler, er habe einen blauen Vogel gesehen, was ich für ganz unmöglich erklärte, es sei denn, es wäre ein Blauschwanz gewesen, der in den Niederlanden bisher nur zweimal als Irrgast beobachtet wurde. Heute denke ich: Wieso ist mir in dem Moment der Eisvogel nicht eingefallen?
    Zander und Weideegge
    Samstag, 26. Mai 2007
    Am Donnerstag abend aß ich Zander und trank dazu Rosé. Währenddessen kämpfte ein Mann mit einem Nordholländischen Blauen. Einem Hahn. Der ein wenig zu dreist über den riesigen Hof paradierte und so tat, als wäre er der Chef von allem. Es floß Blut, Federn wirbelten durch die Luft, bei einem Tritt des Mannes flatterte der Hahn sogar bis zur Dachrinne hinauf. Und trotzdem kam das Tier immer wieder mit geschwellter Brust auf ihn zu. Ich saß dabei, aß inzwischen Wolfsbarsch (der als Meeresfisch sozusagen von Hause aus viel salziger ist als der Süßwasserbarsch Zander), trank inzwischen Rotwein und bewunderte eine große Erle, die schief gewachsen war, entweder wegen des stetigen Westwindes oder weil sie von einem Baum links von ihr bedrängt wurde, der jetzt nicht mehr dort steht. Später begann der Mann mit einer Art Spule auf einem Seil zu spielen, ich glaube, man nennt die Dinger Diabolo. »Hast du keine Federballschläger?« fragte ich. Nein, die hatte er nicht,
obwohl er schöne, teure Federbälle besaß. Es war nämlich windstill, eigentlich also ideales Wetter für Federball, und auch der Ort wäre perfekt gewesen: Der Rasen, auf dem wir jetzt gezuckerten Rhabarber mit Äpfeln verzehrten, war groß und die Beerensträucher am Rand sicherheitshalber schon mit einem Netz bedeckt.
    Im Laichteich hinter der Obstwiese badete ein Flußpferd. Behauptete der Hahnentreter, der Witzbold. Ein Bläßhuhn brütete, Fischlaich sahen wir nicht. Die Schafe verschwanden bis zum Kopf in dem hohen Gras. Viele verschiedene und sehr schöne Grasarten wachsen hier, weil der Boden immer karger wird. Typisch für eine Obstwiese, auf der jahrelang Schafe weiden. Ich sah eine alte, rostige Weideegge, die ich gern gekauft hätte, ein hübsches Requisit für einen neuen Garten in der Stadt, aber sie war noch in Gebrauch. Ein paar Stunden später setzte der japanische Gartenarchitekt mich und mein Rennrad vor dem Tor der in Rekordzeit abgebrochenen Kläranlage Oost ab, im Augenblick umzäuntes Niemandsland, der ausfransende Saum der Stadt. Noch fünf Minuten mit dem Rad, und ich war zu Hause.
    Borrelia burgdorferi
    Donnerstag, 14. Juni 2007
    Für die Statistiker: Gestern und heute (13. und 14. Juni 2007) sechs Zecken entfernt. Verteilung: Rumpf, Unterbauch links; Rücken, links unten, rechts Mitte, rechts oben; linkes Bein, Kniekehle; rechter Arm, Handgelenk links. Sollte mir in den kommenden Wochen etwas zustoßen, kann ich genaue Angaben zu Tatzeit und -orten machen. Ein Problem: Wen
könnte ich bitten, meine Gesäßspalte zu kontrollieren? Das dürfte nämlich der beste Platz für eine Zecke sein, dort kann sie einem unter Umständen tagelang Blut abnehmen und dabei Borrelia burgdorferi ausscheiden. Ich habe eine Theorie entwickelt: Hat man einmal Lyme-Borreliose gehabt und in einem frühen Stadium dreißig Tage lang ein starkes Antibiotikum dagegen eingenommen, ist man für Zecken überall auf der Welt leckerer als Leute ohne Lyme-Vorgeschichte. Nicht, daß ich etwa auf LymeMed Nederland irgendwelche Hinweise gefunden hätte, die diese Theorie untermauern. Sie stützt sich einfach auf die Tatsache, daß andere Menschen, die mit mir zusammen einen Wald durchstreifen oder in einem Garten Äste von Nadelbäumen absägen, hinterher in der Regel nicht eine einzige Zecke am Körper haben. Oder höchstens eine. An einer gut sichtbaren Stelle. Zecken, die sich den Rücken oder die Gesäßspalte aussuchen, müssen schlau sein.
    Ansonsten wenig Neues hier. Nichts, im Grunde. Gestern war Mittwoch, morgen ist Freitag. Es gießt in Strömen, die Züge

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