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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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herzzerreißend, einen starken Mann wie Logan mit einem toten Kind im Arm zu sehen? Sie wollte hinter ihm herlaufen, ihm helfen, ihn trösten. Sie wusste, wie schrecklich der Augenblick sein würde, wenn er seine Bürde in die Hände der Mutter legte. Sie hatte solche Augenblicke im Laufe der Jahre an Hunderten von Orten schon so oft miterlebt.
    Aber er würde sich von ihr nicht helfen lassen.
    »Komm schon, Monty.« Langsam folgte sie Logan den Berg hinauf.

    Am Flughafen wusch das Team die Hunde, duschte und wechselte die Kleider. Logans Maschine startete um kurz nach acht an jenem Abend.
    Logan war still. Zu still. Seit er das tote Kind in die Arme seiner Mutter gelegt hatte und allein weggegangen war, hatte er nur wenige Worte gesprochen. Doch auch Sarah war nicht gerade gesprächig. Das ganze Team wirkte niedergeschlagen.
    Diese Suchoperation war ein Albtraum gewesen. Sie schickte sich an, es sich für die Nacht so bequem wie möglich zu machen.
    Ach, zum Teufel. Sie ging hinüber zu dem Sessel, in dem er saß. »Sind Sie okay?«
    Er lächelte schwach. »Sie haben länger ausgehalten, als ich  erwartet hatte.«
    »Sie hätten nicht mitkommen sollen. Ich habe Ihnen doch gleich gesagt, dass Sie bei der Suche fehl am Platz sind.«
    »Ich musste mitkommen.«
    »Wie Sie auch das Kind suchen mussten.«
    Er nickte.
    »So was kommt vor. Man findet nicht immer, was man sucht.
    Man muss sich an die erfolgreichen Operationen erinnern, die es genauso gibt.«
    »Da dies meine erste war, fehlt mir der Vergleich. Und ich glaube nicht, dass ich es noch mal versuchen will.« Er sah aus dem Fenster. »Wie zum Teufel halten Sie das aus?«
    »Hoffnung. Und das Wissen, dass fast immer jemand auf uns wartet. Vielleicht nur einer oder zwei, aber diese Menschenleben sind kostbar.« Sie rieb sich den Nacken.
    »Aber diesmal war es besonders schlimm.«
    »Ja.« Er erwiderte ihren Blick. »Also hören Sie auf, mich aufmuntern zu wollen, legen Sie sich hin und schlafen Sie. Mir geht es gut. Es ist ja nicht so, als hätte ich noch nie mit dem Tode zu tun gehabt. Nur kleine Kinder sind … anders.«
    »Ja, das sind sie.«
    »Ich wollte, dass dieses Kind lebt.«
    »Ich weiß.«
    »Aber er war tot und ich muss mich damit abfinden. Aber keine Sorge, ich komme schon wieder auf die Beine. Komme ich immer.« Er schloss die Augen. »Also gehen Sie jetzt, kümmern Sie sich um Ihren Hund und lassen mich schlafen.«
    Sie blieb stehen und sah ihn zweifelnd an.
    »Sarah.« Er öffnete die Augen nicht. »Zieh Leine.«

    Auf der Fahrt zur Ranch hörten sie den Wolf heulen. Monty saß  aufrecht auf dem Rücksitz und betrachtete eifrig die Berge.
    »Ich hatte den Wolf vergessen.« Sarahs Blick folgte dem ihres Hundes. »Wenigstens lebt er noch.«
    Schön …
    »Aber gefährlich, Monty. Und nach dem, was du  durchgemacht hast, brauchst du keine neue Herausforderung.«
    Der Wolf heulte abermals.
    »Der Ruf der Wildnis«, murmelte Logan. »Unglaublich.«
    »Und die National Wildlife Federation will, dass er wild bleibt. Ich auch. Ich wünschte, er würde sich seine Raubzüge auf den Ranches im Tal verkneifen.« Sie parkte vor dem Haus und sprang aus dem Jeep. »Kommen Sie. Ich mache uns einen Kaffee und dann können Sie Margaret oder wen auch immer anrufen, damit man Sie abholt. Ich weiß wirklich nicht, warum ich Sie nicht bei Ihrem Haus in Phoenix absetzen sollte.«
    »Ich muss Sie nach Hause bringen, nicht umgekehrt. Das gehört sich so, würde Galen sagen. Den Kaffee nehme ich dankend an.« Er stieg aus dem Wagen und humpelte ins Haus.
    »Ich kann einen gebrauchen.«
    Sie knipste das Licht an und trat an den Küchenschrank. »Sie sehen nicht sehr gut aus. Sie brauchen mehr als eine Tasse Kaffee. Ich habe nicht gesehen, dass Sie im Flugzeug Ihre Schmerztabletten genommen haben.«
    »Die sind mir gestern ausgegangen. Der Arzt dachte wohl, ich würde sie nicht so lange nehmen.«
    »Der konnte nicht ahnen, welchen Raubbau Sie mit Ihren Kräften treiben würden.«
    Sie setzte den Kaffee auf. »Ich bin sicher, dass er mit Ihrer Graberei, ganz zu schweigen von der Rutschpartie den Berghang hinunter, nicht einverstanden gewesen wäre.«
    »Es war nötig.« Er machte es sich in dem Sessel bequem und legte sein verletztes Bein auf einen Fußhocker.
    »Das sollten Sie doch verstehen. Ich bin selten jemandem begegnet, der diese Philosophie so leidenschaftlich befürwortet wie Sie.«
    Abermals heulte der Wolf.
    Sie starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit. »Ich

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