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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Wassersuchen. Ich wollte nur für die Eltern alles Menschenmögliche tun.«
    »Ich weiß.« Sie rieb sich den Nacken. »Tut mir Leid, ich bin etwas angespannt. Vielleicht sind sie ja nicht in dem See. Gott, ich hoffe, sie sind es nicht.«
    »Aber wenn sie da sind, wird Monty sie finden? Wie macht er das?«
    »Der Körper eines Ertrunkenen gibt unsichtbare Hautpartikel an seine Umgebung ab. Diese Partikel tragen den Geruch des Menschen und Öl-und Gasausscheidungen, die leichter sind als Wasser und an die Oberfläche steigen. Sobald sie an die Oberfläche kommen, bilden sie durch den Kontakt mit der Luft die Spitze eines Duftkegels. Wenn Monty einen solchen Kegel aufspürt, folgt er ihm bis zu seiner Spitze, wo der Duft am stärksten konzentriert ist.«
    »Unglaublich.«
    »Übung. Monty und ich haben einen ganzen Sommer lang geübt, Ertrunkene zu finden. Am Ende waren wir beide ganz  schön durchgeweicht.« Sie gab Monty einen liebevollen Klaps auf den Kopf. »Er ist unglaublich, seine Fähigkeit, eine Duftspur aufzunehmen, ist achtundfünfzig Mal größer als die des Menschen, bei bestimmten Molekülen kann sie um einige tausend Mal größer sein.«
    »Beeindruckend. Wenn er keine Witterung findet, können wir also davon ausgehen, dass sie nicht hier sind?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Algen könnten das Aufsteigen des Dufts behindern, genauso Schichten kalten Wassers. Es gibt einige Faktoren, die störend wirken können, aber Monty hat es geschafft, die Stelle zu …«
    Monty bellte.
    »Scheiße.« Damit konnte sie die Hoffnung, dass diese Kinder in Sicherheit waren, verabschieden.
    Monty fing an, mit gesenktem Kopf im Boot auf und ab zu laufen.
    »Er hat etwas gefunden.« Sie packte die Leine fester.
    »Stellen Sie den Motor ab und lassen Sie das Boot treiben.«
    Chavez tat, wie ihm geheißen, und Sarah saß still da und beobachtete.
    Monty war aufgeregt, aber er hatte die Quelle des Geruchs noch nicht gefunden. »Starten Sie den Motor wieder, aber fahren Sie ganz langsam. Erst nach rechts, dann nach links.«
    Als sie nach links gewendet hatten und einige Meter gefahren waren, begann Monty, sich wie ein Rasender zu gebärden. Er riss an der Leine und versuchte, im Wasser zu scharren.
    »Hier.« Sie schluckte, um den Knoten in ihrer Kehle zu vertreiben. »Werfen Sie eine Boje aus und markieren Sie die Stelle.«
    Die Stelle markieren. Die Stelle markieren, so dass die Eltern ihre Kinder finden konnten. Sie hatte das Gefühl, in letzter Zeit nichts anderes getan zu haben, als solche Stellen zu markieren 
    und weiter zu gehen.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie sah von der im Wasser schwimmenden, gelben Boje auf in Chavez’ mitfühlendes Gesicht. »Mir geht’s gut.« Sie lächelte schief. »Nein, das ist gelogen. Ich hatte gehofft, wir würden nichts finden. Fahren wir an Land, ich kann Monty kaum noch halten.«
    »Sie hatten ja gesagt, dass er versuchen würde, ins Wasser zu springen.« Er ließ den Motor an. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein. Sobald die Aufregung nachlässt, wird ihm klar werden, dass sie tot sind und er sie nicht retten kann.«
    Ebenso wenig wie sie selbst.
    »Es müssen ja nicht unbedingt diese Kinder sein«, sagte Chavez. »Könnte es nicht ein Tier sein, oder …«
    »Nein, Monty kennt den Unterschied. Es ist mindestens ein Mensch da unten.«
    Monty hatte aufgehört, an der Leine zu zerren, und blickte zurück zu der von der Boje markierten Stelle.
    Retten.
    »Du kannst sie nicht retten, mein Junge.«
    Er begann zu begreifen, dass er nichts tun konnte, und sie spürte seine Traurigkeit.
    Helfen.
    »Du hast geholfen.«
    Monty hob den Kopf und stieß ein herzzerreißendes Heulen aus.
    Sie starrte ihn überrascht an. Normalerweise bellte oder winselte er, aber dieses unheimliche Geheul hatte sie noch nie von ihm gehört.
    War das Maggies Einfluss?
    »Mein Gott«, murmelte Chavez. »Wenn man da keine  Gänsehaut kriegt.«
    »Er ist traurig.« Sie streckte die Hand aus und streichelte Monty den Kopf. »Es wird ihm bald wieder besser gehen.«
    »Entschuldigung.« Chavez schnitt eine Grimasse. »Soll er ruhig heulen. Immerhin stehen wir in seiner Schuld.«
    »Das werden wir wissen, sobald Sie Taucher eingesetzt haben.«
    »Werde ich sofort anfordern«, sagte Chavez und schaltete nahe am Ufer den Motor ab. Er sprang aus dem Boot und zog es an Land. »Aber ich werde sie erst für morgen früh bestellen.
    Jetzt ist es zu dunkel und es ist schon bei Tag gefährlich genug, ein Wrack aus dem Wasser zu

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