Komm, dunkle Nacht
heben.«
»Werden Sie die Eltern heute noch benachrichtigen?«
Er schüttelte den Kopf, während er ihr aus dem Boot half. »Es kann nicht schaden, ihnen noch eine Nacht der Hoffnung zu gönnen. Monty könnte sich ja auch mal geirrt haben. Vielleicht hat diese Millionen-Dollar-Nase Schnupfen oder so was.«
»Ich hoffe, Sie haben Recht.« Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie Monty aus dem Boot scheuchte. Er hatte den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, legte sich am Ufer nieder und starrte auf das Wasser hinaus. Es sah schlecht aus.
Ständig musste sie darum kämpfen, dass Monty nicht in tiefe Depressionen versank. Manchmal dauerte es Wochen, ehe er wieder hinausfand. Sie wandte sich an Chavez. »Tun Sie mir einen Gefallen?«
Er sah sie fragend an.
»Verstecken Sie sich bitte im Wald.«
»Was?«
»Verstecken Sie sich und lassen Sie sich von Monty finden.«
»Ich habe keine Zeit für Spiele. Ich muss den Bericht aufsetzen.«
»Nur zehn Minuten. Ich bitte Sie. Es wird Monty helfen. Es ist eine Art Therapie. Ein Rettungshund ist schrecklich deprimiert, wenn er nur Tote findet. Es ist wichtig für Monty, auch mal einen Lebenden zu finden.«
»Ich kann nicht …« Er sah zu Monty hinab. »Armer Kerl.«
»Nur zehn Minuten.«
»Okay.« Er zog sein Telefon. »Ich kann ja aus meinem Versteck einen vorläufigen Bericht durchgeben.« Er zog eine Grimasse. »Aber Sie können darauf wetten, dass ich niemandem erzählen werde, dass ich gerade mit einem Golden Retriever Versteck spiele. Brauchen Sie irgendwas von mir, damit er den Geruch aufnehmen kann?«
»Ihre Mütze wird genügen. Ich gebe Ihnen fünf Minuten Vorsprung. Verstecken Sie sich einfach irgendwo im Wald.
Aber machen Sie es ihm nicht zu leicht.«
Er nahm seine schwarze Mütze ab und gab sie ihr.
»Zehn Minuten.«
»Gut. Danke, Sergeant.«
Er lächelte. »Keine Ursache. Wir wollen doch nicht, dass er psychische Probleme kriegt.« Er kletterte die Böschung hinauf.
»Gott, was rede ich da?«
Sie sah ihn in der Dunkelheit verschwinden. Netter Kerl. Er hatte ihr die Suche so leicht wie möglich gemacht und nicht viele Beamte wären bereit, sich einem Hund zuliebe im Wald zu verstecken.
Monty wimmerte, den Blick noch immer aufs Wasser hinaus gerichtet.
Sie kniete neben ihm nieder und legte ihm die Arme um den Hals. »Alles in Ordnung. Du hast heute gute Arbeit geleistet. In ein paar Minuten werden wir jemand anderen suchen gehen und dann fahren wir nach Hause. Da wirst du Maggie wiedersehen.
Ist das nicht schön?«
Monty stupste den Kopf gegen ihre Schulter. Wenigstens starrte er nicht mehr auf den See hinaus. Sie hielt ihm die Mütze von Chavez unter die Nase. »Riech. Er hat sich verirrt, wir werden bald auf die Suche nach ihm gehen müssen.«
Tot?
»Nein, er lebt. Nur verirrt.«
Sie hatte selbst das Gefühl, sich verirrt zu haben. Sie fühlte sich verloren, entmutigt und allein. Sie wollte nach Hause und Maggie sehen und sich an Logan kuscheln und die Welt ausschließen.
Logan. Den ganzen Nachmittag lang hatte sie versucht, nicht an ihn zu denken, nur ab und zu waren ihr Erinnerungen an die vergangene Nacht gekommen. Aber jetzt würde es ihr gut tun, an ihn zu denken, sie brauchte Wärme und Leidenschaft, um zu vergessen, dass diese armen Kinder …
»Hör auf, an sie zu denken. Kümmere dich um Monty und dann verschwinde von hier, geh nach Hause zu Logan.« Sie stand auf und zog die Taschenlampe aus ihrem Werkzeuggürtel.
»Schnüffel noch mal dran.« Sie schwenkte die Mütze noch einmal vor Montys Nase, während sie ihm die Leine abnahm.
»Such.«
Er jagte die Böschung hinauf zur Straße.
Sie holte ihn ein, als er einige Minuten später im tiefen Wald stehen blieb und in die Runde schnupperte. Er bebte, erregt, das ganze Wesen auf die jetzige Aufgabe konzentriert.
»Gut. Das ist es, was du brauchst. Vergiss den Tod. Finde Leben.« Sie hielt ihm die Mütze hin, doch ohne sie zu beachten wandte er sich um und rannte los in südlicher Richtung. Er hatte den Kegel zu packen bekommen.
Sie rannte ihm hinterher, der Schein ihrer Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit.
Büsche.
Sie wich ihnen aus, doch im Vorüberrennen kratzte ihr ein herausstehender Ast den Arm.
Ein gestürzter, knorriger Baumstamm.
Spring drüber weg.
Der Boden jenseits des Baumstamms war schlammig und sie rutschte aus, stolperte und rannte weiter.
Sie sah Monty vor sich, wie er mit langen Sprüngen einen Hügel hinaufrannte. Oben angekommen, blieb
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