Komm, dunkle Nacht
Pflicht und Vergnügen ins Gleichgewicht zu bringen. Und ich will nicht, dass die Gewichte in die falsche Richtung ausschlagen.«
Eine Hitzewelle durchlief sie, als sie ihn nackt durch den Raum gehen sah. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie ihn schön wie einen Puma gefunden. Er war muskulös, groß, stark, durchtrainiert und in diesem Schlafzimmer genauso in seinem Element, wie er es im Dschungel gewesen war.
Er hatte sie mit seiner unverblümten Erotik und seiner dynamischen Energie fasziniert und zugleich überrascht. Sie hatte erwartet, dass Sex mit ihm intensiv und überwältigend sein würde, und so war es auch gewesen. Aber zugleich hatte es Spaß gemacht. Wenn sie überwältigt gewesen war, dann von ihrer eigenen Sexualität. Logan hatte nicht versucht, sie zu dominieren. Er hatte geführt, angeboten, verlockt.
Aber war nicht gerade das der Gipfel der Macht und der Manipulation? Verführen war tausendmal schlauer, als Gewalt anzuwenden, und Logan war der verführerischste Mann, dem sie je begegnet war.
Ach, zum Teufel, sie wollte nicht analysieren, was geschehen war. Es ging um Sex, nicht um Gehirnchirurgie. Sie hatte ihren Körper und seinen genossen. Das war alles. Es hatte niemandem geschadet.
»Maggie geht es gut.« Logan kam zu ihr zurück. »Ich habe ihr den Verband gewechselt.«
»Das ging aber schnell. Ich brauche länger.«
»Ich war ja auch hochgradig motiviert.« Er setzte sich auf die Bettkante. »Rück rüber.«
Sie gehorchte. »Geht es Monty gut?«
»Er himmelt Maggie an. Ein derart liebeskrankes Tier habe ich noch nie gesehen. Sie hat ihn ganz schön um den Finger gewickelt.«
»Sie muss vorsichtig sein. Für sie wäre es für immer. Nicht, dass ich sie verteidigen will. Der arme Monty ist … was ist mit deiner Hand?«
»Nichts Schlimmes.« Er blickte auf seine linke Hand hinunter.
»Maggie hat mich ein bisschen gezwickt. Nicht sehr, hat kaum die Haut aufgerissen.« Er legte ihr die Hand auf die Brust. »War nicht ihre Schuld. Ich war wohl zu hastig.«
Sie fühlte wieder die Hitze in sich aufwallen. »Du musst die Wunde reinigen und desinfizieren.«
»Später.« Er legte sich auf sie. »Die Uhr tickt.«
»Jetzt.« Sie stieß ihn weg. »Aber bleib liegen, ich hole meinen Medizinkoffer. Ich möchte nicht, dass du mir die Bettwäsche versaust.«
»Wie liebevoll du sein kannst.«
Sie stand auf und durchquerte das Zimmer. »Perverse Sexspiele sind nichts für mich. Naja, kommt darauf an. Auf Blut stehe ich jedenfalls nicht.«
»Und du denkst, du kannst solche Sachen sagen und dann von mir erwarten, dass ich geduldig …«
»Sei still.« Einen Augenblick später kam sie mit der Sanitätstasche zurück. »Das haben wir gleich.«
Er betrachtete ihren gebeugten Kopf, während sie die Wunde mit Alkohol abtupfte. »Das ist doch gar nicht nötig. Ich glaube, du versuchst, mich zu quälen.«
»Gute Idee. Andererseits ist es nur fair, den Spieß umzukehren. Du hast mich verarztet, als ich Madden geschlagen hatte.«
»Du warst aber nicht in meiner gegenwärtigen Verfassung.«
»O doch, war ich. Nicht sofort, aber du warst zornig und ich spürte …« Sie hob den Blick. »Was Madden gesagt hat, hat dich erregt. Du hast mich angesehen und ich konnte spüren, dass du an die Sachen dachtest, die du gern mit mir machen würdest.
Und dann habe ich auch angefangen, an diese Sachen zu denken, und das hat mich erregt.«
»Madden hat mit alledem nichts zu tun.«
»O doch.« Sie blickte wieder hinab und begann, Jod auf die Wunde zu streichen. »Madden hat mich ein Tier genannt. War ich tierisch genug für dich, Logan?«
Er sagte mit rauer Stimme: »Du warst einfach wunderbar.« Er hob ihr Kinn, so dass er ihr in die Augen blicken konnte. »Ich hätte Madden am liebsten umgebracht, als er das sagte, aber was spricht dagegen, ein Tier zu sein? Zumal ein so sauberes und kühnes und schönes wie du? Und vielleicht war Madden der Auslöser, aber es wäre früher oder später ohnehin passiert.
Erinnerst du dich?«, spottete er. »Was soll man anderes von einem Mann erwarten, der alle zehn Minuten an Sex denkt.«
»Acht Minuten«, sagte sie. »Und nach der heutigen Nacht habe ich das Gefühl, dass der Mensch, der den Artikel geschrieben hat, auch damit noch danebenlag.«
»Diese Nacht zählt nicht.« Er zog sie ins Bett. »Woran soll ich wohl denken, wenn wir uns lieben?«
Sie wich seinem Blick aus. »Mach das Licht aus.«
»Ich sehe dich aber gerne an.«
Sie sah ihn auch
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