Komm endlich her und kuess mich!
Dämonen Rafael auch zu kämpfen hatte, sie haben ihn schließlich eingeholt. Ich habe es satt, mich dafür verteidigen zu müssen, dass ich ihm eine gute Freundin war.“
Mit klopfendem Herzen setzte sie sich auf eines der empfindlichen cremefarbenen Sofas mit goldenen Streifen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
„Es fällt mir schwer zu glauben, dass du rein zufällig zum zweiten Mal in so einer Situation bist.“
„So ein Quatsch. Sehe ich vielleicht aus wie eine Femme fatale ? Alles, was ich will, ist meinen Job machen.“
Er setzte sich ihr gegenüber. Als sein Blick über ihren Körper glitt, fühlte es sich an wie tausend Nadelstiche.
„Du bist eine Kämpfernatur. Das bewundere ich an dir. Und du besitzt eine Eigenschaft, die ich nicht genau benennen kann. Jedenfalls bist du wohl kaum eine Femme fatale . Deine nachlässige Kleidung, deine Unverfrorenheit, das ist alles andere als weiblich.“
„Vielen Dank“, meinte sie gekränkt.
„Normalerweise bist du nicht Rafaels Typ. Aber am Abend vor seinem Unfall war er fest davon überzeugt, dass du die Richtige für ihn bist.“
Irgendetwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. „Habt ihr zwei euch gestritten? Ist das der Grund, warum du nicht zum Freitagstraining gekommen bist?“
Er nickte bedauernd. „Als er den Ring wollte, bin ich ausgeflippt.“
„ Du hattest ihn?“
Er fasste sich an den Nasenrücken und atmete hörbar aus. „Ja. Er gehörte unserer Mutter. Sie wollte, dass der Erste, der von uns heiratet, ihn seiner Braut schenkt.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wusste immer, dass Rafael ihn bekommt, weil ich nicht vorhabe …“ Er unterbrach sich und atmete tief ein. „Rafael war schon oft verliebt, aber es war das erste Mal, dass er nach dem Ring fragte.“
„Marco …“
Er biss die Zähne zusammen. „Du hättest bis nach dem Rennen warten können“, sagte er mit rauer Stimme. „Dann hätte er die August-Pause gehabt, um über dich hinwegzukommen. Er hätte sich auf die übliche Weise getröstet – auf einer Jacht in St. Tropez oder mit einem Hollywood-Starlet in L. A. Wenn ihr euch danach begegnet wäret, hätte er dich pequeña genannt, weil er deinen Namen vergessen hätte. Stattdessen liegt er im Krankenhaus und kämpft um sein Leben!“
„Es ging doch gar nicht um mich“, verteidigte sie sich. „Außerdem will ich überhaupt keine Beziehung. Schon gar nicht nach …“ Sie unterbrach sich, doch es war zu spät.
„Du meinst die Sache mit deinem Ex?“
Widerstrebend nickte sie. „Rafael wusste, dass ich nie im Leben etwas mit ihm angefangen hätte.“
Marcos Blick suchte in ihrem Gesicht nach der Wahrheit. „Weißt du, was meine letzten Worte zu ihm waren?“, fragte er leise.
Mitfühlend schüttelte sie den Kopf.
„Ich habe ihm gesagt, er soll endlich erwachsen werden. Dass er die Erinnerung an unsere Mutter beschmutzt.“ Für einige Sekunden verbargen seine Lider seinen Blick, doch sie sah an seinem Gesicht, dass es unter der Oberfläche brodelte. „Wenn ihm irgendetwas zustößt …“
„Ihm wird nichts zustoßen.“
Ohne nachzudenken, legte sie eine Hand auf seinen Arm, spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Sein Blick kehrte zu ihrem Gesicht zurück, wanderte zu ihrem Mund. Ein Stich durchfuhr ihren Körper, verschlug ihr den Atem.
„Ich muss los“, sagte er.
Sie trat zurück, die Hände hinter dem Rücken zu Fäusten geballt, um das Zittern zu verbergen. „Du willst zurück ins Krankenhaus?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich fahre nach Madrid.“
Ihr Magen zog sich zusammen. „Wie lange?“, fragte sie leichthin.
„So lange, wie es dauert, meinen Vater davon zu überzeugen, dass sein geliebter Sohn nicht stirbt.“
Unter der brütend heißen Sonne Nordspaniens saß Sasha im Cockpit des Espiritu DSI, dem Wagen, mit dem Rafael im Vorjahr Weltmeister geworden war. Voller Erwartung ging sie mit geschlossenen Augen den Verlauf der belgischen Rennstrecke durch.
Obwohl kalte Luft in den Wagen gepumpt wurde, lief ihr der Schweiß den Nacken hinunter. Nachdem sie im Geiste die ganze Strecke abgefahren war, schlug sie die Augen auf.
Sie brannten vor Müdigkeit, und Sasha musste einige Male blinzeln, um klar sehen zu können. Noch vor Sonnenaufgang war sie aufgewacht, aus dem Schlaf gerissen vom Start des Hubschraubers. Stundenlang hatte sie sich im Bett hin- und hergewälzt, in Gedanken bei Marco.
Sie presste die Lippen zusammen, um den Kopf freizubekommen. Dann schloss sie
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