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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Ich habe ihr versprochen, ihr Kind zurückzubringen.«
    Sarah schüttelte den Kopf.
    »Ich will nicht nur Leichen aus diesem gottverdammten Schlamm ziehen. Ich will dieses Kind finden … lebendig.«
    Sie öffnete den Mund zum Widerspruch, schloss ihn dann aber wieder. Sie verstand seine Verzweiflung und Erschöpfung, wie oft hatte sie das Gleiche empfunden. Wie oft hatte sie Monty vorzutäuschen versucht, dass es in einem Meer des Todes noch Leben gab? »Kommen Sie mit, wenn Sie wollen. Aber wenn Sie nicht mithalten können – ich werde nicht auf Sie warten.«
    »Ich werde mithalten.«

    »Da drüben.« Logan wies über den Schlamm hinweg auf die Felsen auf der anderen Seite.
    »Dort wurde das Kind ans Ufer geworfen?«, fragte Sarah.
    Logan nickte und ging zu den Brettern, die über den Schlamm gelegt worden waren. »Holen wir es.«
    »Lassen Sie Monty und mich vorgehen.« Vorsichtig
    balancierte sie hinter Monty über die schmalen Bretter. Auf den Felsen am anderen Ufer angelangt, nahm sie Monty die Leine ab  und ließ ihn den Berg hinablaufen.
    Sie hatte vor, nicht zurückzublicken, doch nachdem sie Monty losgelassen hatte, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen.
    Erleichtert sah sie, dass Logan ihr folgte. Obwohl es fast ein Wunder war, wie er sich mit dem verletzten Bein auf den nassen Brettern hielt. »Lassen Sie sich Zeit«, rief sie. »Monty kommt vielleicht noch ein Dutzend Mal zu mir zurück, bevor er die Witterung aufnimmt.« Sie lief dem Hund nach. »Wenn er sie aufnimmt.«
    Monty drehte große Kreise, er suchte die Witterung. In den letzten Minuten war der Regen heftiger geworden, so dass sie ihn kaum noch sehen konnte.
    »Er findet nichts«, sagte sie zu Logan, als er zu ihr aufgeholt hatte. Sie beobachtete Monty, wie er das Ufer hinablief.
    Logan humpelte hinter Monty her. »Gehen wir.«
    Sie sah seinen Ausdruck und erschrak. Er war aufs Äußerste angespannt, besessen, verzweifelt.
    Ich will, dass dieses Kind noch lebt.
    O Gott, ich hoffe, du findest es, Logan.
    Monty fand keine Spur. Er rannte in Kreisen den Abhang hinunter.
    »Was zum Teufel ist mit ihm los?« Logans Ton war schroff.
    »Können Sie nicht irgendwas machen?«
    »Er tut, was er kann.«
    Logan holte tief Atem. »Entschuldigung, ich weiß, dass er sein Bestes gibt.«
    Fünfzehn Minuten später fing Monty an zu bellen. Außer sich vor Freude kam er auf sie zugesprungen und rannte dann wieder den Berg hinab.
    »Er hat ihn gefunden.« Logan und Sarah schlitterten eilig hinter ihm das Ufer hinunter. »Er hat ihn gefunden.«
    Sarah, die hinter Logan dreinstolperte, murmelte ein Gebet.
    Der Regen fiel so dicht, dass sie nicht nur Monty, sondern auch Logan aus den Augen verloren hatte, doch sie mussten gerade voraus sein. »Logan!«
    Keine Antwort.
    »Logan, wo …« Dann sah sie ihn.
    Und sie sah Monty, der wimmernd auf einem Schlammhaufen am Ufer des Bachs stand.
    »O Gott, nein«, flüsterte sie.
    »Es ist vielleicht nicht das Kind.« Logan fiel auf die Knie und grub verzweifelt mit den Händen im Schlamm.
    »Vielleicht ist es nicht …« Er hielt inne und starrte auf den zarten Kinderarm, den er freigelegt hatte. »Scheiße.«
    Er grub verzweifelt weiter, bis er den reglosen kleinen Körper ganz freigelegt hatte. »Scheiße. Scheiße. Scheiße.«
    Er saß mit hängenden Schultern da und starrte stumpf auf den kleinen Leichnam hinab. »Es ist nicht fair. Er ist doch noch ein kleines Kind.«
    »Anscheinend hat ihn einer der späteren Erdrutsche unter sich begraben.« Sarah kniete sich neben Logan. Armes Kind. Arme Ming Na.
    Einige Minuten lang war sie unfähig, sich zu rühren, dann erhob sie sich langsam und holte ihr Markierband hervor.
    »Kommen Sie, Logan. Wir müssen zurück zu Ming Na.«
    »Was machen Sie mit dem Band?«
    »Das wissen Sie doch. Sie haben es doch schon gesehen. Ich markiere den Fundort.«
    »Nicht bei ihm.« Logan hob den kleinen Leichnam auf die Arme und stand auf. »Ich habe Ming Na versprochen, dass ich ihr Kind zurückbringe. Ich werde ihn nicht hier im Schlamm liegen lassen.«
    »Sie können ihn nicht diesen Berg hinauftragen. Sie waren kaum …« Sie verstummte, als sie ihm ins Gesicht sah. Die Sehnen an seinem Hals traten in äußerster Anspannung hervor und Tränen liefen ihm über die Wangen.
    »Kann ich helfen?«
    »Nein, ich schaffe es schon.« Er begann, bergauf zu steigen.
    »Ich habe es ihr versprochen.«
    Sie stand mit Monty da und sah zu, wie er den schlüpfrigen Hang erklomm. Warum war es so

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